Beim Burghaiger Gasthof "Zum Adler" wird alles anders
Autor: Stephan Tiroch
Burghaig, Freitag, 03. April 2015
In dem einstigen Kultwirtshaus tut sich was. Es wird gewerkelt und entrümpelt. Doch so wie früher wird es nicht mehr. Eine Investorengruppe aus Ingolstadt will das ganze Anwesen "aktivieren" und hat konkrete Pläne.
Um den Gasthof "Zum Adler" ist es still geworden. Das imposante Fachwerkhaus am Fuße des Burghaiger Dorfbergs hat die Ausstrahlung früherer Tage zwar nicht verloren. Aber die Außenansicht täuscht. Mit dem einstigen Kultwirtshaus, seit 2007 geschlossen, ging es stetig bergab.
Letztmals im Winter 2012 war der "Adler" an einem Nachmittag geöffnet. Auf Anfrage der Burghaiger SPD gestatten die Eigentümer einen Blick ins eiskalte und leere Wirtshaus. Wenn auch jeder Stuhl in der Stube an seinem Platz steht und die bunte Tapete ihren Charme versprüht, ahnen die Besucher, dass die Glanzzeiten unter Bernd Meile und Doris Laaber wohl nicht mehr wiederkommen werden.
Nicht handelseinig geworden
Mit Karl-Heinz Schröder (seit 2010 im "Weberhof" zu Hause) hätte es vor acht Jahren einen ernsthaften Interessenten gegeben, der das Wirtshaus übernehmen und dort seine Metzgerei einrichten wollte. Man wurde sich beim Preis nicht handelseinig. Sein Gebot "im unteren sechsstelligen Bereich" akzeptierte die Erbengemeinschaft nicht. So sind die Jahre ins Land gegangen.
Aber nun ist der Dornröschenschlaf zu Ende. Frühere Stammgäste wie Günther Weber oder Wolfgang Wimmer träumen immer noch ein bisschen davon, dass es im denkmalgeschützten Wirtshaus - im Kern 16./17. Jahrhundert - weitergehen könnte. Sogleich tauchen die alten Zeiten vorm geistigen Auge auf: der berühmte Curry-Gögger, das Dechant-Set, der Sauarsch, die Musik- und Schnulzenabende und die vielen fränkischen Fassbiere.
Emmerlich dreht im Wirtshaus
Die Spezialisten wissen sogar noch, wie Moderator Gunther Emmerlich hier 2002 für seine TV-Sendung "Zauberhafte Heimat" aus Kulmbach gedreht hat. Doris Laaber serviert damals Krauthaxn für den Sachsen.
"Ich hab' so was gehört. Vielleicht wird's doch wieder was", mutmaßt Architekt Wimmer. Doch wir müssen ihn und alle anderen Freunde des einstigen Kultwirtshauses enttäuschen. Es gibt kein "Adler"-Revival.
Trotzdem tut sich etwas auf dem Gelände. Überall wird gewerkelt, ausgeräumt, entrümpelt, zurückgebaut. Im Hof stehen Bauschuttcontainer, und der Zugang ist versperrt.
Das Konzept steht
Auf der Baustelle treffen wir den neuen Eigentümer: Tobias Waltl (34). "Ich bin der Kopf einer Investorengruppe aus Ingolstadt", erklärt er. Man sei über einen Immobilienmakler auf das Objekt aufmerksam geworden und habe darin "Zukunft" gesehen. Der Mann, der vorher zu Kulmbach keinerlei Bezug hatte ("bekomme ich gerade"), hat dafür fix und fertige Pläne. Nach Ostern will er den Bauantrag im Rathaus abgeben. Vorgespräche mit Bauamt und Unterer Denkmalbehörde hat es, wie die Stadt bestätigt, bereits gegeben.
Im Fachwerkgebäude ist alles ausgebaut worden, was zur früheren Gastwirtschaft gehörte.Tische, Stühle, Bänke, Schänke - nichts mehr da. Kahle Wände in der Wirtsstube, Küche und Nebenräume leer.
