Drehen sich bald Windräder im Wald bei Grafendobrach?
Autor: Stephan Tiroch
Grafendobrach, Freitag, 08. März 2019
Nach den Schlagzeilen über die Photovoltaikanlage, stellt sich die Frage: Was wird aus den Windpark bei Grafendobrach? Es ist ein neuer Kläger auf den Plan getreten.
So viele Schlagzeilen über Grafendobrach gab es noch nie. Im 200-Seelen-Dorf am nördlichen Rand des Kulmbacher Stadtgebiets lässt es sich beschaulich leben. Bis man jetzt durch eine Photovoltaikanlage in den Blickpunkt rückte.
Die Rugendorfer Firma Münch Energie plante, bei Grafendobrach auf 13,7 Hektar Fläche Strom für 3300 Haushalte zu produzieren. Das Projekt wurde vom Kulmbacher Stadtrat gestoppt, der den Bauantrag abgelehnt (siehe hinten).
Idylle und Windräder
Die Diskussion über die Photovoltaikanlage ist noch nicht abgeebbt, da drängt sich ein weiteres Thema auf, das die Grafendobracher Idylle stören könnte: Wie ist der Sachstand beim bereits genehmigten Windpark Rugendorf? Warum wurde bisher keines der sieben Windräder gebaut? Drei Rotoren sollen sich im Wald auf der Fichtichhöhe bei Grafendobrach drehen - weithin sichtbar und im Dorf hörbar. Seit zwei Jahren hört man von dem Projekt nichts mehr. Aber was läuft im Hintergrund?
Rückblende: Als letzte der insgesamt sieben Windräder - drei im Landkreis Kronach, eines bei Rugendorf-Eisenwind - wurden im Dezember 2016 die drei Anlagen auf der Fichtichhöhe bei Grafendobrach genehmigt. Weil dort oben aber der streng geschützte Schwarzstorch auf Futtersuche geht, dürfen sich, so die Auflage des Landratsamts Kulmbach, die Rotoren vom 1. April bis zum 31. August tagsüber nicht drehen.
Wo futtert der Schwarzstorch?
Allerdings kann der Investor, die Naturstrom AG, Düsseldorf, die Tagabschaltung dadurch umgehen, dass man dem seltenen Vogel woanders Nahrung anbietet. So sollen bei Sackenreuth fünf Teiche gebaut werden, um den Schwarzstorch umzuleiten. Ob der scheue Geselle wirklich dort futtert, wird vor Inbetriebnahme der Windräder geprüft.
Die erwähnten naturschutzrechtlichen Auflagen gelten nach wie vor, stellt das Landratsamt Kulmbach fest. "Die geforderten und erforderlichen Maßnahmen wurden aber bisher nicht durchgeführt. Auch eine wasserrechtliche Genehmigung für die Biotopteiche wurde noch nicht erteilt", heißt es in der Stellungnahme.
Vier Klagen vor dem Verwaltungsgericht
Daran dürfte es aber nicht liegen, dass sich der Bau der Windräder verzögert. Der Grund ist juristischer Natur. Denn es sind insgesamt vier Klagen vor dem Verwaltungsgericht anhängig.