Corona bedeutet für Kulmbacher Filmemacher Schaden und Chance

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Der Kulmbacher Axel Klawuhn dreht bei der Motorrad-Sternfahrt. Corona hat ihn heuer nicht nur um diesen Auftrag gebracht Foto: privat
Der Kulmbacher Axel Klawuhn dreht bei der Motorrad-Sternfahrt. Corona hat ihn heuer nicht nur um diesen Auftrag gebracht Foto: privat
Dreh mit Supertalent-Sieger Leo Rojas in Kroatien Foto: privat
Dreh mit Supertalent-Sieger Leo Rojas in Kroatien Foto: privat
 
Mitarbeiter Florian Reuner in der Regie bei der Motorrad-Sternfahrt Foto: privat
Mitarbeiter Florian Reuner in der Regie bei der Motorrad-Sternfahrt Foto: privat
 
Der Filmemacher Axel Klawuhn mit seiner ersten Unterwasserkamera. Foto: Christian Schuberth
Der Filmemacher Axel Klawuhn mit seiner ersten Unterwasserkamera. Foto: Christian Schuberth
 

Der Kulmbacher Filmemacher Axel Klawuhn hat in der Krise Aufträge verloren, aber ein Zukunftsfeld erschlossen.

Wenn Axel Klawuhn den Begriff Corona hört, könnte er lachen und weinen zugleich. Die Virus-Pandemie hat auch den Kulmbacher Filmemacher hart getroffen. "Ich habe Aufträge im Wert von über 130 000 Euro verloren", sagt der 62-Jährige Geschäftsführer der "filmwerk medienproduktion", die bis 2018 als "kama media" firmierte. Bei der Motorrad-Sternfahrt, der Bierwoche oder dem Spartan Race hätte er ebenso drehen sollen wie Imagefilme für Firmen - alles gestrichen.

Mit Corona verbindet Axel Klawuhn aber auch positive Assoziationen. Denn seit 2008 dokumentiert er in Mexiko den Aufbau der größten Brauerei der Welt. Hergestellt wird dort: Corona-Bier...

Die Corona-Krise hat dem Filmemacher außerdem ein neues Geschäftsfeld beschert: das der Schulungsvideos. In der Corona-Krise aus der Not geboren, würden immer mehr Firmen solche Kurzfilmchen für Mitarbeiter oder Kunden in Auftrag geben. "Das ist die Zukunft", ist Axel Klawuhn überzeugt und zeigt uns ein Erklärvideo über die Herstellung von Türen. Den Auftrag hat er von einer Firma aus Thüringen, für die er schon seit Jahren Werbefilme, etwa für Messen, dreht. "Wir haben gemeinsam eine Woche am Drehbuch gearbeitet, drei Tage in der Produktion gedreht und 14 Tage geschnitten", sagt Klawuhn. Ein hoher Aufwand für einen am Ende dreiminütigen Kurzfilm, in dem ganz normale Angestellte vor der Kamera stehen und Arbeitsabläufe erklären. "Das war für sie auch eine große Herausforderung", sagt Klawuhn.

Die Schulungsvideos haben zusammen mit den staatlichen Hilfen verhindert, dass seine Zwei-Mann-Firma "über die Klinge springen musste", sagt Klawuhn. Nun hat er schon die nächsten Aufträge für Lehrfilmchen in der Tasche. "Für heuer bin ich ausgebucht." Corona bedeutet für ihn also Schaden und Chance zugleich.

Mega-Brauerei

Den Aufbau der Mega-Brauerei in Mexiko begleitet der Kulmbacher Filmemacher schon seit 2008, und zwar im Auftrag eines Brauanlagenherstellers aus Ludwigsburg (Baden-Württemberg), der die gesamte Technik liefert. Inzwischen hat Klawuhn in der Corona-Brauerei mehrere feste Kameras installiert, denn noch immer wird gebaut. "Im letzten Bauabschnitt soll die Kapazität auf 30 Million Hektoliter im Jahr gesteigert werden", informiert Klawuhn. Zum Vergleich: die Kulmbacher Brauerei AG braut in Kulmbach pro Jahr etwa 1,5 Millionen Hektoliter.

Filmer und Taucher

Eigentlich wollte Axel Klawuhn Pädagoge werden, hat vor Jahrzehnten Lehramt für Haupt- und Realschule studiert. Vor einer Klasse stand er aber nie. "Während meines Studiums kam das Thema Film auf, das mich schon immer fasziniert hat. Denn mein Vater hat bereits seine Tauchgänge im Roten Meer gefilmt."

