B 85: Kommt es doch nicht zur Vollsperrung?

3 Min
Die B 85 wird ab dem 10. August ausgebaut. Die Bundesstraße ist dann zwischen Forstlahm und Rohr voll gesperrt. Foto: Matthias Beetz
Die B 85 wird ab dem 10. August ausgebaut. Die Bundesstraße ist dann zwischen Forstlahm und Rohr voll gesperrt. Foto: Matthias Beetz
 
 
Berthold Hübner (Staatliches Bauamt)
Berthold Hübner (Staatliches Bauamt)
 
 

Die Sperrung der Bundesstraße zwischen Forstlahm und Rohr ab dem 10. August würde Autofahrer wie Wirtschaftsbetriebe treffen. "Wir wären von der Außenwelt quasi abgeschnitten", sagt der Leuchauer Klaus Vetter, der einen Vorstoß von Henry Schramm begrüßt. Der OB hat das Bauamt kontaktiert.

Nicht nur viele Pendler und Lkw-Fahrer, die auf der Strecke zwischen Kulmbach und Bayreuth unterwegs sind, werden klagen. Die angekündigte Vollsperrung der B 85 zwischen Forstlahm und Rohr ab dem 10. August trifft vor allem die Leuchauer. "Wir wären für zwei Wochen quasi von der Außenwelt abgeschnitten", sagt Klaus Vetter. Wer dann von Leuchau nach Kulmbach wolle, müsste "einen riesigen Umweg" über Trebgast, Ködnitz und Kauerndorf in Kauf nehmen.

Halbseitige Sperrung?
Dass die Straße saniert wird, begrüßt Oberbürgermeister Henry Schramm (CSU). Schramm will allerdings eine Vollsperrung verhindern. Er hat sich gestern an das Staatliche Bauamt in Bayreuth gewandt mit der Bitte, zu überprüfen, ob der Großteil der Arbeiten nicht unter einer halbseitigen Sperrung durchgeführt werden kann. "Bei einer Ampelregelung wäre weiterhin eine beidseitige Befahrbarkeit gegeben", erklärt er in seinem Schreiben. Dass das Aufbringen der Asphaltschicht am Ende nur unter einer Vollsperrung vonstatten gehen könne, dafür habe jeder Verständnis. "Es ist jedoch für alle Betroffenen ein großer Unterschied, ob diese Vollsperrung zwei Tage oder zwei Wochen andauert", stellt der OB fest.

OB: Entlastung für Pendler
Das Stadtoberhaupt wünscht sich, dass die Sanierung in mehrere Abschnitte unterteilt wird. "Das hätte den Vorteil, dass die Einfahrten nach Leuchau und Forstlahm die meiste Zeit offen gehalten werden könnten." Wie Schramm weiter vorschlägt, sollten die umliegenden Nebenstrecken als Umleitung für den Pkw-Verkehr ausgewiesen werden, was vor allem für die Pendler eine erhebliche Entlastung mit sich bringen würde.

Auch Wirtschaft ist betroffen
Stellvertretender IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfram Brehm, der täglich von Kulmbach nach Bayreuth fährt, unterstützt Schramms Forderungen. Brehm glaubt, dass viele ortskundige Autofahrer aber sowieso auf die Nebenstrecken ausweichen, was dann sicherlich für umliegende Ortschaften eine große Belastung mit sich brächte.
Für die großen Industriebetriebe, "für die der Zubringer zur A 70 die Lebensader ist", wäre die Vollsperrung der Bundesstraße aus seiner Sicht eine riesige Belastung. "Wir freuen uns, dass die Straße saniert wird, eine Vollsperrung wäre aber die denkbar schlechteste Variante", betont der IHK-Sprecher.

Lastwagen, die Richtung Autobahnanschlussstelle Neudrossenfeld wollen, hätten normalerweise ab der Schauer-Kreuzung in Kulmbach knapp über acht Kilometer zurückzulegen. Durch die großräumige Umleitung, die von Kulmbach über Untersteinach und Himmelkron bis zur Autobahn-Anschlussstelle führt, wären es etwa 36 Kilometer. "Das ist eine zeitliche Belastung, die auch mit Mehrkosten verbunden wäre", so Brehm, den es freuen würde, wenn die Baustelle über eine halbseitige Sperrung abgewickelt werden könnte.

