"Wie viele Leute noch, bis endlich etwas getan wird???" Diese und ähnliche Kommentare finden sich in sozialen Netzwerken seit dem tragischen Verkehrstod einer 89-jährigen Stadtsteinacherin am Mittwoch auf der B 303. Die Stadt wird sogar direkt aufgefordert, an der dortigen Verkehrssituation etwas zu ändern.
Noch eindringlicher formuliert es Karl-Heinz Schramm, ein Neffe der verunglückten Stadtsteinacherin: "Mitten am Tag in Freiburg im Breisgau vom Tod der letzten verbliebenen Tante hören zu müssen, weil es an ein paar Eimern Farbe für einen Zebrastreifen, ein bis zwei Verkehrszeichen, um einen Fußgängerüberweg an dieser Stelle zu markieren, gemangelt hatte, ist unglaublich hart und unfassbar", schreibt er noch am Abend des Unglücks in einer E-Mail an die Redaktion der Bayerischen Rundschau.
Nach Einbruch der Dunkelheit Der tragische Unfall ereignete sich am Mittwoch nach Einbruch der Dunkelheit. Die 89-jährige Frau wollte nach dem Einkauf im Markt gegen 17 Uhr zurück in ihre nahe gelegene Wohnung. Beim Überqueren der Bundesstraße mit ihrem Rollator wurde sie von zwei Autos erfasst. Sie verstarb noch an der Unfallstelle.
Polizei und ein Gutachter untersuchen seitdem den genauen Hergang des Unglücks.
Das war auch vor knapp einem Jahr so, als an fast gleicher Stelle ein anderes schreckliches Unglück geschah. Eine 85-jährige Stadtsteinacherin wollte an einem Nachmittag im März 2014 mit ihrem Fahrrad die Bundesstraße in Höhe des Einkaufsmarktes überqueren. Dabei übersah sie offenbar einen stadtauswärts fahrenden Sattelzug. Die Radfahrerin erlag später den Folgen ihrer schweren Verletzungen.
Wie den Polizeiberichten zu entnehmen ist, kam es in der Vergangenheit wiederholt zu Unfällen in diesem Bereich. Und zu einer Vielzahl von Blechschäden.
Neuer Vorstoß der Stadt Bürgermeister Roland Wolfrum (SPD) zeigt sich erschüttert vom neuerlichen Unglück - und stimmt dem Ruf nach mehr Sicherheit an diesem Verkehrsknotenpunkt zu.
"Wir haben dazu schon mehrmals Anstöße bei den Fachbehörden gegeben. Aus gegebenem Anlass werden wir natürlich einen neuen Vorstoß starten", schreibt er auf Facebook. Allerdings schränkt Wolfrum auch deutlich ein: "Die Stadt Stadtsteinach ist nicht berechtigt, auf einer Bundesstraße was immer auch zu tun." Selbst wenn die Kommune auf eigene Kosten eine Ampel errichten wollte, sei das ohne Erlaubnis der Verkehrsbehörden nicht möglich.
Schon mehrmals habe es Ortstermine mit Polizei, Landratsamt und Bauamt an dieser Stelle gegeben. Eine Ampel sei dort allerdings abgelehnt worden, da nur wenige hundert Meter entfernt bei der Fachklinik eine solche Lichtzeichenanlage steht, die zudem von Schülern und Krankenhausbesuchern benutzt werde.
Nicht zuletzt aus diesem Grund habe die Stadt die Absenkung des Gehsteigs an der Einmündung Egerländerstraße vorgenommen, um den Radfahrer und Fußgänger in Richtung Ampel zu lenken.
Alles nach Vorschrift Manfred Amschler, Leiter des Sachgebiets Verkehrswesen am Landratsamt, und Siegfried Beck, beim Staatlichen Bauamt Bayreuth zuständig für die Bundesstraßen im Landkreis Kulmbach, bestätigen diese Ortstermine. Und kommen übereinstimmend zu dem Ergebnis, dass die dortige Situation aus verkehrstechnischer Sicht keinen Anlass zur Beanstandung gibt: Der Überblick sei ausreichend, die dort gefahrenen Geschwindigkeiten seien aus Richtung Zaubach zunächst auf 60 und dann nach dem Ortsschild auf 50 km/h klar beschränkt, und in wenigen hundert Meter Entfernung gebe es eine Lichtzeichenanlage.