Die Unterwasserwelt ist neben den Bewegtbildern die zweite Leidenschaft, die Axel Klawuhn von seinem Vater, einst Kampftaucher beim Militär, übernommen hat. Und so arbeitet er schon seit Jahren an einer Dokumentation über die Tauch-Pioniere Jacques-Yves Cousteau und Hans Haas. Letzteren, einen österreichischen Meeresbiologen, hat Klawuhn vor dessen Tod noch interviewt. "Das meiste Material habe ich schon im Kasten." Jetzt muss nur noch ein Fernsehsender kommen, der die Doku ausstrahlen will. Klawuhn ist aber zuversichtlich, seinen Film verkaufen zu können.

Dokumentarfilme waren der Einstieg von Axel Klawuhn in die Medienwelt. So hat er 2004 die Entstehung der legendären Winnetou-Filme in den sechziger Jahren nachgezeichnet und dafür die Darsteller Pierre Brice, Ralf Wolter, Götz George oder Chris Howland interviewt, einige sogar an den Original-Drehorten in Kroatien.

Als Kroatien-Experte verpflichtete ihn 2012 der bekannte TV-Produzent Wolfgang Rademann, als er dort für die Reihe "Kreuzfahrt ins Glück" drehte. "Das war schon ein Highlight", erinnert sich Axel Klawuhn, der Rademann die schönsten Drehorte zeigte, Boote, Statisten und Übernachtungsmöglichkeiten organisierte und Dunja Reiter als Star-Gast vermittelt.

Seit Jahren betreibt der 62-Jährige zudem den lokalen Internet-Sender "Kulmbach TV" (www.facebook.com/kulmbachtv), den er mit Beiträgen rund um das gesellschaftliche Leben in der Bierstadt bestückt. Hauptstandbein seiner Zwei-Mann-Firma sind aber kommerzielle Aufträge. So hat er für den Wirsberger Starkoch Alexander Hermann ebenso einen Werbespot gedreht wie für einen Jäger aus dem Oberland, der Wildbret vermarktet.

Zweite Heimat Kroatien

Die zweite Heimat des Axel Klawuhn ist Kroatien, nicht nur wegen der Tauchreviere. In Dalmatien drehte er mit Supertalent-Gewinner Leo Rojas ein Musikvideo und ließ kürzlich eine Brücke sperren. "Wir haben dort einen Werbefilm für eine Kulmbacher Firma gedreht, bei der nach einer Verfolgungsjagd a la James Bond mit Auto, Flugzeug, Boot und Motorrad der Gejagte schließlich mit dem Bungeeseil von der Brücke springt", erzählt Axel Klawuhn. Schauspieler, Fahrzeuge, Drehgenehmigungen, Catering - alles organisiert von seiner Firma.

Axel Klawuhn ist Geschäftsführer, Produzent, Regisseur, Redakteur und Kamermann in Personalunion, sein einziger fest angestellter Mitarbeiter Florian Reuner hat bei ihm die Ausbildung zum Mediengestalter durchlaufen. "Ich habe aber einen großen Pool an freien Mitarbeitern wie Cuttern, Synchronsprechern oder Tontechnikern", sagt Klawuhn.

Film über Fritz Hornschuch?

Ideen für Dokumentationen hat Axel Klawuhn noch viele - ein Projekt liegt ihm aber besonders am Herzen. So möchte er das Leben von Spinnerei-Besitzer Fritz Hornschuch filmisch nachzeichnen, möglichst an Originalschauplätzen wie der Hornschuch-Villa bei Mainleus, die ab 2021 generalsaniert werden soll.

Klawuhn plant einen 90-minütigen Film. Er will sich zwar an historische Fakten halten, aber auch fiktive Geschichten erzählen. "Der Film könnte auch im Geschichtsunterricht an Kulmbacher Schulen gezeigt werden", sagt Klawuhn, der sich schon tief in die Materie eingelesen hat und mit etlichen Spinnerei-Experten gesprochen hat.

Bezirksheimatpfleger Günter Dippold begrüßt die Film-Idee: "Hornschuch ist einer der profiliertesten Unternehmerpersönlichkeiten des ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er war zudem ein außergewöhnlicher Charakter mit eigenem Kopf und hat sich auch von den Nazis nicht einfangen lassen."cs