Hunderte von Landwirten nahmen gestern an einer Kundgebung in Bayreuth teil. Auch Kulmbacher waren dabei.
Zwischen Kulmbach und Unterbrücklein geht es an diesem Dienstagmorgen nur langsam voran: Immer wieder Traktoren, zwei oder drei hintereinander, nur 40 oder 50 Stundenkilometer langsam. Überholen? Ist im Berufsverkehr und angesichts des dichten Nebels so gut wie nicht möglich.
Ähnlich sieht es auf der Kulmbacher Nordumgehung aus. Hier ist die Schlange der Traktoren weitaus länger. An die 50 werden es alles in allem sein. Der Stau, den sie im Morgenverkehr verursachen, ist beachtlich.
Ein Bild, wie es sich in vielen Orten in Oberfranken bot. Hunderte von Landwirten haben sich am frühen Morgen in einer Sternfahrt auf den Weg nach Bayreuth gemacht. Ihr Ziel: eine Kundgebung, bei der sie deutlich machen, was ihrer Ansicht nach schief läuft im Verhältnis zwischen den Bauern und den Verbrauchern, aber auch zwischen den Bauern und der Politik.
"Es fehlt der Respekt für die Arbeit der Bauern, die Wertschätzung", schimpft Manfred Stark aus Mainleus, der seinen Traktor zwischen rund 30 anderen im Gewerbegebiet bei Unterbrücklein geparkt hat. Sein Berufskollege Manuel Faßold aus Mainroth wirft der Politik Unredlichkeit vor: Offiziell werde Politik für die Bauern gemacht. "Aber in Wirklichkeit ist das Politik gegen die kleinen Betriebe."
"Kleine Bauern" sind sie alle, die etwa 30 Frauen und Männer, die sich hier getroffen haben, um gemeinsam nach Bayreuth zur Kundgebung zu fahren: Besitzer, künftige Betreiber oder Mitarbeitende in Familienbetrieben. So, wie Kurt Hacker aus Dreschenau und sein Sohn Horst, die den Kulmbacher Part der Sternfahrt organisiert haben, und die nun Aufkleber und Banner für die Traktoren verteilen.
"Für alles verantwortlich"
Immer wieder wird Ärger laut darüber, dass die Bauern in der öffentlichen Wahrnehmungen diejenigen sind, die schuld sind am Insektensterben und der Nitratbelastung des Trinkwassers, die Pflanzen und Tieren schaden.
"Wir werden für alles verantwortlich gemacht", sagt Manfred Stark. "Dabei ist doch die Nachhaltigkeit der zentrale Punkt unserer Arbeit. Die Natur ist unser Kapital. Und mit diesem Kapital gehen wir sorgsam um."
Wasserverschmutzung durch die Landwirtschaft
Seit den 1940er Jahren nutzte die Landwirtschaft zunehmend Kunstdünger (>> Industrielle Landwirtschaft): Abflüsse aus Feldern und Weiden führten dazu, dass große Mengen an Phosphor und Stickstoff in Gewässer gelangten. Hier ist Phosphor- und Stickstoffmangel aber oft der begrenzende Faktor für das Wachstum von Bakterien und Pflanzen; mit dem Eintrag wurde die Begrenzung aufgehoben, Bakterien und Wasserpflanzen wuchsen übermäßig. Das Problem: Wenn sie absterben, verzehrt der Zersetzungsprozess Sauerstoff, der dann anderen Lebewesen fehlt. So kann Nährstoffzufuhr durch Sauerstoffmangel alles Leben töten. Dieser Eutrophierung genannte Prozess ist vor allem in Seen ein Problem, da das Wasser hier nicht wie in den Flüssen ständig ausgetauscht wird. Mit zunehmender Intensivierung und Spezialisierung der Landwirtschaft gewann die Nährstoffzufuhr eine neue Dimension, da nun tierischer Dünger immer konzentrierter anfiel und nicht mehr unproblematisch direkt auf dem Land genutzt werden konnte. 600 Rinder erzeugen eine organische Belastung des Abwassers wie 1000 Menschen, aber ihr Abwasser wird in der Regel nicht durch eine Kläranlage gereinigt. Und Stickstoff gelangte zunehmend - und in Form des leicht löslichen, gesundheitsschädlichen Nitrats - in das Grundwasser. In Deutschland liegen die Nitratwerte im Grundwasser nach wie vor bei über der Hälfte der offiziellen Überwachungsmessstellen über dem Grenzwert für Trinkwasser (50 mg/l) (weitere Informationen >> hier [Umweltbundesamt]); die EU-Kommission hat im Jahr 2013 ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland eingeleitet, da die EU-Nitratrichtlinie unzureichend umgesetzt wurde. Der intensive Ackerbau trägt noch auf eine weitere Weise zur Wasserverschmutzung bei: Ammoniakemissionen (global 54 Mio. t Stickstoff jährlich) werden in der Atmosphäre zu Ammonium umgewandelt und reichern Gewässer mit Nährstoffen an; nach der Nitrifizierung tragen sie zur Versauerung von Gewässern b