Doch wer könnte eine erneute Sanierung bezahlen? Die Interessensgemeinschaft Samelstein ist alles andere als reich, erklärt Reiner Schwarz aus Schimmendorf auf Nachfrage. "Als die Tafel ausgetauscht wurde, hat dies der Markt Mainleus bezahlt", sagt Schwarz und weist darauf hin, dass die Interessensgemeinschaft nur 24 Förderer habe. Jedes Jahr am 1. Mai gab es ein Samelsteinfest - Corona hat das aber inzwischen unmöglich gemacht.
Also, wer soll zahlen? Die Freunde der Plassenburg hatten den Stein 1993 unter der Bedingung restaurieren lassen, dass er anschließend im Landschaftsmuseum Obermain auf der Plassenburg bleiben solle. Für den Orginalstandort wurde eine Kopie angefertigt, die Ende 1993 auch auf der Kirchleuser Platte aufgestellt worden ist.
Die Kopie sah täuschend echt aus und hat damals 12 845 Mark gekostet. Doch ständig regte sich der Unmut der Kirchleuser und Schimmendorfer. Es hagelte Beschwerden, Leserbriefe, Proteste. Im Januar wurde der Abguss gestohlen - und wenige Monate erreichte der Lokalkrimi seinen Höhepunkt. Im Juli 1994 wurde die Kopie von Unbekannten zerschlagen.
"Das ganze Thema war politisch sehr umstritten. Auch innerhalb unserer Gruppierung gab es verschiedene Meinungen. Aber wenn an das Anliegen, dass am Samelstein etwas gemacht werden muss, offiziell an uns herangetragen wird, werden wir uns natürlich damit befassen", erklärt der Vorsitzende der Freunde der Plassenburg, Peter Weith. Im Dezember haben die Freunde der Plassenburg die nächste Vorstandssitzung.
Auch seitens des Marktes Mainleus ist man offen. Sobald Hinweise kommen, wird das Thema auf die Agenda gehoben, teilt die Verwaltung mit.
"Stadt nicht in der Verantwortung"
Genau so sieht es Kulmbachs Oberbürgermeister Ingo Lehmann (SPD): "Unabhängig davon, wie und durch wen der Samelstein vor einigen Jahren wieder auf die Kirchleuser Platte gelangte, ist es wichtig, dieses Flurdenkmal zu sichern und vor Umwelteinflüssen zu schützen. Sachlich betrachtet käme nur eine aufwendige Einhausung in Frage, die Licht, Temperaturen und Feuchtigkeit vom Stein abhält - oder man bringt das Original wieder zurück ins Landschaftsmuseum Obermain. Es muss sich allerdings jemand finden, der die Verantwortung trägt und sich der Sache annimmt. Die Stadt Kulmbach sehe ich hier zunächst nicht in der Verantwortung, da wir mit dem bisherigen Prozess nahezu nichts zu tun hatten", kommentiert Lehmann die Sachlage.
Wie die Geschichte des Samelsteins weitergeht, ist ungewiss. Möglicherweise beginnt die Diskussion, ob das Original wirklich auf der Kirchleuser Platte stehen soll oder doch besser im Museum aufgehoben wäre, wieder von Neuem. "Wer heute die originellen Skulpturen von Ferdinand Titz aus dem Schlossgarten in Veitshöchheim oder die mittelalterlichen Figuren vom Fürstenportal und der Adamspforte des Bamberger Doms im Original bewundern möchte, muss auch in die Mainfränkischen Museen", sagt Harald Stark und hofft, dass doch noch die richtige Entscheidung zum dauerhaften Erhalt des Kulturdenkmals getroffen wird. Auch wenn ein Flurdenkmal grundsätzlich in die Flur gehöre, sei es doch Ziel Nummer 1, das historisch einzigartige Denkmal zu erhalten.
Der Samelstein
Der Samelstein oder Schamelstein markierte die sich kreuzenden Herrschafts- und Gerichtsgrenzen - nach der Reformation auch Glaubensgrenzen. Er steht außerdem an der Kreuzung alter Fernhandelswege. Der Samelstein wir auf das elfte oder zwölfte Jahrhundert datiert.
Der Stein zeigt die bildliche Darstellung eines Mannes im kurzen Rock, der zur Abwehr beide Arme hebt. Eine Sage erzählt, dass an der Stelle ein Händler - namens Samuel - erschlagen worden sein soll. Der Mörder musste zur Sühne den Stein setzen lassen.