Das Klinikum wächst weiter

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Für Christian Konhäuser sind Gespräche mit den Patienten das wichtigste Diagnose-Instrument. Wertvolle Informationen liefern dem Chef der Neurologie am Klinikum Kulmbach aber auch zusätzliche technische Untersuchungen wie die Hirnstrom-Messungen (EEG). Foto: Dagmar Besand
Für Christian Konhäuser sind Gespräche mit den Patienten das wichtigste Diagnose-Instrument. Wertvolle Informationen liefern dem Chef der Neurologie am Klinikum Kulmbach aber auch zusätzliche technische Untersuchungen wie die Hirnstrom-Messungen (EEG). Foto: Dagmar Besand

Das Kulmbacher Krankenhaus bekommt zum 1. Juli eine Hauptabteilung Neurologie unter der Leitung von Christian Konhäuser. Mit dem Durchschnittsalter der Patienten erhöht sich auch die Zahl der neurologischen Erkrankungen.

Als er vor viereinhalb Jahren nach Kulmbach kam, war Christian Konhäuser der erste und einzige Neurologe am Klinikum. Heute betreut er mit einem Team von sechs Ärzten und vier medizinisch-technischen Assistentinnen rund 1200 neurologische Patienten plus 400 Schlaganfall-Patienten pro Jahr - Tendenz steigend. "Die Zahl der Patienten, die neurologisch behandelt werden müssen, steigt," sagt Konhäuser.

Das sei in erster Linie auf die demographische Entwicklung zurückzuführen. Schlaganfall, Parkinson und Demenz sind die Erkrankungen, mit denen Konhäuser und seine Kollegen am häufigsten konfrontiert sind, und die treten nun einmal gehäuft bei älteren Menschen auf.
"In den nächsten 20 Jahren werden sich die Fallzahlen bei allen drei Krankheiten verdoppeln."


Ein langer Weg

Dem gestiegenen Bedarf trägt die Entscheidung des Krankenhausplanungsausschusses Rechnung, der dem Kulmbacher Klinikum jetzt eine neue Hauptabteilung Neurologie genehmigt hat. Bisher war Konhäuser als Leitender Oberarzt der Kardiologie zugeordnet, in Zukunft ist der 47-Jährige Chef der neuen Abteilung.

Es war ein langer Weg zum Ziel, sagt Klinikums-Geschäftsführer Herbert Schmidt, der sich mit dem Zweckverbandsvorsitzenden, Landrat Klaus Peter Söllner, und seinem Stellvertreter, OB Henry Schramm, über die Genehmigung für die neue Abteilung freut. Schon vor mehr als einem Jahr habe das Klinikum den entsprechenden Antrag gestellt. Nach enger Abstimmung des medizinischen Konzepts mit den Krankenkassenverbänden habe der Planungsausschuss die Abteilung genehmigt, der Zweckverband inzwischen ebenfalls grünes Licht gegeben. "Auf Initiative des Kulmbacher Neurologen Gunter Wolfrum wurde auch dessen Praxis in das klinikeigene medizinische Versorgungszentrum integriert", so Schmidt.

Und welche Vorteile hat die Entscheidung für die Patienten, die sich am Klinikum behandeln lassen? "Für eine Hauptabteilung ist es deutlich einfacher, gute Mitarbeiter zu gewinnen, denen auch umfangreichere Weiterbildungsmöglichkeiten geboten werden können", erläutert Christian Konhäuser. "Mehr Mitarbeiter bedeuten auch mehr Zeit für den einzelnen Patienten, und die ist in unserem Fachgebiet besonders wichtig."


Ursachen-Forschung braucht Zeit

Kommt ein Patient mit der Aussage, ihm sei ständig schwindlig, so ist der Grund dafür nicht in einem Zwei-Minuten-Gespräch zu klären. "Herauszufinden, was die Ursache neurologischer Störungen ist, erfordert in der Regel ausführliche Gespräche, und dafür müssen wir uns Zeit nehmen, wenn wir erfolgreich arbeiten wollen", so Konhäuser.

Bereits im Herbst wird das Klinikum einen weiteren Neurologen einstellen. Spätestens dann werden auch neue Untersuchungsmethoden eingeführt. Als neurologisch-technische Zusatzdiagnosik wird dann in Kulmbach neben der Elektro-Enzephalographie (EEG) auch die Elektro-Neurographie (ENG) zur Verfügung stehen. Zum diagnostischen Spektrum in der Neurologie gehören bereits Schnittbilddiagnostik mit der Computertomographie sowie Untersuchungen des Gehirns und des Rückenmarks mit Magnet-Resonanz-Tomographie (Kernspin).

Die stationäre Behandlung von Schlaganfallpatienten ist der größte Aufgabenbereich der Neurologie in der Klinik. Konhäuser: "Patienten, die einen Schlaganfall oder auch eine flüchtige Durchblutungsstörung des Gehirns erleiden, müssen unverzüglich in eine neurologische Klinik oder ein Krankenhaus mit neurologischer Expertise eingewiesen werden." Nur so sei gewährleistet, dass zum Beispiel eine Lysetherapie (Auflösung eines Blutpfropfes, welcher eine Gehirnaterie verschließt) zeitnah durchgeführt werden kann. Durch die Zertifizierung der bestehenden Schlaganfalleinheit (Stroke Unit) am Klinikum seien für die Hauptabteilung Neurologie beste Voraussetzungen gegeben.

Weitere Schwerpunkte sind die Behandlung von Parkinson- und Demenzerkrankungen. Bislang kommen 95 Prozent der neurologischen Patienten in Kulmbach aus Stadt und Landkreis. "Mit der neuen Hauptabteilung Neurologie erwarten wir hier in den nächsten Jahren auch überregional mehr Zuspruch", sagt Herbert Schmidt.
Mit der Fertigstellung der neuen internistischen Intensivstation im Juni wächst die Gesamtbettenzahl des Klinikums um zehn auf 430. "Als bedarfsgerecht anerkannt sind für unser Haus bereits 450 Betten", so der Geschäftsführer. Es wird also wohl bald weitergebaut am Kulmbacher Klinikum.