Die Kulmbacher CSU sucht einen Kandidaten

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Zwei Bewerber für einen Posten: die beiden Abgeordneten Ludwig von Lerchenfeld (rechts/Kulmbach) und Martin Schöffel (links/Wunsiedel) wollen bei der Landtagswahl CSU-Direktkandidat im Stimmkreis Wunsiedel-Kulmbach werden. Foto: Ronald Rinklef
Zwei Bewerber für einen Posten: die beiden Abgeordneten Ludwig von Lerchenfeld (rechts/Kulmbach) und Martin Schöffel (links/Wunsiedel) wollen bei der Landtagswahl CSU-Direktkandidat im Stimmkreis Wunsiedel-Kulmbach werden. Foto: Ronald Rinklef

Die CSU kann im neuen Stimmkreis Wunsiedel-Kulmbach nur einen Direktkandidaten nominieren - und hat zwei Bewerber: Ludwig von Lerchenfeld und Martin Schöffel. Freiwillig verzichten will keiner von beiden Abgeordneten.

Kaum sind die Sektgläser von der OB-Wahlparty weggeräumt, stellt sich bei der CSU schon wieder die K-Frage: Wer soll Landtagskandidat werden und bei der Wahl nächsten Herbst im neuen Stimmkreis Wunsiedel-Kulmbach das Direktmandat holen? Denn dass der CSU-Kandidat in den Landtag einzieht, kann als so gut wie sicher angenommen werden, auch wenn die Gegenkandidatin von der SPD Inge Aures heißt und ziemlich populär ist.

Die derzeitige Kulmbacher Abgeordnete Gudrun Brendel-Fischer, die am Samstag im Stimmkreis Bayreuth nominiert worden ist, hat den Platz freigemacht. Hinter den Kulissen gibt es bereits seit Monaten einen Zweikampf. Das Duell: MdL Ludwig von Lerchenfeld aus dem CSU-Kreisverband Kulmbach, vor einem Jahr für den neuen Lichtenfelser Landrat Christian Meißner ins Parlament nachgerückt, gegen MdL Martin Schöffel, Wunsiedel.

Schaulaufen der Kandidaten
Das Schaulaufen der potentiellen Kandidaten hat längst begonnen, zunächst noch weitgehend unbemerkt. Zum Beispiel: Gregorifest in Kulmbach. Im Festzug marschiert bei der örtlichen Politik ein junger Mann mit, den kaum einer kennt. Jetzt, ein paar Monate später, ist er schon bekannter: MdL Martin Schöffel, 2008 in Wunsiedel direkt gewählt. Der 35-jährige Politiker wirbt für sich, er macht Wahlkampf, denn er will auch den neuen Stimmkreis Wunsiedel-Kulmbach im Landtag in München vertreten. "Ich trete auf jeden Fall an", sagt er mit Blick auf die Nominierungsversammlung, die am 18. Dezember stattfinden soll.

Dort wird er auf einen zweiten Bewerber treffen, auf den Freiherrn von Lerchenfeld. Getroffen haben sich beide in letzter Zeit schon öfter - bei der Sportlergala der Stadt, wo die Konkurrenten nebeneinander sitzen (siehe Foto), bei der Kulm bacher Ausbildungsmesse oder bei der Wahlparty von OB Henry Schramm.

Der Baron aus dem Pressecker Ortsteil Heinersreuth wird nicht freiwillig verzichten. "Der CSU-Kreisvorsitzende Henry Schramm hat klargemacht, dass Kulmbach mit einem eigenen Kandidaten antritt", sagt er und fragt: "Und wer sollte das anders sein als der amtierende Landtagsabgeordnete?"

120 Delegierte - 57 aus Kulmbach
Zwei Bewerber für eine Position - die CSU muss sich entscheiden. Das letzte Wort haben die 120 Delegierten der Nominierungsversammlung - 57 von ihnen kommen aus dem Kreis Kulmbach, 52 aus Wunsiedel und 11 aus den fünf Bayreuther Fichtelgebirgsgemeinden Bad Berneck, Gefrees, Mehlmeisel, Bischofsgrün und Fichtelberg, die die Landbrücke zwischen Kulmbach und Wunsiedel bilden.

Dass wegen der Kulmbacher OB-Wahl bisher Ruhe im CSU-Kreisverband angesagt war, hat Ludwig von Lerchenfeld respektiert. "Aber jetzt muss auch Kulmbach eine Position beziehen", sagt der 55-Jährige. Er geht fest davon aus, dass bei der Kreisvorstandssitzung am Dienstag darüber gesprochen wird. "Wir sind sowieso spät dran, wir sind der einzige Stimmkreis in Oberfranken, der noch nicht nominiert hat."

