Das Dorfschulmuseum hat neue Kostbarkeit

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Günter Wild zeigt stolz das neuste Exponat im Dorfschulmuseum: ein Rechenbuch für Kaufleute aus dem Jahr 1787. Fotos: Jürgen Gärtner
Günter Wild zeigt stolz das neuste Exponat im Dorfschulmuseum: ein Rechenbuch für Kaufleute aus dem Jahr 1787. Fotos: Jürgen Gärtner
In dieser Vitrine im obersten Stock des Dorfschulmuseums ist das Buch zu sehen.
In dieser Vitrine im obersten Stock des Dorfschulmuseums ist das Buch zu sehen.
 

Vergilbter Schatz auf 100 Seiten: Im Dorfschulmuseum ist ein Buch aus dem Jahr 1787 zu sehen. Das wertvolle Stück wurde aufwändig restauriert. Museumsleiter Günter Wild erklärt die Bedeutung des über 200 Jahre alten Werks.

Rechenkünste waren schon vor über 200 Jahren gefragt. Denn damals, zu Zeiten des "Heiligen römischen Reichs deutscher Nation", herrschte Vielstaaterei, gab es unzählige kleine selbstständige Staaten. Und alle hatten eine eigene Währung, eigene Maßeinheiten. Für Kaufleute, die viel unterwegs waren, stellte die Umrechnerei eine große Herausforderung dar.


Aus Zufall entdeckt
Wie kompliziert das war, entdeckte der Leiter des Dorfschulmuseums Ködnitz, Günter Wild, im "Rechenbuch für Michael Lehmann" aus dem Jahr 1787. Das Buch versteckte sich lange Zeit im Fundus des Dorfschulmuseums. Nur aus Zufall war Wild auf das etwa 100-seitige Buch gestoßen. Darin hat einst Michael Lehmann fein säuberlich die Umrechnungsformeln der damaligen Zeit niedergeschrieben. Für Heimatforscher Wild ein regelrechter Schatz.



Unterschiede auf engstem Raum
Denn er weiß, dass früher schon auf engstem Raum die Maßeinheiten manchmal deutlich voneinander abwichen. So waren ein "Eimer Wein" in Fölschnitz 31 Liter, in Burghaig 18 Liter und in Untersteinach 42 Liter, schmunzelt Wild mit dem Hinweis, dass solche Zahlen durchaus Aufschluss auf die Trinkgewohnheiten zuließen.

Die Seiten des über 200 Jahre alten Büchleins bestehen aus so genanntem Haderlumpenpapier. Darunter versteht man Papier, das unter anderem aus gemahlenen und eingeweichten Papierfetzen gewonnen wurde. Hergestellt wurde es in Papiermühlen, wie es sie beispielsweise einst in Thurnau gab, weiß Heimatforscher Wild. "Im Vergleich zu heutigem Papier ist das viel beständiger."


Buchrestauratoren am Werk
Dennoch hat das Büchlein im Lauf der Jahrhunderte gelitten. Licht und Luft machten ihm ebenso zu schaffen wie die Tinte, mit der es beschrieben war. Nachdem der 70-Jährige das Buch entdeckt hatte, brachte er es in die Staatsbibliothek nach Bamberg, um es von Buchrestauratoren überprüfen zu lassen. Und die sprachen von einer "hochinteressanten Sache".

In Bamberg ließ Wild das Buch dann auch restaurieren. Die veranschlagten Kosten: 3000 Euro. Drei Monate beschäftigten sich die Experten mit dem Buch, ehe es Günter Wild zurück bekam. "Jetzt soll es (fast) bis in alle Ewigkeit erhalten bleiben", erklärt der Vorsitzende des Vereins Dorfschulmuseum, der für das Exponat einen ganz besonderen Platz in dem kleinen Museum am Rande von Ködnitz vorgesehen hat.


Im obersten Stock
Das Buch liegt in einer Vitrine im obersten Stock des Dorfschulmuseums, "in einem Raum für konkrete Schulgeschichte", erklärt Wild, der im gleichen Atemzug erläutert, was das Nachschlagewerk eines Kaufmanns in einem Schulmuseum verloren hat: "Es zeigt uns anschaulich, wie früher kaufmännisch gerechnet wurde. Die Grundlagen dafür musste die Schule vermitteln. Das geschah in so genannten Deutschen Schulen, die angehende Handwerker und Kaufleute besuchten. Und aus dem Deutschen Schulen sind die Volksschulen hervorgegangen - mit speziellen Fächern wie Mathematik."

Das Museum hat bis Ende Oktober sonn- und feiertags von 14 bis 16 Uhr geöffnet.

Führungen Für Schulklassen und Gruppen besteht die Möglichkeit einer Führung nach telefonischer Vereinbarung (09221/1529 oder 09227/5783).