Mit seiner Firma Easy drive will Michael Hilbert den Verkehr in Kulmbach revolutionieren. Er hat vor allem Kunden aus der Innenstadt. Denn dort stehen die Elektroautos. Wer in Stadtteilen wohnt, der steht vor höheren Hürden.
Ein eigenes Auto hat Manfred Käferstein nicht. "Das lohnt sich für mich nicht", sagt der 53-Jährige, der in der Innenstadt wohnt, um Einkäufe zu tätigen, bis dato oft ein Taxi gerufen hat. Seit ein paar Wochen fährt Käferstein selbst zu den Discountern in der Albert-Ruckdeschel-Straße. Mit einem Renault Zoe, der seinen Standort an den Lade-Stationen für Elektroautos am Eku-Platz hat. Käferstein nutzt eines von zwei Fahrzeugen der Firma Easy drive, die neuerdings in Kulmbach Car-Sharing anbietet.
Vier Euro pro Stunde
er 53-Jährige gehört zu den 26 Kunden, die Inhaber Michael Hilbert von seiner Geschäftsidee schon begeistern konnte. Für vier Euro pro Stunde kann man den Wagen mieten, mit einer App den Nutzungszeitpunkt buchen, den Standort orten, über das Smartphone den Wagen öffnen und zusperren. Ein Angebot, das auch die autolose Birgit Wendel nutzt. Die 59-Jährige wohnt ebenfalls im Stadtzentrum, fährt viel mit Bus und Bahn, mit denen sie aber nicht überall hinkommt. So hat sie den Zoe gemietet, um ins Fichtelgebirge zu gelangen, wo sie mit einer Freundin eine Wanderung am Waldstein unternommen hat. Sie hat das Auto fünf Stunden genutzt, dafür 20 Euro gezahlt. So günstig käme sie anderweitig nie dorthin, sagt Wendel und führt an: "Ich habe seit langem darauf gewartet, dass es in Kulmbach so ein Angebot gibt."
Hilbert sieht großes Potenzial
Ob Michael Hilbert mit der Zahl seiner bisher erreichten Kunden zufrieden ist? Die Einnahmen würden die laufenden Kosten decken, sagt der 51-Jährige, der noch großes Potenzial sieht. Sein Tarifstruktur hat er schon umgestellt. Den Chauffeur-Dienst, der die Mobilität garantieren sollte, gibt es nicht. Wer in Ziegelhütten oder Forstlahm wohnt, muss selbst schauen, wie er ans Auto kommt, das in der Innenstadt geparkt ist.
Ein Payback-Konzept
Der Kunde wolle ein leicht verständliches Konzept, sagt Hilbert. Er setzt jetzt auf die stundenweise Buchung, will mit Firmen kooperieren. Er hat eine Art Payback-Konzept im Visier, ist, wie er betont, mit Geschäftsleuten in Kontakt. "Wer dort einkauft, sammelt Mobilitätspunkte, die man sich beim Bezahlen der Autorechnung anrechnen kann." Kombiniert werden soll das mit einem Shuttle-Service. Wie der aussieht, wollte er noch nicht verraten.
E-Auto statt Diesel?
Der 51-Jährige führt auch so einige Geschäftsleute ans E-Auto heran. So Markus Finkentey von der Firma Fischer & Jistel, der erstmals mit Strom gefahren ist, um einen Kostenvergleich anzustellen. Weil er für seinen Diesel im Monat allein 300 bis 500 Euro Spritkosten zahlt, trägt er sich mit dem Gedanken, sich selbst ein Elektroauto zu kaufen. Damit fahre man günstiger und leiste zudem einen Beitrag zu Klimaschutz, so Finkentey.
Nur für kürzere Fahrten
Auch Jürgen Stündl von der Werbeagentur "Mediastyle" hat den Zoe für geschäftliche Fahrten stundenweise gebucht. Gerade für kürzere Strecken biete sich das Elektroauto an, sagt der 51-Jährige, der die Vorteile des Car-Sharings sieht, auf ein eigenes Auto aber nicht verzichten möchte. Nicht nur, weil er für längere Fahrten einen Benziner brauche, sondern auch, weil er in seinem eigenen Auto viele Unterlagen transportiert. "Die kann ich ja nicht bei jeder Fahrt umladen."
Im November hatte Hilbert erklärt, dass er Ende 2019 zehn Zoe im Fuhrpark haben wird. "An dem Ziel halte ich fest", sagt der 51-Jährige. Ob sich sein Car-Sharing-Modell durchsetzen wird? Der Bundesverband "CarSharing" spricht von einem schwierigen Unterfangen. Generell, so hatte dessen Sprecher Willi Loose im November erklärt, sei ein Neustart in einer Kleinstadt nicht einfach, weil es noch keine begeisterten Nutzer gebe, die das Angebot weiterempfehlen. Wirtschaftlich erfolgreiche Anbieter setzten zudem auf einen Angebots-Mix aus E-Mobilen sowie Benzin- und Diesel-Fahrzeugen. "Denn es gibt viele Kunden, die mit dem Car-Sharing-Auto in den Urlaub fahren wollen. Mit Elektro-Fahrzeugen ist das mangels Reichweite ja kaum möglich."