"Ein Schnellschuss macht keinen Sinn", sagt Manfred Amschler über die Forderung nach Sofortmaßnahmen, betont allerdings, dass man die Situation nochmals überprüfen werde.
Das sieht auch der neue Stadtsteinacher Polizeichef Horst Nölkel so. "Man muss abwarten, was der Gutachter zu dem konkreten Fall sagt", kommentiert er die Sachlage. Er will den Erkenntnissen der Ermittler - auch was mögliches menschliches Fehlverhalten angeht - nicht vorgreifen.
Was Siegfried Beck "erschüttert", ist die vor allem die Tatsache, dass das jüngste Unglück zu einem Zeitpunkt geschehen ist, da die Beseitigung des Unfallschwerpunktes schon absehbar, fast greifbar ist. Denn: Rewe plant in Stadtsteinach den Neubau eines Einkaufsmarktes in direkter Nähe. Und damit wird auch die Verkehrssituation komplett neu geordnet. Am Montag behandelt der Stadtrat den Antrag.
Der Bau soll noch 2015 beginnen.
Linksabbiegespur und Insel Wie Wolfrum und Beck erläutern, wird - versetzt in Richtung in Richtung Zaubach - eine komplett neue Zufahrt zum Markt entstehen, die auf der B 303 aus Richtung Zaubach zusätzlich eine Linksabbiegerspur bekommt. An dieser Stelle ist eine Überquerungshilfe mit Verkehrsinsel vorgesehen. "Im besten Fall sogar mit einer Ampel", kommentiert der Bürgermeister die Entwicklung.
Karl-Heinz Schramm indes sieht durchaus Chancen, sofort etwas zu unternehmen. "Was dort als Prävention, sozusagen als Schutz vor weiteren Unfällen bezüglich des Supermarktes hingehört, wäre stadteinwärts kurz nach dem Ortsschild ein fest installierter Starenkasten, eine permanente Radarüberwachung (...). Nur so lässt sich das Tempo an dieser Gefahrenstelle auf ein vernünftiges Maß senken", schreibt er. Und: "Kosten dürfen hier keine Rolle spielen, wenn Menschenleben in Gefahr sind."
....man sich in Stadtsteinach nicht über eine Umgehung einig wird, solange kann leider immer wieder etwas passieren! Das muß mal klipp und klar gesagt werden. Nicht nur beim REWE-Markt ist es brandgefährlich, sondern auch vor am im Bereich Marktplatz/Kulmbacher Straße( Ecke Ploner)! Ich halte überhaupt nichts von Tempo 30, bzw. Flüsterasphalt, etc... Man sollte sich schleunigst einigen, daß man die Umgehung bekommt, damit der größte und schwerste Verkehr endlich aus dieser schönen Stadt rauskommt und das Gefahrenpotenzial deutlich reduziert!
wir können doch am Beispiel Untersteinach sehen, dass, selbst wenn die Baureife vorliegt, es Jahre dauert, bis überhaupt ein Baubeginn erfolgt (in USAN sind es nun schon 5 Jahre und ein Baubeginn ist immer noch nicht absehbar). Und die Bauzeit beträgt dann nochmals 3-4 Jahre. Das heißt im Klartext, dass es mindestens 10 Jahre dauern wird, bis (wenn überhaupt) die Umgehung Stadtsteinach realisiert sein könnte. Die jetzige problematische Situation muss jetzt deutlich entschärft und verbessert werden. Alles Andere wäre unverantwortlich.
