Der tapfere Yusef und sein großes Glück

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Yusef hat in den vergangenen Jahren tolle Fortschritte gemacht und ist ein fröhliches Vorschulkind, zur großen Freude seiner Mutter Yasmin Mohamad. Heute wird der Fünfjährige erneut an der Uniklinik Münster operiert.
Yusef hat in den vergangenen Jahren tolle Fortschritte gemacht und ist ein fröhliches Vorschulkind, zur großen Freude seiner Mutter Yasmin Mohamad. Heute wird der Fünfjährige erneut an der Uniklinik Münster operiert.
Asya Mohamad

Der Junge aus einer syrischen Flüchtlingsfamilie kam in Kulmbach mit deformierten Beinen zur Welt. Großzügige Spenden und ein Ärzteteam konnten dem Kind helfen.

Die Geschichte dieses Kindes und seiner Familie berührte die Menschen im Landkreis Kulmbach: Yusef hat die vom Krieg zerstörte Heimat seiner Eltern nie gesehen und wurde doch ein Opfer dieses Krieges. Dass der kleine Yusef heute laufen kann und ein glückliches Kind ist, verdankt er dem Können eines außergewöhnlichen Chirurgenteams und den Lesern der Bayerischen Rundschau, die bei der Adventsaktion unseres Spendenvereins "Franken helfen Franken" stolze 11.500 Euro für ihn spendeten.

Ein Opfer des Krieges

Nachdem seine Eltern 2015 mit den beiden älteren Geschwistern aus Syrien geflohen waren, kam Yusef Mohamad in Kulmbach zur Welt - mit einer schweren Deformation beider Beine. Die Behinderung ist vermutlich eine unmittelbare Folge des Krieges: Mutter Yasmin war während der Schwangerschaft einem Giftgasangriff ausgesetzt. Yusef fehlten Knochen in beiden Unterschenkeln, die Füße waren fehlgebildet. Mit diesen Beinen laufen lernen? Unmöglich! Im Gegenteil: Ärzte in mehreren Kliniken sind überzeugt, dass eine Amputation unvermeidlich sei. "Das war ein großer Schock für uns."

Dass es dazu nicht kam, ist ein kleines medizinisches Wunder. Freunde und Helfer, allen voran die Caritas und die ehrenamtliche Familienpatin Sonja Birner aus Wonsees, suchten gemeinsam mit der Familie Spezialisten, die das Schicksal noch zum Guten wenden könnten. Ein Ärzteteam der Uni-Klinik Münster machte schließlich das scheinbar Unmöglich möglich.

Nach mehreren Operationen lernte Yusef laufen. Der Fünfjährige ist ein aufgewecktes, fröhliches Vorschulkind, dem allerdings noch ein langer Leidensweg mit weiteren Operationen bevorsteht, bevor er hoffentlich ein ganz normales Leben führen kann. Am heutigen Mittwoch wird der Junge erneut in Münster operiert. Die Beine werden fünf bis sechs Zentimeter gestreckt. Eine schmerzhafte Prozedur: Wieder vier bis fünf Monate ein Fixateur Externe, eine Apparatur, an deren Stellschrauben die Mutter jeden Tag ein wenig drehen muss. Danach sechs Wochen Gipsbett.

Die Zusatzkosten sind gedeckt

Die Behandlung des Jungen musste die Familie nicht bezahlen, aber die vielen Fahrten in die Klinik mit Begleitung, Sonderausstattung und Extra-Therapien sind teuer. Sie konnten und können bis heute durch die Spenden finanziert werden, die bei der Adventsaktion der Bayerischen Rundschau und des Spendenvereins "Franken helfen Franken" der Mediengruppe Oberfranken gesammelt wurden.

