Das bisschen Haushalt ...

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Früher holten die Leute allabendlich Milch direkt beim Bauern - in einer großen Kanne ohne Gummidichtung und Auslaufsicherung. Dann wurden die Kannen kleiner, moderner. Die Milch wurde in Tetrapaks verpackt. Doch inzwischen gibt es eine Rückbesinnung auf die alte Tradition, sagt Ursula Willenberg. Sonny Adam
Früher holten die Leute allabendlich Milch direkt beim Bauern - in einer großen Kanne ohne Gummidichtung und Auslaufsicherung. Dann wurden die Kannen kleiner, moderner. Die Milch wurde in Tetrapaks verpackt. Doch inzwischen gibt es eine Rückbesinnung auf die alte Tradition, sagt Ursula Willenberg. Sonny Adam
Offene Gefäße mit Zutaten wie Zucker und Mehl gibt es wohl in fast keiner Küche mehr. Doch nostalgisch sind die alten Gefäße. Sonny Adam
Offene Gefäße mit Zutaten wie Zucker und Mehl gibt es wohl in fast keiner Küche mehr. Doch nostalgisch sind die alten Gefäße.  Sonny Adam
 
Küchemaschinen, die auch kochen können, liegen total im Trend: Natürlich gibt es auch die in der Hauswirtschaftsabteilung beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kulmbach. Sonny Adam
Küchemaschinen, die auch kochen können, liegen total im Trend: Natürlich gibt es auch die in der Hauswirtschaftsabteilung beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kulmbach. Sonny Adam
 
Ursula Willenberg hat noch einen alten Mixstab, und er funktioniert, amüsiert sich die Expertin. Sonny Adam
Ursula Willenberg hat  noch einen alten Mixstab, und er funktioniert, amüsiert sich die Expertin. Sonny Adam
 

Am Donnerstag ist Tag der Hauswirtschaft. Doch wie weit ist die Gleichberechtigung? Statistiken stellen den deutschen Männern erbärmliche Werte aus.

"Das bisschen Haushalt macht sich von allein", sang Johanna von Koczian vor mehr als 40 Jahren und fügte süffisant hinzu "... sagt mein Mann". Die Statistiken beweisen, dass dieses vielleicht gar nicht so ernst gemeinte Lied auch 2019 noch Gültigkeit hat. Trotz vielgepriesener Gleichberechtigung bleibt die Hausarbeit noch immer hauptsächlich Frauensache. Zumindest in Deutschland. Denn bei den Männern helfen nur 29 Prozent täglich im Haushalt mit, und bei diesem Wert ist das Kochen schon mit eingerechnet.

Das entspricht nicht einmal dem EU-Durchschnitt, wonach es die helfenden Männer immerhin auf 34 Prozent bringen. Vorbildlich sind die Männer aus dem Norden: In Schweden helfen 56 Prozent täglich, in Dänemark 55 Prozent. Die Briten, Spanier und Franzosen bringen es auf "über-EU-durchschnittliche" Werte von 49 bis 36 Prozent. Noch unterboten werden die deutschen Männer dagegen von den Österreichern, Italienern, Griechen und Ungarn.

Das Beispiel Milch

"Aber es hat sich trotzdem viel getan", findet Ursula Willenberg, die seit mehr als 40 Jahren den Bereich Hauswirtschaft am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kulmbach, betreut. Mit einem Handgriff holt sie eine Milchkanne aus dem "Reliquienschrank" in der Hauswirtschaftsschule: "Mit solchen Milchkannen ist man früher zum Bauern und hat abends seine Milch geholt. So viel, wie man eben am nächsten Tag gebraucht hat", erzählt sie. Im Laufe der Jahre wurden die Milchkannen kleiner, die Zahl der Menschen mit Laktoseintoleranz größer. Es kamen Kannen aus Kunststoff und Plastik zum Einsatz. "Heute sieht man natürlich überall Milch im Tetrapak, aber die Zeit der Rückbesinnung hat begonnen. Es ist wieder in, Rohmilch direkt vom Landwirt zu holen - in Glasflaschen", so Willenberg. Auch in manchen Supermärkten kann schon Milch aus der Region gezapft werden.

"Unsere Hauswirtschaftsschule hat eine Tradition, die bis 1935 zurückreicht. Früher bildeten wir Wirtschafterinnen für Großbetriebe aus. Wir waren damals die einzige Schule in Bayern - wir waren richtig innovativ", so Willenberg. "In den 70er Jahren kamen dann die Fertigprodukte in Mode. Man hat sich keine Gedanken über die Inhaltsstoffe gemacht, es war einfach in, einen Beutel aufzureißen und alles fix und fertig zu haben", erklärt Willenberg. Trotzdem ist der Beruf der Hauswirtschafterin nicht ausgestorben. Fertigkuchenmischungen gibt es auch heute noch, doch den meisten Genießern schmeckt der selbst gebackene Kuchen, nach traditioneller Art, einfach besser. Und fast immer ist das Selbermachen auch billiger.

