Alwin Schneider war einer der ersten Landwirte in der Region, der auf biologisch-dynamische Landwirtschaft gesetzt hat. Er analysiert die Entwicklung der Branche und sagt seine Meinung zu Bio-Produkten bei den Discountern.
Er ist einer der Bio-Pioniere im Landkreis Kulmbach: Seit 1985 betreibt Alwin Schneider einen biologisch-dynamischen Betrieb im Mainleuser Ortsteil Veitlahm - aus Überzeugung. "Ich war schon immer für eine naturverträgliche Landwirtschaft, Bio ist für mich die einzige Perspektive." Arbeiten im Einklang mit den natürlichen Begebenheiten. Würden mehr so denken, gäbe es wohl "die ganzen Probleme mit Pestiziden, Nitrat im Grundwasser und Massentierhaltung" nicht.
Schneider hat Landwirtschaft studiert und war zunächst in der Entwicklungshilfe in Südamerika aktiv, ehe er von seinem Bruder die Flächen in Veitlahm pachtete. Zug um Zug baute er im Laufe der Jahre Wirtschaftsgebäude und Stall auf, schaffte sich die Maschinen zur Bewirtschaftung an.
Von Anfang an nutzte der heute 61-Jährige die etablierten Vermarktungsschienen, sprich: Er belieferte Bio-Läden in der Region - aber nicht nur mit Rohprodukten wie
Milch. Schneider setzte zugleich auf die Weiterverarbeitung der eigenen Produkte, baute sich eine eigene Hofkäserei und eine kleine Bäckerei auf. "Fleisch war keine Perspektive, weil es hier schon Anbieter gab."
Auch wenn in den Anfängen die Bio-Branche noch von vielen belächelt und als Öko-Kram abgetan wurde, so hatte Schneider schon immer seine Klientel. "Die Vermarktung war kein Problem, es gab immer Interessenten." Allerdings sei die Nachfrage immer weiter gestiegen. "Wir können gar nicht so viel liefern, wie nachgefragt wird."
Der Bio-Bauer bewirtschaftet 40 Hektar, die eine Hälfte davon ist Grünland, die andere Ackerland. Hinzu kommen 15 Kühe, ein paar Schweine und Hühner.
Der 61-Jährige hofft, dass immer mehr Kollegen auf biologische Landwirtschaft umsteigen. "Das ist für die Erde eine Entlastung. Jedes Kilo Dünger und Pflanzenschutzmittel weniger ist ein Gewinn für die Natur." Und: Und mit jedem Lebensmittelskandal würden die Menschen überlegen, wo sie ihre Nahrung herbekommen.
Er weiß auch um schwarze Schafe in der Branche: "Es gibt Trittbrettfahrer, die alles nur mit ökonomischen Blick sehen, denen die Hintergründe egal sind." Schneider hat auch beobachtet, dass immer mehr Supermärkte und Discounter auf den Bio-Zug aufspringen. "Die wollen mit Profit abschöpfen." Als Problem sieht er das nicht. "Die sind keine Konkurrenz." Er stelle Lebensmittel wie Brot und Quark her, die man täglich braucht und die nicht lange gelagert werden können. "Wir wollen Frische und hohe Qualität liefern."
Frische zählt ebenso bei seiner Zusammenarbeit mit einer Biogärtnerei. "Da wird früh geerntet und nachmittags verkauft." Man schmecke den Unterschied zwischen handwerklich und industriell hergestellten Lebensmitteln, ist er überzeugt.
Er freut sich, dass es der Branche gelungen ist, das Rollkragen-Image abzulegen. Mittlerweile gebe es gut aufgezogene, moderne Märkte wie Daves Bioladen am Kulmbacher Zentralparkplatz (siehe Bericht unten). Schneider weist noch darauf hin, dass das "EU-Bio-Siegel nur die unterste Stufe ist". Viel strengere Vorschriften gebe es beispielsweise beim Demeter-Verband.