Ein Heimat-Krimi aus Neuenmarkt

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Heimatforscher Dieter Geyer aus Untersteinach hat über ein Verbrechen, das 1928 in Neuenmarkt verübt worden ist, einen Kriegs-, Heimat- und Ganovenroman geschrieben. Fotos: Werner Reißaus
Heimatforscher Dieter Geyer aus Untersteinach hat über ein Verbrechen, das 1928 in Neuenmarkt verübt worden ist, einen Kriegs-, Heimat- und Ganovenroman geschrieben. Fotos: Werner Reißaus
Die Granitstele in der Grünanlage beim früheren Güterbahnhof - der Auslöser für das Werk mit dem Titel "Das geflügelte Rad".
Die Granitstele in der Grünanlage beim früheren Güterbahnhof - der Auslöser für das Werk mit dem Titel "Das geflügelte Rad".
 

Der Kommandant der früheren Gendarmeriestation Neuenmarkt, Johann Krauß, wurde 1928 ermordet. Dieter Geyer hat die Geschichte der Tat niedergeschrieben.

Eine Gedenksäule aus Granit, auf der in großen, goldenen Lettern der Name Johann Krauß eingraviert ist, steht in der Grünanlage am früheren Güterbahnhof. Sie erinnert an den Kommandanten der einstigen Gendarmeriestation Neuenmarkt, Johann Krauß, der am 21. Dezember 1928 durch Mörderhand starb. Heimatforscher Dieter Geyer aus Untersteinach inspirierte diese Stele, einen Kriegs-, Heimat- und Ganovenroman zu schreiben. Titel "Das geflügelte Rad."

Was war damals geschehen? Am 19. Dezember 1928 raubten zwei Unbekannte die Kasse des Kulmbacher Bahnhofs. Sie entkamen mit einem größeren Geldbetrag. Am nächsten Tag verständigte der Vorsteher des Bahnhofs Untersteinach die Gendarmeriestation Neuenmarkt davon, dass zwei Männer, auf die die Beschreibung zutraf, Fahrkarten nach Hof gelöst hatten. Als Johann Krauß mit einem Kollegen die beiden im Zug am Bahnhof Neuenmarkt-Wirsberg festnehmen wollte, gab einer der Verdächtigen durch seine Hosentasche einen Pistolenschuss auf Krauß ab, der am nächsten Tag an den Folgen seiner Verletzungen verstarb. Einer der beiden Täter verübte Selbstmord, der andere wurde zu mehreren Jahren Zuchthaus verurteilt.

Die Kenntnis von dieser schrecklichen Tat weckte bei Geyer das Krimifieber, zumal auch eine Verbindung zu seinem Heimatort bestand: Der Bahnhofsvorsteher von Untersteinach hatte den entscheidenden Hinweis gegeben. Dass Heimatkrimis besonders gefragt sind, war dann für Geyer der entscheidende Auslöser, zur Feder zu greifen. Und weil seine Frau Monika eine Krimi-Liebhaberin ist. "Ich wollte ihr eine Freude bereiten und habe ihr, Tochter Stephanie und Enkelin Johanna Marie den Roman gewidmet."


Kulmbacher Archivar half mit

Der Autor in spe betrieb zunächst Grundlagenforschung. Erster Ansprechpartner war für Erich Olbrich vom Kulmbacher Stadtarchiv, der ihm bei seinen Forschungen über Untersteinach schon viele wertvolle Hinweise gegeben hatte. "Ich fragte ihn, ob es alte Zeitungsartikel von dieser Tat gäbe. Tatsächlich fand er welche im damaligen Kulmbacher Tageblatt, wo der Ablauf des Verbrechens in allen Einzelheiten beschrieben war."

Die Tatsachenberichte waren Geyer aber zu brutal: "Die Geschehnisse wurden von mir umgewandelt und romantisch verklärt. Aus den rücksichtslosen und über Leichen gehenden wahren Verbrechern von damals wurden bei mir einfache Menschen, die durch eine schlimme Zeit immer weiter hineingezogen wurden in einen Abwärtsstrudel und ins Verbrecherdasein. Deshalb ist es eben nur ein Roman und keine exakte geschichtliche Aufarbeitung."

Viele Bilder und Beschreibungen beziehen sich auf Untersteinach. Das kommt nicht von ungefähr, denn Geyer hat durch seine Heimatforschung in 30 Jahren genügend Material über seinen Geburtsort gesammelt. "Es ging mir darum, eine Geschichte zu erfinden, in der die Gäste unseres Bezirks Oberfranken, des Landkreises und die Besucher des DDM Orte und Gegenstände, die im Roman vorkommen, wiedererkennen können. Und dass die Leser auf den Spuren dieses Verbrechens auch nach so vielen Jahrzehnten noch wandeln können."


Vom Zuchthaus aufs Totenbett

Geyers Roman endet mit der Feststellung, dass "Dietfried" zu einer langjährigen Zuchthausstrafe verurteilt wurde, die er im Gefängnis von Bayreuth ableisten musste: "Bald nach seiner Entlassung zog er sich infolge seines unsteten Lebens eine unheilbare Lungenkrankheit zu. In einer kalten Nacht wurde er bewusstlos auf dem Bahnhofsvorplatz in Kulmbach aufgefunden und ebenfalls, wie damals Wilhelm ins Krankenhaus gebracht.

In seinem Fieberdelirium fantasierte er vom geflügelten Rad, das ihn über paradiesische Landschaften, aber auch über schreckliche Untiefen und finstere Klüfte hinwegtrug. Er starb im gleichen Zimmer wie sein Jugendfreund, ungetröstet und mit der bohrenden Frage nach Gott im Herzen, einsam und verlassen. Und so dreht sich das Karussell des Lebens und Sterbens unaufhaltsam weiter, wie es vom Schöpfer von Anbeginn der Welt und für alle Zeiten festgelegt worden war."

In den Roman hat Geyer auch viele Kindheitserinnerungen hineingepackt. Etwa die, dass ihn seine Mutter einst beim "Wäschfleia" im Liesbach in letzter Minute vor dem Ertrinken retten konnte.

Der Roman hat fast hundert DIN A 4-Seiten, Dieter Geyer war zwei Jahre und rund 1000 Stunden damit beschäftigt.