Sympathie für Schöffel
Die Konkurrenz aus Wunsiedel hat der Baron natürlich bemerkt. MdL Schöffel sei schließlich seit über einem halben Jahr im Raum Kulmbach präsent. Offenbar haben die Aktivitäten des Wunsiedlers auch Wirkung gezeigt. Zwar nicht offiziell, aber hinter vorgehaltener Hand erfährt man im Gespräch mit verschiedenen hiesigen CSU-Politikern, dass man durchaus Sympathien für Schöffel hegt.

Dazu könne er nichts sagen, meint Lerchenfeld. "Aber", so der Baron weiter, "wenn der Kreisverband Kulmbach sagt, dass er mit einem eigenen Kandidaten antritt, dann erwarte ich schon, dass die Kulmbacher geschlossen hinter mir stehen und ihren Kandidaten unterstützen. Das werde ich auch einfordern, und dafür werde ich kämpfen." Wenn er von dieser Loyalität nicht ausgehen könne, "dann wäre ich schon vorher verkauft".

Kein Kommentar
Steht der CSU-Kreisverband hinter MdL Lerchenfeld? Oder gibt es noch Klärungsbedarf? Fragen, auf die vor dem Treffen des CSU-Kreisvorstands keine Antwort zu bekommen ist. "Kein Kommentar", erklärt CSU-Kreisvorsitzender Henry Schramm. Er verweist auf das Ergebnis der Sitzung und auf die Wahl der Delegierten am Freitag.

Klar positioniert hat sich der CSU-Kreisvorstand in Wunsiedel - für Martin Schöffel. "Ich gehe davon aus, dass er die Unterstützung der Wunsiedler Delegierten bekommt", betont Wolfgang Kreil, CSU-Kreisvorsitzender und Selber OB. Man schätze auch den Baron von Lerchenfeld, aber Schöffel solle seine erfolgreiche Arbeit ("Wenn man ihn braucht, ist er da") im neuen Stimmkreis fortsetzen. Kreil hält das jüngste Mitglied der CSU-Fraktion sogar für ministrabel: "Ein gemeinsames Ziel von Kulmbach, Wunsiedel und den Brückengemeinden sollte es ein, dass wir irgendwann im bayerischen Kabinett vertreten sind. Da ist der große Stimmkreis eine Hilfe."

MdL Schöffel, seit 2008 im Landtag, rechnet "derzeit" mit einem Gegenkandidaten, will aber über seine Chancen nicht spekulieren. Er betont, dass er seine politische Arbeit für den neuen Stimmkreis, für Kulmbach, für den Frankenwald und für das Fichtelgebirge fortsetzen möchte. Bei seiner Tour durch den Kulmbacher Raum ("Ich bin immer freundlich aufgenommen worden") hat er festgestellt, "dass wir in Kulmbach und Wunsiedel vor denselben Herausforderungen stehen."

Kulmbach ist für Schöffel, der aus einer Brauerfamilie stammt und in der Hönicka-Bräu Wunsiedel aufgewachsen ist, kein unbekanntes Terrain, im Gegenteil. Während seines Studiums der Land- und Betriebswirtschaft macht er gleichzeitig eine Brauerlehre ("mein eigenes duales Studium") und besucht die Brauerklasse der Kulmbacher Berufsschule. Außerdem arbeitet er von 2004 bis 2008 bei der Firma Ireks. Schöffel: "In der Zeit hatte ich auch eine Wohnung in Kulmbach."

Zünglein an der Waage?
Zünglein an der Waage könnten die Delegierten aus den fünf Brückengemeinden sein. Das sieht man dort aber nicht so. "Es gibt keine Absprache unter den fünf CSU-Ortsverbänden", versichert Günter Pöllmann von der CSU Mehlmeisel. In Mehlmeisel sei die Entscheidung offen. In Bad Berneck, so Hans Kreutzer, soll es ein Mitgliedervotum geben. Laut Stephan Zeißler ("Beide Abgeordnete sind sehr rührig") will sich auch die Gefreeser CSU vor der Nominierung "noch mal zusammensetzen". Die Delegierten sollen frei entscheiden können, meint Gunter Zeißler aus Bischofsgrün, der Lerchenfelds Qualitäten schätzt. Nur die Fichtelberger CSU hat schon einen Favoriten: Martin Schöffel. "Wegen der engen Verbindungen zu Wunsiedel", sagt Jürgen Köferl. Er glaubt überdies, "dass es eine klare Entscheidung geben wird". Wen er als Sieger sieht, lässt er offen.