Entsteht bei Presseck bald ein Waldfriedhof?

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Nur kleine Schilder mit Namen und Lebensdaten sollen - wei hier in Naila - auf den Bestatteten hinweisen.Klaus Klaschka
Nur kleine Schilder mit Namen und Lebensdaten sollen - wei hier in Naila - auf den Bestatteten hinweisen.Klaus Klaschka
Bei Bedarf steht für Trauerfeiern ein Gedenkplatz zur Verfügung. Foto: Klaus Klaschka
Bei Bedarf steht für Trauerfeiern ein Gedenkplatz zur Verfügung. Foto: Klaus Klaschka
 

In einem zunächst 3,3 Hektar großen Waldgebiet nördlich von Schloss Heinersreuth möchte Freiherr Ludwig von Lerchenfeld einen Waldfriedhof anlegen.

Eine Nachfrage besteht offenbar. Nur weil das Thema auf der Tagesordnung der Sitzung des Pressecker Gemeinderats am Montagabend stand, gingen laut Geschäftsstellenleiter Frank Wunner zwei diesbezügliche Anfragen im Rathaus ein.

25 Bestattungen in drei Monaten

In den ersten drei Monaten diesen Jahres fanden laut Constantin Freiherr von Reizenstein in den Waldfriedhöfen in Naila und Issigau 25 Beisetzungen statt. Sie sind Vorbilder für das Vorhaben in Heinersreuth, das Franz Freiherr von Rotenhan dem Gemeinderat vorstellte. Die Rotenhan‘sche Forstverwaltung betreibt drei Anlagen im Dreieck Chemnitz-Zwickau-Aue; die Reizenstein‘sche Forstverwaltung seit Dezember zwei in Naila und Issigau.

Mit dieser Idee sei er bereits 2014 schwanger gegangen, sagte Ludwig von Lerchenfeld. Er habe einer Praktikantin in seinem Forstbetrieb den Anstoß für ihre Bachelor-Arbeit zum Abschluss ihres Studiums der Forstwissenschaften gegeben. Sie habe hierzu auch Bewohner in Heinersreuth und den umliegenden Dörfern befragt. Die Leute hätten sich durchaus positiv zu einer Urnenbestattung im Wald geäußert - "natürlich nicht alle", so von Lerchenfeld.

Die Menschen hätten in den vergangenen Jahren zunehmend eine Liebe zur Natur entwickelt, auch mit der Folge, dort einmal bestattet zu werden. Die landläufige Erdbestattung sei zudem heute nicht mehr die Regel.

160 Jahre alte Bäume

Laut Rotenhan dürften nur Kirchen oder Kommunen Träger von Friedhöfen sein. Der Gemeinderat müsse das Vorhaben im Zusammenhang mit dem Flächennutzungsplan genehmigen. Nördlich von Schloss Heinersreuth sei hierfür zunächst eine Fläche von 3,3 Hektar vorgesehen. Dort liege inmitten eines nadelholzdominierten Mischwalds ein parkähnlicher Buchenhallenwald mit 160 bis 180 Jahre alten Bäumen mit Stammdurchmessern von 50 Zentimetern bis einem Meter.

Die Zufahrt sei über einen bereits vorhandenen Weg hinter den Gebäuden des Schlossareals möglich; es gebe auch Flächen, um einen Parkplatz anzulegen. Die Urnen werden laut Rotenhan nicht anonym bestattet. Meist noch zu Lebzeiten werde ein Baum ausgewählt, neben dem man später beigesetzt werden will. Neben einem kleineren Einzelbaum finde eine Urne statt, unter einem großen Baum gebe es durchaus bis zu zwölf "Plätze".

Alle katalogisiert

Alle Bäume seien katalogisiert, so dass die einzelnen Ruheplätze immer auffindbar sein werden. Zudem werden die Namen und Lebensdaten der Beigesetzten auf kleinen Schildern verzeichnet. Pflanzungen und Grabsteine - "der Wald soll weiterhin Wald bleiben". Daher würden auch keine Arbeiten und Kosten für die Grabpflege entstehen; gezahlt werden müsse lediglich für die zeitlich begrenzte Nutzung es über 20 bis 60 Jahre (die aber verlängerbar sind) sowie für die Beisetzung.

Als Träger des Friedhofs blieben für die Gemeindeverwaltung letztlich nur wenige Aufgaben. Zudem würden der Kommune keine Kosten entstehen, außer für Briefmarken zum Versenden von Rechnungen. Für die Verkehrssicherung einschließlich Absicherung der Bäume müsste die Lerchenfeld‘sche Forstverwaltung als Eigentümer sorgen.

"Naturfriedhof Frankenwald"

Sämtliche organisatorischen Aufgaben blieben bei der Reizenstein‘schen Forstverwaltung. Zwischen Träger, Betreiber und Eigentümer würden entsprechende vertragliche Vereinbarungen geschlossen.

Der Heinersreuther Waldfriedhof wäre formal ein Teil des bereits bestehenden "Naturfriedhofs Frankenwald", eines interkommunalen Bestattungswalds der Gemeinden Naila und Issigau und dann eben auch Presseck. Seit Ende 2018 sind die Flächen in Naila und bei Issigau angelegt.

Die Grabstellen dort sind von natürlichem Waldboden bedeckt. Mitten auf dem Areal steht ein acht Meter hohes Kreuz, darunter Holzbänke im Halbkreis um einen altarähnlichen Tisch. Der Platz kann für liturgische Handlungen genutzt werden, wenn die Hinterbliebenen dies wünschen.

"Keine Konkurrenz"

Bürgermeister Siegfried Beyer stand dem Vorhaben positiv gegenüber und sah zu den beiden konfessionellen Friedhöfen in Presseck oder die kommunalen Gottesäcker in Reichenbach und Wartenfels "keine Konkurrenz", sondern eher eine Bereicherung, da ein Waldfriedhof bei Heinersreuth regional und überregional auf Presseck aufmerksam mache.

"Doch wir werden das in nächster Zeit im Gemeinderat eingehend beraten und dann entscheiden," sagte er.

Genehmigt hat der Pressecker Gemeinderat den Bauantrag von Ludwig Ruml. Er möchte seine Autowerkstatt am Ortsende um das eineinhalbfache vergrößern. Zwei bis drei weitere Hebebühnen sollen dort installiert werden. Ob er dafür weitere Arbeitskräfte einstellen wird, darauf wollte sich Ruml vorerst nicht festlegen.