Bei Kauerndorf gibt es einen Ruheplatz für rastlose Seelen

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Das Steinkreuz zwischen Untersteinach und KauerndorfErich Olbrich
Das Steinkreuz zwischen Untersteinach und KauerndorfErich Olbrich

Zeugt ein Steinkreuz zwischen Kauerndorf und Untersteinach von einem Mord im 15. Jahrhundert?

Mit unseren Entdecker-Touren wollen wir den BR-Lesern Lust machen, sich die beschriebenen Orte selbst anzuschauen. Ein schöner Spaziergang auf dem Geh- und Radweg führt uns heute an den Ortsausgang von Kauerndorf in Richtung Untersteinach. Hier befindet sich ein sehr altes Steinkreuz. Dieses steht zwischen der Bundesstraße 289 und der Eisenbahnlinie Kulmbach-Untersteinach.


Beim Gleisbau versetzt


War es vor dem Eisenbahnbau 1848 im Gelände etwas weiter unten aufgestellt, so wurde es wegen des Gleisbaus leicht nach oben versetzt. Das Kreuz ist 100 Zentimeter hoch, 70 breit und 30 stark. Der senkrechte Balken unter dem Querbalken ist 30 Zentimeter stark und verbreitert sich bis auf 70 Zentimeter.

Steinkreuze wurden vom 13. bis zum 16. Jahrhunderts größtenteils nach einem Mord oder Totschlag errichtet. Sie dienten als Sühnemale zum Seelenheil des Ermordeten. In ihnen lebt die germanische Rechtsanschauung weiter, dass zur Abwehr der Blutrache ein Totschlag durch Bezahlung des sogenannten Wehr- oder Manngeldes an die Hinterbliebenen gesühnt werden kann.

In einem Bericht von Hans Bauriegel wird das Sühnekreuz mit einer Gerichtsakte aus dem Jahr 1441 in Verbindung gebracht: "Den Gebrüdern Albrecht, Nickel und noch ein Hans aus Obersteinach wurde von den Hahnauern aus Nydersteinach ein Bruder erschlagen."

Weiter heißt es: "Dieselben schuldigen sullen machen lassen ein Steynern Kreuz, wo das am füglichsten zu stehen mag."


"Seelenlöcher" in Stein gemeißelt


An unserem Steinkreuz finden wir eingemeißelte Löcher, auch "Seelenlöcher" genannt. Durch diese gingen nach herrschender Anschauung die Seelen der plötzlich oder gewaltsam zu Tode Gekommenen ein und aus und fanden im Stein ihren Ruheplatz. Nach uraltem Glauben waren besonders die Kreuzwege der Aufenthaltsort der Geister, weshalb man dort Steine setzte, um sie zu bannen.

Der Sage nach soll in der Nähe unseres Steinkreuzes öfters ein Mann ohne Kopf gesehen worden sein, und ein Hund mit feurigen Augen habe oft nächtliche Wanderer erschreckt. Auch die Pferde hätten an dieser Stelle oft ohne erkennbaren Grund gescheut. Manchmal sei an dieser Stelle ein "großer Wind" aufgekommen, obwohl herrliches Wetter war. Könnte heute natürlich auch ein vorbeifahrender Zug sein ...


"Dem deifl ihr Seel verschrieben"


Nach dem Sagenbuch von Elise Gleichmann allerdings, haben an dieser Stelle zwei Männer "dem Deifl ihr Seel verschrieben", weil sich der dort gerne aufhält. Bevor sie aber das Pergament mit einem Gänsekiel unterschreiben konnten, sind zwei Pfarrer mit einem "Buam" und einem Weihrauchfass gekommen. Da der "Teifl" keinen Weihrauch verträgt, hat er geflucht, "a gruß Wind is kumma und hot alles unterananner gezwerbelt".

Die geretteten Männer hätten dort aus Dankbarkeit ein Kreutz setzten lassen. Diese Sagen und vor allem ein Eintrag im Land-Buch der Herrschaft Plassenburg von 1398 deuten auf eine Grenze an dieser Stelle hin.