Eine Lösung für die Landwirte
Landwirte aus Leuchau, die auf der anderen Seite der B 85 Felder bewirtschaften, würde eine Vollsperrung vor einer große Hürde stellen. Wie der Kreisgeschäftsführer des Bayerischen Bauernverbandes, Harald Köppel, mitteilt, habe man mit dem Staatlichen Bauamt diesbezüglich aber vereinbart, dass an den einzelnen Tagen nach einer Möglichkeit gesucht werde, wie die Landwirte mit ihren Traktoren durch die Baustelle kommen. Harald Köppel: "Darüber sind wir froh. Wenn das nicht möglich wäre, hätten wir ein Problem."


Das sagt das Staatliche Bauamt


"Ziel der Planer war es, die Betroffenheit der Verkehrsteilnehmer möglichst gering zu halten und eine dauerhafte und wirtschaftliche Lösung zu finden." Das sagt Berthold Hübner vom Staatlichen Bauamt, den die BR zu Kritik an der Vollsperrung befragte.

Herr Hübner, wäre es möglich, den Großteil der Bauarbeiten auf der B 85 unter einer halbseitigen Sperrung mit einer Ampelregelung durchzuführen? Wenn ja, welche Auswirkungen hätte das auf den Zeitplan?
Berthold Hübner: Für die Baumaßnahme wurde vom Staatlichen Bauamt eine Vollsperrung während der verkehrsärmsten Zeit in den Sommerferien und außerhalb von Großveranstaltungen gewählt. Eine Realisierung mit halbseitigen Sperrung und Ampelbetrieb würde den Verkehrsfluss sehr stark behindern und hätte erhebliche Stauungen über einen deutlich längeren Zeitraum zur Folge. Bestimmte Arbeitsschritte sind bei einer halbseitigen Sperrung nur eingeschränkt möglich und führen zusätzlich zu einer geringeren Standzeit der neuen Deckschicht (Längsnaht) und so zu einer kürzeren Lebensdauer der Deckschicht.
Durch die geplante Realisierung im Zuge einer Vollsperrung wird die Bauzeit minimiert. Ziel der Planer war es, die Betroffenheit der Verkehrsteilnehmer möglichst gering zu halten und eine dauerhafte und wirtschaftliche Lösung zu finden. Baumaßnahmen im Zuge von Bundes- und Staatsstraßen werden im Vorfeld bezüglich vorgesehener Verkehrsführung und Realisierungszeitraum mit den betroffenen Behörden und Kommunen abgesprochen. Bei der Vollsperrung der B 85 zwischen Forstlahm und Rohr erfolgte diese Abstimmung im Februar 2015.

Was sagen Sie zu Henry Schramms Bitte, dass geprüft werden sollte, ob das Projekte in mehreren Bauabschnitten durchgeführt werden kann, um die Einfahrten nach Leuchau und Forstlahm nicht für zwei Wochen sperren zu müssen?
Die Maßnahme wurde mit einer Vollsperrung geplant und ausgeschrieben. Der Auftrag wurde bereits vergeben. Eine Veränderung der mit der Baufirma vertraglich vereinbarten Rahmenbedingungen hätte erhebliche Auswirkungen auf den geschlossenen Bauvertrag.

Viele Pendler werden sicherlich sowieso Nebenstrecken nutzen und nicht die großräumige Umleitung nehmen. Welche Folgen hätte es, wenn das Bauamt die Nebenstrecken als Umleitung für den Pkw-Verkehr ausschildern würde?
Die gewählte Umleitungsstrecke wurde hauptsächlich für den Durchgangsverkehr festgelegt und im Vorfeld abgestimmt. Berücksichtigt wurden hier Bundesstraßen und die Bundesautobahn, die das erhöhte Verkehrsaufkommen aufnehmen können, ohne dass Schäden oder wesentliche Behinderungen etwa durch den Schwerlastverkehr zu erwarten sind. Eine Änderung der Umleitungsstrecke müsste mit den dann neu betroffenen Straßenbaulastträgern abgestimmt werden. Anlieger und Ortskundige nutzen erfahrungsgemäß die bekannten Nebenstrecken, auch wenn diese nicht in der Umleitungsbeschilderung der Bundesstraße berücksichtigt werden.

Die Fragen stellte Alexander Hartmann