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Bierfest-Emotionen im Kulmbacher Stadtrat


Autor: Stephan Tiroch

Kulmbach, Donnerstag, 30. März 2017

SPD-Sprecher Ingo Lehmann kritisiert die Informationspolitik des Rathauses und handelt sich eine scharfe Zurechtweisung von OB Henry Schramm ein.
Die Bierwoche findet heuer nicht an ihrem angestammten Platz im Zentrum Kulmbachs statt. Darüber diskutierte am Freitag der Stadtrat, und dabei gingen die Emotionen hoch.  Foto: BR-Archiv/Gabriele Hänseler


Großbaustelle am Zentralparkplatz und große Emotionen: Eine Stunde lange diskutierte der Kulmbacher Stadtrat am Donnerstag über den Umzug der Bierwoche 2017 vom Stadtzentrum aufs Brauereigelände in der Lichtenfelser Straße. Dabei kritisierte Ingo Lehmann (SPD) die Kommunikation des Rathauses und handelte sich eine scharfe Zurechtweisung von OB Henry Schramm (CSU) ein.

Der Oberbürgermeister erklärte, dass die Sanierung der Tiefgarage so weit fertiggeworden wäre, um das Bierzelt auf einem provisorisch hergerichteten Platz aufstellen zu können. "Das haben mir alle beteiligten Fachleute versichert", so Schramm. Aber die Brauerei sei der Veranstalter und habe sich anders entschieden. Nach ihrer Ansicht wären die Einschränkungen für die Logistik, für die Besucher und für die Sicherheit nicht hinnehmbar gewesen. "Diese Bedenken kann die Stadt nicht einfach wegwischen", betonte er.


"Zerplatzt wie eine Seifenblase"

Lehmann hatte keinen Zweifel, dass alle am Bau Beteiligten ihr Bestes gegeben haben. Aber die jetzt hervorgerufene Enttäuschung sei durch die städtische Informationspolitik gefördert worden. Man hätte früher die Karten aufdecken müssen. "Durch die Kommunikation aus dem Rathaus ist der Eindruck entstanden: Wir schaffen es ohne Probleme. Das ist zerplatzt wie eine Seifenblase."

Die Decke auf der Tiefgarage sei nicht wie geplant vor Weihnachten fertig gewesen, sagte der SPD-Sprecher. Dann sei die Kälteperiode gekommen. "Da war absehbar, dass es nicht zu schaffen ist."


"Hinterher schlau rumreden"

OB Schramm wies die Kritik zurück. "Hinterher schlau rumreden, das machen die, die vorher nichts getan haben", sagte er und erklärte, dass er bis Anfang März davon ausgegangen sei, dass die Bierwoche auf dem Provisorium stattfindet. Er habe den Plan B der Brauerei gekannt. Keinen zu haben, wäre fahrlässig gewesen. "Aber wir wollten Plan A", sagte Schramm. Die Stadt habe der Brauerei keine hundertprozentige Garantie geben können. "Was wäre gewesen, wenn das Schlimmste eingetreten und die Bierwoche ausgefallen wäre? Dann hätte ich Sie hören wollen."

Ralf Hartnack (WGK) beruhigte die Gemüter: "Die Emotionen kochen zu hoch." Einmal könne man den Umzug der Bierwoche verkraften, meinte er. Dies sah auch Stefan Schaffranek (WGK) so: Dafür werde die Innenstadt durch ein großzügiges Parkhaus und einen schön gestalteten Platz aufgewertet.


Probleme absehbar

Michael Pfitzner (CSU) erinnerte daran, dass sich der Stadtrat über die große Herausforderung durch die ambitionierte Baustelle immer einig gewesen sei. Dagegen wunderte sich Hans-Dieter Herold (Grüne): Denn die von der Brauerei angeführten Probleme bei Sicherheit, Toiletten und Logistik seien vorher absehbar gewesen und nicht überraschend gekommen.

Wieder einig war man sich beim weiteren Zeitplan der Großbaustelle, der einstimmig abgesegnet wurde: zweites Halbjahr 2017 Umbau der Sutte mit den beiden Kreisverkehrsplätzen; erstes Halbjahr 2018 Grabenstraße - mit Vollsperrung - und Klostergasse erst nach dem Bierfest 2018.


Erklärung zu Bursa

Weiter gab OB Schramm eine kurze Erklärung zu Bursa ab, das die Städtepartnerstadt auf Eis gelegt hat. Eine offizielle Kontaktaufnahme sei nicht erfolgt, sagte er und betonte: "Wir in Kulmbach lassen die deutsch-türkischen Freundschaften nicht auseinanderdividieren und legen Wert auf ein gutes Klima."