unstrittig handelt es sich bei dem Kreuzungsbereich REWE, Egerländer Straße, Tankstelle, Grünbürgstraße um einen Umfallschwerpunkt, bei dem schon mehrere Bürger zu Tode gekommen sind. Die Aussage: "aus verkehrstechnischer Sicht kein Grund zur Beanstandung" kann nur als Kniefall vor dem "flüssigen Auto- und LKW-Verkehr" verstanden werden. Ganz klar wird in diesem - für Fußgänger! - unübersichtlichen Bereich einfach zu schnell gefahren. Wir werden alle nicht jünger und viele sind einfach nicht in der Lage mal schnell einen Spurt über die Straße hinzulegen. Der Gesamtverkehr (Fußgänger und Auto) hat sich gefälligst nach dem schwächsten Glied zu richten. Vier Schilder mit Tempo 30 und regelmäßiger Geschwindigkeitskontrolle durch die Polizei würde die Situation sofort entschärfen, bevor über eine sündhaft teure Ampelanlage, die irgendwann oder nie kommt, dann der Verkehr dort bei rot auf null gebracht wird. Die Aussage "Tempo 30 auf Bundesstraßen gibt es nicht", ist in Anbetracht der dortigen Situation mehr als zynisch und menschenverachtend. Es muss sofort gehandelt werden. Anträge zu einer Geschwindigkeitsreduzierung wurden schon viele gestellt und alle als unbegründet ! oder mit dem "sinnigen" Hinweis: "dies würde eine trügerische Sicherheit schaffen" abgelehnt. Besondere Situationen erfordern besondere Maßnahmen. Abwarten, zögern, langwierige Erörterung von möglichen Lösungen etc. haben schon Menschenleben gekostet und können noch weitere Menschenleben kosten. Menschen sind wichtiger als Autos - zum Donnerwetter!
Am 4. Dezember 2014, also gerade mal vor 6 Wochen, konnten wir bei ’infranken.de’ lesen:
»Die Bürgerinitiative Pro Stadtsteinach und der Bund Naturschutz stellten Mitte November einen von Knud Espig unterschriebenen Antrag zur Verkehrsberuhigung im Bereich der Stadtsteinacher Ortsdurchfahrt sowie gegen Lärm und gefährliche Situationen. …
Espig, auch Fraktionsvorsitzender der SPD im Stadtrat, wollte, dass das Gremium sich folgende Forderungen für die Ortsdurchfahrt zu eigen macht: Tempo 30, Flüsterasphalt, Durchfahrtsverbote für Transit-Lkw, eine Maut für die B 303 und eine Beschilderung von Gefahrenstellen standen auf der Liste. Seine Ratskollegen aller Fraktionen sowie auch Bürgermeister Roland Wolfrum (SPD) stuften diese Wunschliste als nicht realisierbar ein und lehnten nach heftiger Debatte ab.
Mehr ins Detail geht Klaus Witzgall (CSU) auf Nachfrage der BR. Er hatte schon in der Stadtratssitzung die Forderungen von Pro Stadtsteinach scharf kritisiert und als völlig unrealistisch bezeichnet. Deutlich geworden sei auch, dass man den so genannten Transitverkehr nicht aus dem Ort verbannen könne, so Witzgall: „Eine Bundesstraße dient nun einmal der überörtlichen Erschließung." Für Tempo 30 gebe es ebenfalls keine Grundlage. „Auch wenn's eng zugeht: Es sind Gehsteige vorhanden, die Fahrbahn ist ausreichend breit und nicht kaputt. … Man sollte sich erst mal sachkundig machen, bevor man den Stadtrat mit einem solchen Antrag befasst."
Knud Espig bedauert, dass die Vorschläge als unrealistisch eingestuft wurden. Pro Stadtsteinach wolle etwas für die Bürger tun und kreative Ansätze entwickeln, wie Probleme gelöst werden könnten. …«
In diesen wenigen Zeilen kommt ein gewisser Zynismus zum Ausdruck, wie er im Stadtsteinacher Rathaus vorherrscht: Eigentlich müssten sich diese Herren für die Unfallhäufigkeit gerade an dieser Stelle der B 303 mitverantwortlich fühlen, also auch am Tod dieser ihrer Mitbürgerin!
Herr Espig sollte auf seinen Forderungen beharren!