Druckartikel: Bursa kündigt Freundschaft: "Lebbe geht weider"

Bursa kündigt Freundschaft: "Lebbe geht weider"


Autor: Stephan Tiroch

Kulmbach, Sonntag, 26. März 2017

Ohne es zu wissen, wird die fränkische Kleinstadt Kulmbach in die große Politik reingezogen.
Bursas Bürgermeister Recep Altepe hat Kulmbach und Darmstadt einseitig die Freundschaft gekündigt. Foto: Twitter/Recep Altepe


Aha, Bursa legt die Städtepartnerschaft mit Kulmbach auf Eis. Die Aufregung ist groß. Aber was hat dies für Kulmbach zu bedeuten? - Mit Verlaub, zunächst einmal: nicht viel.

Die Namen der Partnerstädte Rust (Österreich), Lugo (Italien), Kilmarnock (Schottland) oder Saalfeld (Thüringen) sind dem Kulmbacher geläufiger. Aber Bursa? Viel zu weit weg - und überhaupt.


Hundertmal größer als Kulmbach

Dabei spielt Bursa in einer ganz anderen Liga als die genannten Städte, Kulmbach inklusive. Ein paar Nummern größer. Hier einige Zahlen und Daten über die Metropole, die nur 90 Kilometer von Istanbul entfernt ist: 2,8 Millionen Einwohner (doppelt so groß wie München und hundertmal größer als Kulmbach); viertgrößte Stadt in der Türkei; Zentrum der Automobilindustrie - Fiat, Renault und Citroën bauen hier Fahrzeuge. Und der Fußballklub Bursaspor war in der Saison 2009/10 türkischer Meister.

Was soll die fränkische Kleinstadt nun machen, wenn Bursas Bürgermeister Recep Altepe einseitig die Freundschaft (auch zu Darmstadt) aufkündigt? Der AKP-Mann ist offenbar vorgeprescht, um sich als besonders treuer Gefolgsmann seines Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan in Szene zu setzen. Vergleichbares hat man von anderen Städten bisher nicht gehört. Immerhin haben 80 türkische Kommunen deutsche Partner; in Franken: Nürnberg - Antalya und Erlangen - Besiktas (Stadtviertel Istanbuls).


Sorgen um Freunde in der Türkei

Die Beziehungen der beiden Staaten sind vergiftet. Kulmbach kann die diplomatische Krise nicht beilegen. Die Menschen hierzulande, besonders der Unesco-Club und die Berufsschule, werden ihre Kontakte nach Bursa nicht einfrieren. Im Gegenteil. Aber sie machen sich seit geraumer Sorgen um ihre Freunde und Partner in der Stadt am Marmarameer. Wer für Toleranz, Weltoffenheit und Demokratie eintritt, hat in der Türkei dieser Tage bekanntlich keinen leichten Stand.

Ansonsten gilt in Kulmbach das Wort des früheren Trainers von Eintracht Frankfurt, Dragoslav "Stepi" Stepanović: "Lebbe geht weider!"

Reaktionen aus Kulmbach lesen Sie hier.