Die Kulmbacher Bierwoche 2020 muss wegen Corona ausfallen - dann machen wir halt unseren eigenen Anstich, sagten sich viele Fans.
Der Kulmbacher und sein Bierfest - es ist schon eine besondere Beziehung. Man kennt Hasser, Liebhaber und ganz viele Fans. Was gab es doch für heiße Diskussionen, als die Festspülwoche 2018 wegen der Sanierung des Zentralparkplatzes (heute EKU-Platz) aus der Innenstadt weichen musste. Die einen freuten sich über mehr Platz an der Lichtenfelser Straße, die anderen sammelten - letztlich erfolgreich - Unterschriften, damit die Brauerei den gewohnten Standort in der Stadt nicht aufgibt.
Aktuell wäre ihnen der Schauplatz der Bierwoche sogar egal - Hauptsache, es gäbe eine. Doch nach 1952 (Kinderlähmung) bringt sie wieder so eine verflixte Pandemie um neun Tage Stadel-Stimmung.
Die Hardcore-Fans lassen sich aber von keinem Virus das Feiern verbieten. Und so stiegen am Samstag allerorten im Landkreis private Bierfest-Partys. Mit mehr oder weniger vielen Gästen, mit mehr oder weniger Corona-Abstand. Immerhin - die Polizei musste nirgends einschreiten.
Videos von den Ersatz-Bierfesten kursieren im Netz. Hier dröhnt Blasmusik aus den Boxen, dort spielt ein Alleinunterhalter auf, während der Zapfhahn ins Fass gedroschen wird und "Ozapft is" aus allen Kehlen zu hören ist. Das starke Festbier fließt in Strömen, in vielen Getränkemärkten ist es längst ausverkauft.
Den skurrilsten Auftritt gab es aber auf der Kulmbacher Rathaustreppe, wo eine Ulk-Band zur Anstichzeit aufspielte und ein "Bierschoff" im roten Talar und mit Mitra auf dem Kopf dem Bier huldigte. Er sollte kräftig beten, dass er 2021 wieder in Kulmbachs heiligen Tempel des Gerstensaftes einmarschieren darf.