Um den Tod eines Familienvaters und seiner kleinen Tochter im Trebgaster Badesee ranken sich immer mehr wilde Spekulationen. War in Wahrheit ein Fisch schuld am Unglück? Oder ist Gas die Ursache dafür, dass Menschen bewusstlos werden und in die Tiefe sinken? Das sagt der Bürgermeister der Gemeinde zu den teils wilden Gerüchten.
Hat nun auch Oberfranken sein "Loch Ness"? Man möchte es fast meinen, verfolgt man die Kommentare in den "sozialen" Netzwerken, die sich mit dem tragischen Tod eines Familienvaters und seiner vierjährigen Tochter vor neun Tagen im Trebgaster Badesee befassen.
Obwohl die ermittelnden Behörden und auch Rechtsmediziner eindeutig von einem Unglücksfall ohne Fremdverschulden ausgehen, brodelt es in der Gerüchteküche. Die Vermutung von starken Strömungen unter Wasser, die angeblich immer wieder Badende sogartig in die Tiefe zögen, hält sich weiterhin hartnäckig - trotz vielfacher Beteuerungen seitens der Kommune, diese angeblichen Strudel seien nicht existent.
Treibt ein großer Wels sein Unwesen?
Neue Nahrung bekommt die Debatte, nachdem sich ein langjähriger Badegast eigene Gedanken zum Tod von vier Menschen in den vergangenen drei Jahren gemacht hat. Ein Bindlacher hat sich in einem Brief an die Gemeinde gewandt und um Aufklärung gebeten. Zugleich äußerte er eine Vermutung, die unglaublich klingt: "Alle Unfälle weisen fast immer das gleiche Muster auf. Sportliche und durchtrainierte Menschen ertrinken. Warum ertrinken sie? Und warum fast immer an der gleichen Stelle, nämlich am Ende des Sees, dort wo er am tiefsten und am schlammigsten ist? Daher mein schrecklicher Verdacht: Es handelt sich um einen beziehungsweise mehrere Welse oder Waller."
Ein Fisch also soll zumindest mitverantwortlich sein für den Tod von Menschen. "Der Killer-Wels ist ein Fabelwesen, das immer mal wieder aus dem Nachrichten-Sommerloch auftaucht", sagt Alexander Krappmann. Der Fischerei-Experte aus Lichtenfels kümmert sich seit Jahren um den Fischbesatz des Badesees und kann die angebliche Gefahr durch den Wels verneinen. "Er kann durchaus beachtliche Größe von zwei Metern erreichen - aber er zieht sicher keine Menschen unter Wasser", sagt Krappmann.
Welse/Waller seien scheue Gesellen, dämmerungsaktiv und suchten das Weite vor Schwimmern. "Im allerschlimmsten Fall können sie, wenn sie erschreckt werden, reflexartig zuschnappen. So ein Wels hat mehrere 1000 Zähne, das würde großflächige Bissspuren bei den Opfern zurücklassen, die aber niemals tödlich wären." Nach Aussage der obduzierenden Ärzte seien aber weder beim Vater noch seiner Tochter solche Spuren gefunden worden.
Muss der See abgelassen werden?
Ob sich überhaupt solch ein Ungetüm im See aufhält? "Das wäre unseren Anglern sicher aufgefallen", sagt Bürgermeister Neumann. Bewusst eingesetzt würden dort nur Edelfische wie Karpfen und Zander. Sollte es einem Wels geben, stammte er vielleicht "illegal" aus einem Gartenteich und müsste heimlich ausgewildert worden sein.
Der Rathauschef hat in den vergangenen Tagen diverse Anfragen von Medien und auch Bürgern beantwortet. Einige fordern rabiat, den Badebetrieb bis auf weiteres zu untersagen und zur Klärung der Umstände der Todesfälle den See komplett zu leeren. Angeblich sei das Gewässer seit 45 Jahren nicht mehr abgelassen worden. "Das stimmt nicht", sagt Neumann. "Zuletzt ist das im Winter 2005 passiert. Riesenpumpen haben damals das Wasser rausbefördert, weil man vermutete, am Boden könnte sich über die Jahrzehnte eine meterdicke Schlammschicht gebildet haben. Fakt ist: Diese Schicht war nicht dicker als 15 Zentimeter. Aber immerhin konnten wir so feststellen, wo und wie aus den Quellen der See gespeist wird."