Während die Erbengemeinschaft den Verkauf nicht bestätigen will, erläutert der Investor bereitwillig sein Konzept. Das Haupthaus wird "Boardinghouse" (O-Ton Waltl) - also eine Pension für Gäste, die über einen längeren Zeitraum bleiben. Die 18 Zimmer sollen hauptsächlich von Unternehmen für Mitarbeiter von auswärts genutzt werden. "Ireks ist ein potentieller Kunde", erklärt Waltl.
Ein Wirtshaus im früheren Saal
Im Nebengebäude, ehemals Wirtshaussaal und eine Zeitlang Schreinerei, ist eine gastronomische Nutzung vorgesehen. "Wir haben schon einen Mieter", so Waltl, der aber noch nichts Näheres dazu sagen will. "In drei Monaten wissen wir mehr."
In der "Tenne" (Waltl) oder Scheune, wo früher Familienfeiern stattfanden, könnte nach Ansicht der neuen Eigentümer ein Nahversorger ("Tante-Emma-Laden") oder eine Gastwirtschaft einziehen. Es sei schon Interesse signalisiert worden.
Der Vorbau bei den Gewölbekellern soll genauso abgebrochen werden wie der Übergang vom einstigen Wirtshaus zum Saal. "Da gibt es mit dem Denkmalschutz kein Problem", glaubt Waltl, dem es die Gewölbe angetan haben, wo die bis Anfang des 20. Jahrhunderts existierende Brauerei Pöhlmann ihr Bier lagerte. "Die Keller werden gereinigt und elektrifiziert und wären ideal für Weinverkauf."
Das Wohnhaus am Aufgang zur künftigen Gastronomie im alten Saal bleibt bestehen, ebenso das Biotop. Zwei dazugehörige Grundstücke will man mit Einfamilienhäusern bebauen.
Kosten und Preise
"Wir wollen das ganze Areal aktivieren", sagt der Investor, der zur Höhe der Gesamtinvestition schweigt. Die dürfte aber beträchtlich sein, sicherlich im siebenstelligen Bereich. Dagegen nimmt sich der Kaufpreis für das knapp zwei Hektar große Anwesen mit deutlich unter 180.000 Euro, so die Vorstellung der Erbengemeinschaft Pöhlmann im Jahr 2012, bescheiden aus.
Im November soll alles fertig sein. "Uns hetzt keiner, wir stehen nicht unter Zeitdruck", sagt Waltl. Die Fans von früher verfolgen jedenfalls gespannt, was am Dorfberg passiert. Vielleicht geht ja wieder was nach dem Umbau im neuen Wirtshaus neben dem "Adler". Aber der Charme der alten Wirtschaft ist unwiederbringlich weg.
Dazu auch ein Kommentar von Christian Schuberth.
Der Investor
aus Ingolstadt
Die Ireks hat den "Adler" gekauft, Raps ist der neue Eigentümer, Fernsehkoch Alexander Herrmann aus Wirsberg baut die Gastwirtschaft um - Gerüchte über die Zukunft des einstigen Kultwirtshauses hat es in Burghaig und Kulmbach nicht wenige gegeben. Jetzt ist es raus, wer das Areal erworben hat: Es handelt sich um eine Investorengruppe aus dem Raum Ingolstadt mit Tobias Waltl an der Spitze.
Die Investoren hatten bisher mit Kulmbach nichts am Hut, Geld dürfte aber offenbar keine Rolle spielen. "Im Nebenjob kaufen wir alte Häuser in Bayern, richten sie her und führen sie einer neuen Nutzung zu", sagt Waltl, der sich selbst als Vollblutunternehmer bezeichnet. Schon mit 17 - während seiner Banklehre - gründete er seine erste Firma. Danach studierte er in der Schweiz und in den USA und übernahm 2006 die Wagner Möbel Manufaktur in Mindelheim im Allgäu. Dort werden exklusive Möbel hergestellt. "Wir arbeiten auch für zahlreiche Hollywood-Stars", so der Geschäftsführer.