Die größte Liebeserklärung Frankens

Kevin aus Danndorf (Kreis Kulmbach) macht seiner Jenny mit dem Traktor einen XXL-Heiratsantrag auf der Fläche von zwei Fußballfeldern. Hat sie Ja gesagt?

So einen Heiratsantrag kriegt nicht jeder: Wenn es nach den Abmessungen des Bildes geht, das Kevin Wolf (28) für seine Jenny (26) mit Traktor und Grubber auf den Acker gezeichnet hat, dann haben wir im Landkreis Kulmbach Frankens größte Liebeserklärung.

Markanter Spitzberg

Der XXL-Heiratsantrag am südlichen Ausläufer des markanten Spitzbergs zwischen Schimmendorf und Gärtenroth erstreckt sich auf einer Fläche von zwei Fußballfeldern. "Das Herz ist 120 Meter breit und genauso hoch", erklärt Kevin. Alle Achtung, bei diesen Abmessungen wirkt sein Fendt Farmer 309 auf dem Luftbild wie ein Spielzeugtraktor.

Kevin und Jenny Trotzke kommen beide aus Danndorf. Sie kennen sich schon aus dem Sandkasten und sind schon lange ein Paar. Auf jeden Fall lange genug, um Nägel mit Köpfen zu machen. Aber einfach so ein Nullachtfünfzehn-Antrag - das ist dem gelernten Zimmermann zu wenig. Es soll etwas Besonderes sein. "Der Kevin hat immer Ideen, einfallsreich ist er", betont Jenny.

Erst muss die Ernte vorbei sein

Als Naturbursche, der auch gerne in der Landwirtschaft mithilft, hat er einen Plan. Er überlegt gründlich, recherchiert im Internet - und schreitet zur Tat. Er fasst einen Acker des befreundeten Schimmendorfer Landwirts Helmut Münch ins Auge. Aber vor Herbst geht nichts. "Ich musste bis nach der Ernte warten", so der Danndorfer, der bei der Zimmerei Stenglein in Schmeilsdorf beschäftigt ist.

Dann ist der Weizen weg. Alles bereit, um den Heiratsantrag auf den Stoppelacker zu grubbern. Kevin meldet sich unter einem Vorwand bei seiner Freundin ab. Er müsse Helmut Münch helfen, sagt er. In der Landwirtschaft gibt es eben immer was zu tun. Kevin macht sich mit seinem Fendt Farmer auf den Weg. Jenny ahnt nichts.

Minutiös vorbereitet

Kevin hat die Aktion minutiös vorbereitet. "Ich habe das Herz grob abgesteckt", sagt er, "60 Meter rüber und 60 Meter nüber." Mit dem Frontgewicht des Traktors zieht - besser: schiebt er drei Hilfslinien auf den Acker: "Dass ich die Buchstabenhöhe weiß." Denn er weiß: Einen Fehler darf er nicht machen, sonst ist das Bild kaputt. Mit dem Grubber - Arbeitsbreite drei Meter - kann er nur einmal über den Acker fahren. Tempo: zehn bis zwölf Stundenkilometer. Die Buchstaben entstehen frei Hand. "Ich hab' in der Mitte angefangen, erst mit dem mittleren N von Jenny, dann mit dem V von Kevin." Es haut alles hin.

Zum Schluss kommt das Herz. Hier muss Kevin zweimal rumfahren - es wird sechs Meter breit. Alles dokumentiert von einer Drohne mit Videokamera. Sie fliegt über dem Schauplatz, gesteuert von Ingo Bäuerlein aus Geutenreuth, der seinen Standort am Gärtenrother Wasserhäuschen gewählt hat. Die ganze Aktion dauert zweieinhalb Stunden.

Vorwand: Stroh ausfahren

Jenny, die im Jobcenter Kulmbach arbeitet, schöpft Tage später auch keinen Verdacht, als ihr Freund sie mit dem Traktor abholt. Wieder ein Vorwand: "Wir müssen Stroh ausfahren." Ja, klar, nicht ungewöhnlich, dass sie mitgeht, wenn die Pferdehalter beliefert werden. "In dem Moment hab' ich nichts gecheckt", erklärt die junge Frau.

Sie fahren nicht auf der Hauptstraße nach Schimmendorf, sondern einen kleinen Umweg über das Gärtenrother Wasserhäuschen. Dort, wo die drei Landkreise Kulmbach, Lichtenfels und Kronach zusammentreffen, kündigt Kevin eine Überraschung an. Als er ihr die Augen verbindet, "hab' ich schon geschluckt, aber immer noch nichts geahnt". Dann ist Jenny überwältigt: So einen XXL-Heiratsantrag hat sie nie erwartet.

"Er hat mich auch noch offiziell gefragt", sagt die Danndorferin. Und was hat sie geantwortet? "Ich habe Ja gesagt", so die 26-Jährige. Und wann wird geheiratet? "Der Termin steht noch nicht fest. Heuer nicht mehr, aber nächstes Jahr",versichert Jenny und drückt ihren Kevin ganz fest.

Der Grubber

Der Grubber ist ein landwirtschaftliches Gerät, das an den Traktor gehängt wird. Damit werden verdichtete Ackerflächen aufgelockert. Die in mehreren Reihen angebrachten Metallzinken sorgen für die Krümelung des Bodens, der so ohne Pflug bearbeitet werden kann. Das Wort kommt aus dem Englischen: "to grub" = graben.