Dafür ist Yasmin Mohamad den Menschen im Landkreis Kulmbach immer noch dankbar. Obwohl sie inzwischen mit ihren Kindern nach Günzburg umgezogen ist, verbinden sie noch viele Freundschaften mit ihrer ersten neuen Heimat. "Wir konnten das gar nicht fassen, dass uns so viele Menschen helfen wollten", sagt Yusefs Mutter. Sie spricht inzwischen fließend Deutsch, die beiden älteren Kinder Asya (12) und Rashid (11) sind gute Schüler

Arbeit zu finden, das bleibt bislang ein Problem für Yasmin, die nach der Scheidung vom Vater der Kinder alleinerziehend ist. "Mit drei Kindern, davon eines noch krank, stellt mich niemand ein. Höchstens befristet für ein paar Monate." Eine Arbeitsstelle sei aber die Voraussetzung, um langfristig in Deutschland bleiben zu dürfen. Der syrische Abschluss als Schulpädagogin wurde bisher nicht anerkannt. Derzeit prüft die Anerkennungsstelle in Stuttgart, ob ihre Ausbildung zumindest dem "Quali" gleichgestellt wird. Dann könnte die dreifache Mutter eine Ausbildungs zur Kinderpflegerin machen - ihr Wunschberuf, für den sie Initiative zeigt: "Eine Praktikumsstelle, habe ich sogar schon."

Künftig muss die Mutter auch nicht mehr ständig nach Münster fahren. Sie hat einen Orthopäden in der Nähe gefunden, der Teile von Yusefs Behandlung übernehmen kann.

Gemeinsam Menschen zu helfen, die ein schweres Schicksal meistern müssen, das ist die Idee hinter den Spendenaktionen im Advent, zu denen die Bayerische Rundschau gemeinsam mit dem Spendenverein "Franken helfen Franken" der Mediengruppe Oberfranken aufruft. Viele Sorgen konnten wir mit Unterstützung unserer Leser lindern und viele Kinder glücklich machen.

Gute Tat mit Langzeit-Effekt

Ein bislang unübertroffenes Rekordergebnis brachte die Adventsaktion 2015 zugunsten des Kulmbacher Rehbergheims. Nicht nur wegen der unglaublichen Summe von rund 23.000 Euro, sondern auch weil die damalige Initiative bis heute nachwirkt.

Die Geschichte begann mit Lisa-Marie. Sie hatte wie viele ihrer Mitbewohner nur ein minimales Taschengeld zur Verfügung. Extras wie modische Kleidung waren da nicht drin. Die damals 14-Jährige hatte eigentlich nur einen bescheidenen Wunsch: einen neuen Pullover in Rosa - ihrer Lieblingsfarbe. Den bekam sie - und noch eine Reihe anderer schöner Sachen. Zu Weihnachten 2015 sah man in dem Internat der Mathilde-Trendel-Stiftung nur glückliche Gesichter. Denn das Spendenergebnis machte für die Kinder Dinge möglich, von denen sie ohne die Aktion nicht einmal geträumt hätten.

Tun, was andere Kinder auch dürfen

Heimleiterin Friederike Ködel und den Mitarbeitern des Sieben-Tage-Internats ist es wichtig, dass "ihre" Kinder an alltäglichen Dingen teilhaben können, auch wenn dies aufgrund ihrer Behinderungen und wegen der beschränkten finanziellen Möglichkeiten oft schwierig ist. Von dem Spendengeld wurden deshalb auch Ausflüge finanziert - Höhepunkte im Alltag, die unter Corona-Bedingungen nicht ohne weiteres möglich waren. Als es wieder ging, fuhren die Kinder zusammen in den Zoo nach Leipzig und durften auch einige Male zusammen essen gehen. "Das ist für unsere Jugendlichen immer etwas ganz besonderes", sagt Friederike Ködel.

Um Bewegung, Spiel und Spaß auch in Corona-Zeiten zu ermöglichen, wurde Wasserspiel-Material angeschafft, mit dem die Kinder im Sommer auf dem Heimgelände Spaß hatten, sowie Spielgeräte für drinnen. "Und als besondere Überraschung bekam dieses Jahr jedes Kind einen besonders schönen Adventskalender."

Was die Heimleiterin und ihre Kolleginnen besonders glücklich macht: Das Rehbergheim war für die Kulmbacher wieder präsenter als in den Jahren vorher. Viele dachten seither kontinuierlich daran, den Heimkindern etwas Gutes zu tun. Das begann bei individuellen Weihnachtsgeschenken, die ein älteres Ehepaar einem Kind jedes Jahr persönlich brachte, und reichte bis hin zu weiteren Spenden über "Franken helfen Franken" in den Folgejahren.

Friederike Ködel: "Für alles das sagen wir allen Spendern noch einmal ein ganz herzliches Dankeschön! Es ist großartig, dass so viele Menschen unseren Kinder eine Freude machen."