Weil Stellflächen immer wieder von Falschparkern besetzt sind, verlangt die Firma update texware eine Parkgebühr von 40 Euro. Auch Mitarbeiter des benachbarten Klinikums wurden schon abkassiert. Die Einnahmen sind für einen guten Zweck.
Gewöhnlich sitzt Heidi Bär bei der Firma update texware GmbH am Empfang. Es gibt aber Tage, an denen sie nicht nur die Geschäftskunden begrüßt, sondern auch in die Rolle einer Parküberwacherin schlüpft. An denen sie "Knöllchen" unter Scheibenwischer klemmt - Zahlungsaufforderungen, die ihr Arbeitgeber an all die richtet, die ihr Auto widerrechtlich auf die von der Firma angemieteten Parkplätze stellen.
40 Euro pro Tag
Stolze 40 Euro pro Tag müssen die Parksünder zahlen. Die Gebühr wird nicht verlangt, um die Leute abzuzocken, wie Geschäftsführer Michael Schiffmann betont. Die Firma hofft, dass die Maßnahme, die rechtlich geprüft sei (siehe "Vertragsstrafe ist rechtens"), eine abschreckende Wirkung hat, dazu beiträgt, dass die oft auch für Kunden benötigten Stellflächen nicht mehr von Mitarbeitern oder Besuchern des benachbarten Klinikums blockiert werden. Schiffmann: "Wir sacken das Geld auch nicht für uns ein. Wir spenden die Einnahmen für einen guten Zweck."
Fläche ist angemietet
Das Softwareunternehmen hat vom Krankenhaus 16 Stellflächen angemietet. Parkplätze, die Klinikums-Besucher normalerweise gar nicht zu sehen bekommen, befinden sie sich doch ganz am Ende der Albert-Schweitzer-Straße noch über dem Krankenhaus. Die Zufahrt ist nur über eine Schranke möglich. Wer den Berg zum Firmengebäude hinauffährt, der gelangt zu den rund 50 Stellflächen, die weiß (für Klinikum bestimmt) beziehungsweise blau (für update) markiert sind. Eine Kennzeichnung, die Autofahrer ebenso wenig davon abhält, ihren Wagen auf den blauen Stellflächen zu parken, wie das Hinweisschild, das auf die Parkgebühr von 40 Euro verweist. Dass sich der eine oder andere einmal versehentlich auf einen Firmenparkplatz stellt, dafür hat der update-Chef noch Verständnis. Schiffmann: "Wer einmal falsch parkt und sich danach bei uns entschuldigt, der muss auch nichts zahlen."
Es kann ganz schön teuer werden
Für all die, die sich nicht entschuldigen, kann es teuer werden. Werden die 40 Euro nicht bezahlt, wird der Rechtsanwalt eingeschaltet. "Wird die Sache außergerichtlich geklärt, sind weitere 94 Euro, bei einem gerichtlichen Mahnbescheid 263 Euro fällig." Schon 30 Falschparker haben laut Schiffmann gezahlt. Nicht nur Besucher, auch Krankenhaus-Beschäftigte wurden zur Kasse gebeten.
Das sagt das Klinikum
Dass die Mitarbeiter vor längerer Zeit schon per Hauspost über die Regelung informiert worden sind, teilt stellvertretender Klinikum-Geschäftsführer Andreas Hacker mit. Warum trotzdem auf update-Stellflächen geparkt wird? Pauschal könne er das nicht beantworten. Vielleicht aus Unkenntnis, manchmal eventuell als Notlösung, sagt Hacker, der betont, dass die Beschäftigten gerade auch nach dem Neubau der Autogarage für 158 Fahrzeuge eine große Auswahl an Stellflächen hätten. Und das Angebot werde sogar erweitert. In Höhe der Terrassenhäuser würden weitere 40 bis 50 Parkplätze geschaffen.
Ob update texware auch dann noch Mitarbeiter des Klinikums abkassieren wird? Heidi Bär ist gespannt. Den Ärger der Falschparker bekommt sie übrigens zu spüren, wenn diese mit der Gebührenforderung ins Firmengebäude kommen. "Da steht schon mal einer wutentbrannt am Empfang", berichtet Bär. Auch ihr Chef muss Kritik einstecken. Es sei "unwürdig", Klinikums-Besucher "abzuzocken", habe ihm jemand gesagt. Unwürdig sei es nicht, sagt Schiffmann, "zumal die Einnahmen ja für einen guten Zweck bestimmt sind".