Das wurde aus "Minister perfect"

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Eloquent, charmant, ruhig - so trat der ehemalige Bundesminister zu Guttenberg stets in der Öffentlichkeit auf.
Eloquent, charmant, ruhig - so trat der ehemalige Bundesminister zu Guttenberg stets in der Öffentlichkeit auf.
Angelika Warmuth/dpa

Zu Guttenberg war einst einer der beliebtesten Politiker - in Kulmbach und der ganzen Bundesrepublik. Mit der Plagiatsaffäre begann sein Abstieg.

Karl-Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Buhl-Freiherr von und zu Guttenberg war einst der Hoffnungsträger der CSU: Eloquent, charmant, ruhig und dazu noch adelig und öffentlichkeitswirksam. Die Wähler lagen dem Freiherrn zu Füßen, seine Beliebtheitswerte stellten die anderer Politiker leicht in den Schatten. Selbst die Plagiatsaffäre um seine Doktorarbeit im Jahr 2011 konnte seinem Ansehen bei der Bevölkerung zunächst wenig anhaben. Doch mit ihr ging auch der Verlust aller politischen Ämter einher. Guttenberg ging in die USA und verdingte sich seitdem als Berater und Lobbyist. Sein 2013 gegründetes Unternehmen "Spitzberg Partners" hat unter anderem den Finanzdienstleister Wirecard beraten. Jetzt kehrt Guttenberg als RTL-Moderator in die Öffentlichkeit zurück. Grund genug, einen Blick zurück zu werfen.

Der Aufstieg (1991 bis 2002)

Nach dem Abitur 1991 in Rosenheim leistete der spätere Bundesverteidigungsminister seinen Wehrdienst und wurde im Rang eines Unteroffiziers der Reserve entlassen. Anschließend studierte er bis 1999 Rechtswissenschaften an der Universität Bayreuth und Politikwissenschaft in München. Seine Doktorarbeit, die später seine politische Karriere beenden sollte, wurde 2006 nach zwei Beurteilungen mit summa cum laude ("höchstem Lob") von der Universität Bayreuth angenommen.

Guttenberg war ab 1994, zunächst neben seinem Studium, in der Forstverwaltung Guttenberg tätig und bis Ende 2003 Gesellschafter und Geschäftsführer der Guttenberg GmbH in München, die das Familienvermögen verwaltete. Die GmbH wies als Holding ein Stammkapital von einer Million Euro und ein Eigenkapital von etwa 75.000 Euro auf und verwaltete Vermögenswerte von über einer 250.000.000 Euro, darunter eine Beteiligung an der Rhön-Klinikum AG, die 2002 für 260 Millionen Euro an die Bayerischen Hypo- und Vereinsbank verkauft wurde. Bis 2004 war Guttenberg zudem Geschäftsführer der KT-Kapitalverwaltung in München.

Der Höhepunkt (2002 bis 2011)

Der Sohn des Dirigenten Enoch und Enkel von Karl Theodor aus dem seit 1149 verbrieften Adelsgeschlecht der von und zu Guttenberg trat 2002 in die politischen Fußtapfen seines Großvaters. Ab 2002 war Guttenberg direkt gewähltes Mitglied des Deutschen Bundestages, bei der Wahl 2009 mit dem bundesweit besten Ergebnis von 68,1 Prozent. Im gleichen Jahr bekam er auch ein Mandat im Kulmbacher Kreistag, wurde 2008 wieder gewählt aber während dieser zweiten Wahlperiode kritisiert, da er meistens fehlte. Bis 2008 war er auch noch Vorsitzender des CSU-Ortsverbands Guttenberg und Mitglied im Kreisverband Kulmbach und schließlich ab 2007 Bezirksvorsitzender.

Am 9. Februar 2009 wurde er Bundesminister für Wirtschaft und Technologie im Kabinett Merkel. Ab Oktober 2009 war er Bundesverteidigungsminister. In beiden Ministerien der bis dahin jüngste Amtsinhaber.

Zwischen 2008 und 2010 wurde, einem Bericht der taz zufolge, in den großen deutschen Printmedien besonders häufig und besonders wohlwollend über Karl-Theodor zu Guttenberg berichtet. Laut Umfragen gehörte er in dieser Zeit zu den beliebtesten Politikern der Bundesrepublik. Spiegel und Stern handelten ihn gar als Nachfolger Angela Merkels im Kanzleramt.

Der Absturz (2011 bis 2022)

Im Jahr 2011 kamen Plagiatsvorwürfe an die Öffentlichkeit. Guttenberg gab infolge alle seine politischen Ämter zum 1. März ab. Er bat die Universität um Rücknahme seines Titels als Dr. jur., nach einer Prüfung erkannte die Universität den Doktorgrad dann endgültig ab. Obwohl er heftig kritisiert wurde, tat das seiner Beliebtheit in der Öffentlichkeit zunächst keinen Abbruch. ARD-Umfragen zufolge war er auch zehn Tage nach seinem Rücktritt mit mehr als 70 Prozent Zustimmung noch der beliebteste Politiker Deutschlands. Im Juli 2011 gab er bekannt, für ein "politisches Sabbatical" in die USA zu ziehen.

Nach dem Rücktritt widersprach er immer wieder Spekulationen über eine zeitnahe Rückkehr in die deutsche Politik. Lediglich 2017 hielt er für die CSU Reden im Wahlkampf, die er aber nicht missgedeutet haben wollte: "Man braucht schon viel Fantasie, um die Unterstützung der Union mit einigen wenigen Wahlkampfauftritten als politisches Comeback zu bezeichnen." Seit Dezember 2011 ist er als Berater für die EU-Kommission tätig. Außerdem berät er verschiedene Firmen - zum Beispiel die Lufthansa. 2019 wurde Guttenberg Aktionär bei der in New York ansässigen Technologiefirma Augustus Intelligence und sitzt in deren Vorstand. Das Unternehmen wurde in Deutschland wegen seiner Nähe zu Hans-Georg Maaßen und Philipp Amthor bekannt.

2013 gründete er "Spitzberg Partners", ein Investment- und Beratungsunternehmen in New York, das unter anderem den Zahlungsdienstleister Wirecard beim Eintritt in das China-Geschäft unterstützt und bei der Lobbyarbeit in Deutschland unterstützt hat. Im April 2021 sagte Angela Merkel im Bundestags-Untersuchungsausschuss zur Wirecard-Affäre aus, von dem Beratermandat ihres ehemaligen Ministers bei Wirecard nichts gewusst zu haben. Guttenberg sah sich selbst als Opfer: "Hätten wir gewusst, dass das Geschäftsmodell von Wirecard offenbar auf Betrug basiert, hätten wir dieses Dax-Unternehmen niemals beraten."

Die Rückkehr (2022 bis ?)

Vergangene Woche wurde bekannt, dass der Ex-Minister nun als Moderator bei RTL angeheuert hat. Damit sei der 50-Jährige "zurück auf der großen Bühne", wie der Sender auf seiner Internetseite schreibt. Guttenberg soll er zwei 90-minütige "High-End-Dokumentationen" moderieren, wie der Sender weiter schreibt. Über deren Inhalt schweigt sich der Sender aber bislang aus.