Die Menschen geben heute deutlich weniger Geld für Essen aus als früher, sagt Willenberg. Denn einst ging ein Drittel des Einkommens für die Ernährung drauf, heute ist billig "in". Doch der gegenläufige Trend hat schon begonnen.

Immer auf Trends reagiert

"Wir haben in der Schule immer die Trends der Zeit aufgenommen: Wir hatten Mitte der 80er die Vollkornprodukte, und haben Getreide gemahlen. In den 90er Jahren kamen ausländische Sachen", so Willenberg. Inzwischen beschränkt sich die Ausbildung zur Hauswirtschafterin längst nicht mehr nur aufs Kochen und Haushalten. "Wir haben eine Küchemaschine, die erhitzen, Sous-Vide-Garen, hacken, kleinschneiden, kochen, braten und fermentieren kann. Aber man muss sie natürlich bedienen können", sagt Willenberg. Außerdem gehören Textilpflege, Planung, Wirtschaftlichkeit, Teamwork und Unternehmensführung zum Ausbildungsprogramm.

"Hauswirtschaft ist nicht nur eine Beschäftigung, sondern ein Beruf. Und zwar ein Beruf mit Mehrwert", betont auch Regina Burkhardt vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Kulmbach. "Wenn der Saugroboter auch selbstständig saugt, so muss er doch programmiert und gepflegt werden", sagt Burkhardt. Und ihre Kollegin Tina Langenscheidt ergänzt: "Auch für die Persönlichkeitsentwicklung ist Know-How wichtig." Alle sind sich einig: Die Wertschätzung für hauswirtschaftliche Tätigkeiten ist in den vergangenen Jahrzehnten gestiegen, doch das Ansehen ist noch ausbaufähig.

Tipps für den Haushalt

- Sich nicht von der "Größe" des Einkaufswagens zu Mehr-Käufen inspirieren lassen. Besser: einen kleinen Korb nehmen, dann ist auch der Transport von unverpacktem Obst und Gemüse kein Problem. - Einkäufe genau planen. Sonderangebote verleiten zu Mehrkäufen - und oft werden Lebensmittel dann weggeworfen. Lieber regional einkaufen, beispielsweise bei Direktvermarktern oder auf dem Wochenmarkt. Salat hält länger frisch, wenn er ins Wasser gestellt wird. - Lästige Putzarbeiten gehen leichter von der Hand, wenn sie geplant sind. Beispielsweise: Immer montags Bad putzen, dienstags Küche aufräumen. Wenn Männer oder Kinder im Haushalt mithelfen, keine Kritik üben, sondern andere Arbeitsweisen und auch einmal eine etwas "andere Ordnung" akzeptieren. Eine "lockerer Umgang" mit dem Haushalt sorgt für mehr Spielräume. - Mehrweg statt Einwegverpackungen, zum Beispiel Joghurt und Milch im Pfandglas. Papiertaschentücher müssen nicht in Plastik verpackt sein, es gibt auch Taschentücher im Kartonspender. Mehrwegbecher statt "To-go"-Becher. Gebrauchte Gegenstände verkaufen und kaufen. Seifenstücke statt Flüssigseife im Plastikspender verwenden.

Der Tag der Hauswirtschaft

Ursprung Der Tag der Hauswirtschaft wurde 1982 durch den Internationalen Verband für Hauswirtschaft eingeführt. Jedes Jahr steht der Tag unter einem anderen Motto, in diesem Jahr dreht sich alles um "Nachhaltigkeit". Rund um den Welttag der Hauswirtschaft finden überall auf der Welt Aktionen statt. Beim "Tag der Hauswirtschaft" soll darauf hingewiesen werden soll, dass Hauswirtschaft mehr als das Kochen und Putzen umfasst.Hauswirtschaftliches Wissen und Können ist eine Grundkompetenz des Alltags.

Schnuppertag Am Montag, 25. März, findet in der Landwirtschaftsschule, Abteilung Hauswirtschaft, ein "Schnuppertag" statt. Beginn: 10.30 Uhr. Interessierte bekommen Einblicke in den einsemestrigen Studiengang, der am 10. Oktober startet. Anmeldung für den Schnuppertag und Informationen zum Studium unter 09221/50070.