Eine Kasendorferin zwischen Tennis und Tornados

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Tennis und Studium unter einen Hut zu bringen, war das Ziel von Julia Angermann aus Kasendorf. In Amerika kann sie genau das umsetzen. Fotos: privat
Tennis und Studium unter einen Hut zu bringen, war das Ziel von Julia Angermann aus Kasendorf. In Amerika kann sie genau das umsetzen. Fotos: privat
Natürlich ist Zeit für den American Way of Life.
Natürlich ist Zeit für den American Way of Life.
 
Julia Angermann.
Julia Angermann.
 

Die Kasendorferin Julia Angermann besucht die William-Carey-University in Hattiesburg im US-Bundesstaat Mississippi. Dort hat sie ein Stipendium und kann sich voll auf ihren Sport konzentrieren.

Tennis und Studium unter einen Hut zu bringen, das war das große Ziel von Julia Angermann. In Amerika kann sie genau das tun. Die 19 Jahre alte Kasendorferin hat ein Stipendium an der William-Carey-University in Hattiesburg im Bundesstaat Mississippi.

College-Tennis heißt das Zauberwort für die junge Oberfränkin. "Ich studiere Psychologie und spiele Tennis für die Uni", erklärt sie. Das Tennisprogramm werde bezahlt, auch die vielen Reisen, die dazugehören. "In Deutschland hätte ich nie die Zeit gehabt, so zu trainieren", sagt Julia, die 2011 die Abschlussklasse am Caspar-Vischer-Gymnasium absolviert hat.

"Ein bisschen was" muss sie noch für den akademischen Teil bezahlen, aber auch das, so hofft sie, wird ihr nach ihrem ersten Jahr als "Freshman" erlassen.


Zuerst New York im Auge

Über ihre Facebook-Seite hat sie Kontakt mit einer Organisation
bekommen, die ihr das Studium in Amerika ermöglicht hat. Über 40 Unis standen zur Auswahl, ein Studium in New York zerschlug sich kurzfristig.

Die Wahl der Universität in Hattiesburg fiel der Kasen-dorferin dann aber leicht, weil sie schon Kontakt zu der Einrichtung hatte, die zugleich viele Deutsche besuchen. Zwei Frankfurter sind dort Tennistrainer.


In christlicher Uni

Neben der Sportförderung gibt es noch eine weitere Besonderheit an Hattiesburg: Es handelt sich um eine private christliche Universität. Sprich: "Es dürfen keine Jungs ins Zimmer. Es gibt Besuchszeiten, während denen die Türen offen bleiben müssen." Zudem sind gelegentliche Gottesdienstbesuche Pflicht.

Tennisprofis sind die Studenten alle nicht, sagt Julia, aber über ein reines Hobby gehe ihr Sport hinaus. "Sonst würden wir hier nicht jeden Tag trainieren." Manchmal stünden sogar zwei Einheiten am Tag auf dem Programm. "Um 6 Uhr zwei bis drei Stunden, nachmittags dann nochmal." Am 20. Mai kommt sie wieder für drei Monate zurück nach Deutschland.

Aber auch hier ist Tennis angesagt, die Wettkampfsaison beginnt am 7. Mai. Da steigt die Kasendorferin dann mit etwas Verspätung ein und spielt für den TC Bamberg Turniere. Im Hinterkopf hat sie schon die zweite Bundesliga. "Wenn ich mich weiter verbessern kann ..."


Kontakt zur Heimat via Skype

Die Entscheidung, nach Amerika zu gehen, sei ihr nicht leicht gefallen, sagt die 19-Jährige. "Hätte ich das aber nicht gemacht, hätte ich das irgendwann bereut." Kontakt mit ihrer Heimat hält sie mit Videotelefonaten über das Internet.

Probleme, Anschluss zu finden, hat sie in USA nicht. "Man muss sich eigentlich nur trauen, auf die Leute zuzugehen und mit ihnen zu sprechen." Einen deutlichen Unterschied zwischen Deutschen und Amerikanern hat sie jedoch ausgemacht: "Es ist schwer, hier richtig gute Freunde zu finden, weil die Amerikaner sehr oberflächlich sind." Aber auch da hat sie Glück: Ihr Tennis-Team am College ist international, die Spieler kommen aus Schweden, Italien, der Ukraine oder Südafrika ...

Und die Mannschaft ist richtig erfolgreich: In der "National Association of Intercollegiate Athletics (NAIA)", einer nationalen College-Sport-Liga, ist das Team von Julia Lauterbach seit kurzem die Nummer 1. "Wir haben die alte Nummer eins geschlagen, das war unglaublich." Stolz ist Julia darauf, dass sie als einzige Spielerin ihrer Uni sowohl das Einzel als auch das Doppel gewonnen hat. "Dafür war ich Spielerin der Woche."

Den Erfolg schreibt sie dem Zusammenhalt in ihrer Mannschaft zu. Auch hier hat sie einen Unterschied zu Deutschland ausgemacht - diesmal aber pro Amerika: "Die Mannschaft zählt hier mehr. Das ist ein richtiges Team, das seine Uni repräsentiert."

Dass die Kasendorferin in ihrer Sportart so weit gekommen ist, das habe sie vor allem ihrem Trainer in Deutschland, Oldrich Hanus, zu verdanken. "Weil er mich immer wieder motiviert und dabei unterstützt hat, nach Amerika zu gehen."


Hurrikane hat gewütet

Erlebt hat die 19-Jährige in ihrer Zeit in den USA bisher einiges - vor allem beim Wetter. "Zurzeit hat es bei uns 20 Grad", sagt sie. Selbst im Dezember sei man tagsüber im T-Shirt unterwegs. Das ist noch angenehm. "Bei meiner Ankunft letztes Jahr im August hatte es 40 Grad und eine hohe Luftfeuchtigkeit, so dass das einem noch wärmer vorkam."

Und eine Woche später erlebte sie ihren ersten Hurrikan. Ein paar Tornados hat sie bereits heil überstanden. "Die andere Uni in Hattiesburg hat es dafür getroffen."

Um Hurrikane und Tornados braucht sie sich wohl weniger Sorgen machen, wenn sie im Mai wieder nach Deutschland kommt. Da kann sie sich dann voll auf ihr großes Hobby konzentrieren: Tennis.