Am Donnerstag ist Tag der Hauswirtschaft. Doch wie weit ist die Gleichberechtigung? Statistiken stellen den deutschen Männern erbärmliche Werte aus.
"Das bisschen Haushalt macht sich von allein", sang Johanna von Koczian vor mehr als 40 Jahren und fügte süffisant hinzu "... sagt mein Mann". Die Statistiken beweisen, dass dieses vielleicht gar nicht so ernst gemeinte Lied auch 2019 noch Gültigkeit hat. Trotz vielgepriesener Gleichberechtigung bleibt die Hausarbeit noch immer hauptsächlich Frauensache. Zumindest in Deutschland. Denn bei den Männern helfen nur 29 Prozent täglich im Haushalt mit, und bei diesem Wert ist das Kochen schon mit eingerechnet.
Das entspricht nicht einmal dem EU-Durchschnitt, wonach es die helfenden Männer immerhin auf 34 Prozent bringen. Vorbildlich sind die Männer aus dem Norden: In Schweden helfen 56 Prozent täglich, in Dänemark 55 Prozent. Die Briten, Spanier und Franzosen bringen es auf "über-EU-durchschnittliche" Werte von 49 bis 36 Prozent. Noch unterboten werden die deutschen Männer dagegen von den Österreichern, Italienern, Griechen und Ungarn.
Das Beispiel Milch
"Aber es hat sich trotzdem viel getan", findet Ursula Willenberg, die seit mehr als 40 Jahren den Bereich Hauswirtschaft am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kulmbach, betreut. Mit einem Handgriff holt sie eine Milchkanne aus dem "Reliquienschrank" in der Hauswirtschaftsschule: "Mit solchen Milchkannen ist man früher zum Bauern und hat abends seine Milch geholt. So viel, wie man eben am nächsten Tag gebraucht hat", erzählt sie. Im Laufe der Jahre wurden die Milchkannen kleiner, die Zahl der Menschen mit Laktoseintoleranz größer. Es kamen Kannen aus Kunststoff und Plastik zum Einsatz. "Heute sieht man natürlich überall Milch im Tetrapak, aber die Zeit der Rückbesinnung hat begonnen. Es ist wieder in, Rohmilch direkt vom Landwirt zu holen - in Glasflaschen", so Willenberg. Auch in manchen Supermärkten kann schon Milch aus der Region gezapft werden.
"Unsere Hauswirtschaftsschule hat eine Tradition, die bis 1935 zurückreicht. Früher bildeten wir Wirtschafterinnen für Großbetriebe aus. Wir waren damals die einzige Schule in Bayern - wir waren richtig innovativ", so Willenberg. "In den 70er Jahren kamen dann die Fertigprodukte in Mode. Man hat sich keine Gedanken über die Inhaltsstoffe gemacht, es war einfach in, einen Beutel aufzureißen und alles fix und fertig zu haben", erklärt Willenberg. Trotzdem ist der Beruf der Hauswirtschafterin nicht ausgestorben. Fertigkuchenmischungen gibt es auch heute noch, doch den meisten Genießern schmeckt der selbst gebackene Kuchen, nach traditioneller Art, einfach besser. Und fast immer ist das Selbermachen auch billiger.
Die Menschen geben heute deutlich weniger Geld für Essen aus als früher, sagt Willenberg. Denn einst ging ein Drittel des Einkommens für die Ernährung drauf, heute ist billig "in". Doch der gegenläufige Trend hat schon begonnen.
Immer auf Trends reagiert
"Wir haben in der Schule immer die Trends der Zeit aufgenommen: Wir hatten Mitte der 80er die Vollkornprodukte, und haben Getreide gemahlen. In den 90er Jahren kamen ausländische Sachen", so Willenberg. Inzwischen beschränkt sich die Ausbildung zur Hauswirtschafterin längst nicht mehr nur aufs Kochen und Haushalten. "Wir haben eine Küchemaschine, die erhitzen, Sous-Vide-Garen, hacken, kleinschneiden, kochen, braten und fermentieren kann. Aber man muss sie natürlich bedienen können", sagt Willenberg. Außerdem gehören Textilpflege, Planung, Wirtschaftlichkeit, Teamwork und Unternehmensführung zum Ausbildungsprogramm.
"Hauswirtschaft ist nicht nur eine Beschäftigung, sondern ein Beruf. Und zwar ein Beruf mit Mehrwert", betont auch Regina Burkhardt vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Kulmbach. "Wenn der Saugroboter auch selbstständig saugt, so muss er doch programmiert und gepflegt werden", sagt Burkhardt. Und ihre Kollegin Tina Langenscheidt ergänzt: "Auch für die Persönlichkeitsentwicklung ist Know-How wichtig." Alle sind sich einig: Die Wertschätzung für hauswirtschaftliche Tätigkeiten ist in den vergangenen Jahrzehnten gestiegen, doch das Ansehen ist noch ausbaufähig.