Helmut Geiger hat in seinem zweiten Buch so manchen Schatz aus Kulmbachs Historie gehoben. Diesmal hat der Autor in die Biergeschichte der Stadt erforscht. Dabei konnte er sogar das Rätsel vom Zweifalterberglein lösen.
Es war eine liebe Zeit, die gute alte Zeit vor anno 14. In Kulmbach gleich gar. Das Bier war noch dunkel, gebraut wurde es in annährend 100 großen und kleinen Brauereien und ausgeschenkt in zahllosen Wirtshäusern. Es war halt noch vieles in Ordnung damals ...
Seither hat sich in 100 Jahren viel verändert. In Kulmbach gibt es nur noch eine große und zwei kleine Brauereien, und die Wirtshäuser werden auch immer weniger. Doch wer für die gute alte Bierzeit schwärmt, kann sich bald dorthin zurückversetzen: Helmut Geiger hat zwar keine Zeitmaschine erfunden, doch in seinem zweiten Buch führt er dem Leser jene Epoche vor Augen.
Seine "Biergeschichte(n)" legt er am Donnerstag in der Kommunbräu vor.
Mit Fleiß und Hingabe Der 71-Jährige, der schon lange in Guttenberg wohnt, aber in Kulmbach aufgewachsen und immer ein Kulmbacher geblieben ist, hat mit Fleiß und Hin gabe ein neues Kapitel in der Kulmbacher Stadtgeschichte aufgeschlagen. Im Hauptteil des Buches stellt er für die Zeit von 1860 bis 1914, als der Aufstieg Kulmbachs zur Bierstadt begonnen hat, akribisch eine Vielzahl von Kleinbrauern erstmals vor.
Zum Beispiel Andreas Ludwig: Der Bäckermeister und Bierbrauer stellt 1880 seinen ersten Sud im Kommunbrauhaus her.
Er hat Erfolg mit dem Bierexport und verkauft sein Gebräu in Kulmbach in der "Bürgerschenke" am Holzmarkt (heute Langgasse 31, Telekom-Shop). Er zählt zu den Honoratioren der Stadt und gehört - neben Kommerzienrat Herrmann Limmer oder Drechslermeister Konrad Murrmann - dem Kollegium der Gemeindebevollmächtigten an.
Geiger hat auch Glück: Bei der Recherche für sein Buch stößt er auf die Kleinbrauerei Pöhlmann und ihren Felsenkeller am Zwei falterberglein, Eingang Doktors gässchen. Keiner weiß, wo das beliebte Ausflugsziel gewesen ist.
Bestens geeigntet Erst Heinrich Geyer, Grabenstraße, kann weiterhelfen. Das Zweifalterberglein ist der Röthleinsberg, und das Doktorsgässchen ist die - jetzt gesperrte - Verbindung vom Röthleinsberg zur Oberen Buchgasse.
Das Grundstück - es gehört heute der Familie Winkler - "mit herrlichem Blick auf Kulmbach und das Maintal war natürlich für ein Gartenlokal bestens geeignet", schreibt er.
Im zweiten Teil präsentiert uns der Autor Kleinbrauereien aus eingemeindeten Stadtteilen - von Burghaig bis Petzmannsberg. Und im dritten Abschnitt geht er auf das "schillernde vierte Quartal des 20. Jahrhunderts" ein, als sich in Kulmbach die vier großen Brauereien EKU, Reichel, Mönchshof und Sandler - nicht immer freundlich gesinnt - gegenüberstehen.
Bierkrieg in Kulmbach Die Zeit hat Geiger selbst erlebt, ist als Geschäftsführer des Markgrafen-Getränkevertriebs mittendrin gewesen. Er plaudert aus dem Nähkästchen und berichtet von einem Bierkrieg in Kulmbach.
Es stehen sich gegenüber: Carl Reischach (†/"Mann von Welt, braungebrannt, mit einer Flotte von hochwertigen bis schnittigen Autos"), der bei der EKU wie ein Fürst regiert, und Gert Langer ("bodenständig, volkstümlich") von der Reichel bräu. Das Ende ist bekannt - am Schluss (1997) schluckt die Reichelbräu, die sich vorher schon Sandler und Mönchshof einverleibt hat, den Konkurrenten.