Und schließlich kritisierte der Landesvorsitzende auch den Vorsitzenden des oberfränkischen Bauernverbandes, Hermann Greif: "Man kann sich nicht in München an einen runden Tisch setzen und über Flächenschutz reden, und sich dann vor Ort nicht an die Seite des Naturschutzes stellen."
Mergners Stellvertreter Sebastian Schönauer, selbst ehemaliger Kommunalpolitiker, bezeichnete es als unverständlich, wie eine Gemeinde hier ohne konkrete Planung und ohne Eingriffsmöglichkeiten die Erschließung und Vermarktung einem Investor überlassen wolle. "Der Bürgermeister will sich hier womöglich ein Denkmal setzen - aber er nimmt unseren Enkeln die Zukunft."
Wie intensiv der Flächenfraß in Bayern tatsächlich ist, machten die Gäste aus dem Landesvorstand mit einer Aktion deutlich: Pro Minute werde in Bayern eine Fläche von 81 Quadratmetern verbaut. Eine 250 Quadratmeter große Folie, ausgerollt aus einer Wiese, sollte verdeutlichen, wie viel Grund dadurch in knapp drei Minuten verschwindet.
Offener Brief an den Minister
Auf Einladung der CSU und der FWG Himmelkron hatte der Ort in der letzten Woche hochrangigen Besuch: Der bayerische Staatsminister für Wohnen, Bau und Verkehr, Hans Reichhart, informierte sich über die Verkehrsprobleme und über die Planung für eine Erweiterung des Gewerbegebietes.
Im Nachgang zu dem Besuch hat nun die Bürgerinitiative "Nein zum neuen Gewerbegebiet" in einem offenen Brief dem Minister ihre Sicht der Angelegenheit dargelegt.
In diesem offenen Brief heißt es wörtlich: "Wir, die Bürgerinitiative gegen das geplante Gewerbegebiet Himmelkron, wenden uns heute mit einem offenen Brief an Sie. Aus der Presse haben wir erfahren, dass Sie sich bei einem Ortstermin ein Bild über die aktuell völlig unbefriedigende Verkehrssituation in Himmelkron machen konnten. Leider wurden wir von unserem Bürgermeister, Herrn Schneider, zu diesem Termin nicht eingeladen.
Auch wir fordern eine nachhaltige Entschärfung der jetzigen Verkehrsproblematik, allerdings unabhängig vom Ausgang des Rats- und Bürgerbegehrens am 26. Mai 2019.
Unserer Meinung nach wäre es wesentlich einfacher, schneller und kostengünstiger, eine zufriedenstellende Verkehrslösung ohne das geplante neue Gewerbegebiet zu finden und zu realisieren. Die jetzige Situation ist mehr als unbefriedigend, ein "noch mehr" an Verkehr, Lärm, Lichtverschmutzung und Feinstaub ist den Bürger*innen nicht zuzumuten. Es ist dringend geboten, die Verkehrssituation bei ständig zunehmendem Verkehrsaufkommen hier in Himmelkron zu entschärfen.
Wir bitten Sie daher, in Ihrem Ministerium auch eine Lösung der oben genannten Verkehrsproblematik ohne das von der CSU/FWG-Fraktion favorisierte neue Gewerbegebiet auszuarbeiten."
Wie mehrfach berichtet, hat die Bürgerinitiative einen Bürgerentscheid auf den Weg gebracht, der für einen sofortigen Planungsstopp sorgen soll. Dem steht ein Ratsbegehren entgegen, mit dem sich die Gemeinde die Zustimmung holen will, weiterplanen und -verhandeln zu können. Die Abstimmung sowohl über das Rats- als auch über das Bürgerbegehren soll am Sonntag, 26. Mai, dem Tag der Europawahl, stattfinden.