Dem Holzwurm in der Ludwigschorgaster Kirche geht es an den Kragen

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Löcher von einem bis zwei Millimeter Größe hat der Holzwurm überall in der Ludwigschorgaster Kirche hinterlassen. Fotos: Sonja Adam
Löcher von einem bis zwei Millimeter Größe hat der Holzwurm überall in der Ludwigschorgaster Kirche hinterlassen. Fotos: Sonja Adam
 
Hochkomplizierte Messgeräte betimmen die Konzentration es Gases in der Kirche.
Hochkomplizierte Messgeräte betimmen die Konzentration es Gases in der Kirche.
 
Insgesamt drei Ventilatoren sorgen dafür, dass das Gas auch wirklich überall hinkommt. Brütting baut die Geräte auf. Fotos: Sonja Adam
Insgesamt drei Ventilatoren sorgen dafür, dass das Gas auch wirklich überall hinkommt. Brütting baut die Geräte auf. Fotos: Sonja Adam
 
An den Sitzbänken rieselt der Holzstaub.
An den Sitzbänken rieselt der Holzstaub.
 
Selbst die Figuren sind befallen.
Selbst die Figuren sind befallen.
 
Die Schädlingsbekämpfer der Firma Binker Materialschutz aus Lauf an der Pegnitz sind in Ludwigschorgast angekommen und bereiten die alte Kirche auf die Begasung vor.
Die Schädlingsbekämpfer der Firma Binker Materialschutz aus Lauf an der Pegnitz sind in Ludwigschorgast angekommen und bereiten die alte Kirche auf die Begasung vor.
 
Die Fenster wurden mit spezieller gasdichter Folie abgeklebt.
Die Fenster wurden mit spezieller gasdichter Folie abgeklebt.
 
 
Kirchenpfleger Franz Frosch zeigt auf die kleinen Staubhäufchen bei der Kirchenbank: Sie sind der Beweis, dass Holzwürmer äußerst aktiv sind
Kirchenpfleger Franz Frosch zeigt auf die kleinen Staubhäufchen bei der Kirchenbank: Sie sind der Beweis, dass Holzwürmer äußerst aktiv sind
 
 
 

Seit Jahren treibt der Holzwurm in der Ludwigschorgaster Kirche sein Unwesen. Er knabbert sich durch den Hochaltar, die Kirchenbänke, sogar die Orgel ist befallen. Jetzt wird ihm mit einem speziellen Begasungsverfahren der Garaus gemacht.

Schon vor mehr als fünf Jahren wurde in der alten Ludwigschorgaster Kirche "massiver Befall" durch den gemeinen Nagekäfer, im Volksmund auch Holzwurm genannt, festgestellt. "Wir haben die Situation dann beobachtet, mussten erst die Sanierung des Dachstuhls vornehmen - das war auch schon eine Mammutaufgabe", erklärt der Kirchenpfleger Franz Frosch. Doch jetzt ist die Situation so schlimm, dass dauernd Holzstaub aus den Bänken rieselt. Auch unter den vergoldeten Figuren wird regelmäßig feines Holzmehl gefunden. "Nach Rücksprache mit der Erzdiözese haben wir uns entschlossen, dass wir jetzt handeln müssen", so Frosch.

Insgesamt 11.000 Euro wird es kosten, den Holzwurm aus der Ludwigschorgaster Kirche zu vertreiben. Dabei hat die alte Kirche noch Glück. Der Befall ist noch in einem Stadium, in dem nicht das gesamte Gotteshaus mit einer Folie überzogen werden muss, sondern es reicht aus, wenn die Fenster abgeklebt werden und die Kirche gasdicht gemacht wird.

Jetzt rückte die Firma Binker Materialschutz GmbH aus Lauf an der Pegnitz an. Hans Brütting und Hans Neuner walten ihres Amtes. Eigentlich sind die beiden Begasungsspezialisten nichts anderes als Kammerjäger. Sie sind ständig in Kirchen und Museen zugange. Routiniert dichten sie die Fenster ab, hängen gelbe Warnzettel an die Fenster. Denn natürlich müssen alle informiert werden, dass die Kirche begast werden soll. "Wir tauschen auch die Schließzylinder aus. Niemand darf rein", sagt Brütting.

"Man sieht sofort, dass es sich um den Holzwurm handelt", urteilt Hans Brütting und zeigt auf die Löcher in den Bänken. Die Holzwürmer befallen nie frisches Holz, sondern nisten sich nur in verarbeitetem Trockenholz ein. "Auch an der Orgel sieht man schon Spuren", haben die Fachleute entdeckt.

Drei Ventilatoren, die im Kirchenraum aufgestellt werden, sorgen dafür, dass sich das Gas überall verteilt. Bei dem verwendeten Gas, mit dem die Experten dem Holzschädling zu Leibe rücken, handelt es sich um Sulfuryldifluorid. Das Gas ist weder explosiv noch brennbar. Dennoch sollten Heizstäbe und Kerzen aus der Kirche entfernt werden. Denn Flammen könnten die Wirksamkeit beeinträchtigen."Wir haben auch die Metallgegenstände aus der Kirche entfernt", sagt Kirchenpfleger Franz Frosch. Obwohl die Schädlingsbekämpfer versichern, dass das Gas auch die Vergoldung nicht angreift. Die Experten bauen Messgeräte in der Kirche auf, achten darauf, dass alle Fenster und Türen versiegelt sind. Dann wird das Gas freigesetzt - am Montag um punkt 15 Uhr soll es soweit sein. Mit hochkomplizierten Messgeräten wird die Konzentration überwacht.

Bis Freitag muss die alte Ludwigschorgaster Kirche deshalb gesperrt bleiben. Noch am Freitag wird dann ordentlich gelüftet und das Gas verflüchtigt sich. "Das Sulfuryldifluorid ist rückstandfrei", betont Hans Brütting. Es besteht keine Gefahr für Menschen.


Info

Sulfuryldifluorid ist ein Gas, das rund drei Mal so schwer wie Luft ist. Es wird zur Bekämpfung von Holzschädlingen und auch von Termiten schon seit den 50-er-Jahren eingesetzt. Allerdings greift es nicht die Eier der Schädlinge an. Durch den extrem niedrigen Siedepunkt von minus 55 Grad Celsius besteht keine Gefahr der Kondensation an Oberflächen.

Die Anwendungsdauer und die Konzentration sowie die Einwirkzeit sind abhängig von der Art des zu bekämpfenden Schädling und von Temperatur. Normalerweise dauert die Begasung zwischen zwölf und 72 Stunden. In Ludwigschorgast bleibt die Kirche von montags bis freitags gesperrt.