Aufgeben kommt für Frank Walther nicht in Frage

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Bewegungsunfähig ans Bett gefesselt: 2010 ist Frank Walther fast vollständig gelähmt. Nur mühsam kann er sprechen, als ein Freund die Situation in einem Kurzvideo festhält. Fotos: privat/BR-Archiv
Bewegungsunfähig ans Bett gefesselt: 2010 ist Frank Walther fast vollständig gelähmt. Nur mühsam kann er sprechen, als ein Freund die Situation in einem Kurzvideo festhält. Fotos: privat/BR-Archiv
Diese Szene war 2007 nur ein Rollenspiel auf der Bühne: Frank Walther als Opa im Rollstuhl.
Diese Szene war 2007 nur ein Rollenspiel auf der Bühne: Frank Walther als Opa im Rollstuhl.
 
 
 
 
Flink mit der Schere. Der Friseurmeister musste lange trainieren, bis er seine frühere Fingerfertigkeit neu erlangt hatte und seinen Beruf wieder ausüben konnte.
Flink mit der Schere. Der Friseurmeister musste lange trainieren, bis er seine frühere Fingerfertigkeit neu erlangt hatte und seinen Beruf wieder ausüben konnte.
 
Harschneidetraining in der Rehaklinik.
Harschneidetraining in der Rehaklinik.
 
Schauhaufen-Inszenierung "der Heiratsantrag" mit Frank Walther und Birgit Baumann.
Schauhaufen-Inszenierung "der Heiratsantrag" mit Frank Walther und Birgit Baumann.
 
Freude über den Gewinn des Theaterpärlas 2009: Ein strahlender Frank Walther mit Birgit und Rüdiger Baumann.
Freude über den Gewinn des Theaterpärlas 2009: Ein strahlender Frank Walther mit Birgit und Rüdiger Baumann.
 
Bei den "Buschklopfern" kämpft Tristan (Frank Walther) um das Leben der Weihnachtsgans Auguste (Cosima Asen). Fotos: Dagmar Besand
Bei den "Buschklopfern" kämpft Tristan (Frank Walther) um das Leben der Weihnachtsgans Auguste (Cosima Asen). Fotos: Dagmar Besand
 
 
Als Regisseur im Theaterworkshop von Focus Europa
Als Regisseur im Theaterworkshop von Focus Europa
 
 
Auftritt im Thurnauer Literatencafé im März 2013
Auftritt im Thurnauer Literatencafé im März 2013
 
Dieses strahlende Lachen vermisst Frank Walther an sich selbst. Diese Aufnahme entstand wenige Tage vor Ausbruch der Krankheit.
Dieses strahlende Lachen vermisst Frank Walther an sich selbst. Diese Aufnahme entstand wenige Tage vor Ausbruch der Krankheit.
 
Schwere Zeit: Frank Walther kann seine Augen nicht mehr schließen. Die Klappen sorgen dafür, dass die Augen nicht austrocknen.
Schwere Zeit: Frank Walther kann seine Augen nicht mehr schließen. Die Klappen sorgen dafür, dass die Augen nicht austrocknen.
 
Zurück im normalen Leben. Auf den ersten Blick sind die Folgen der Erkrankung nicht mehr zu sehen.
Zurück im normalen Leben. Auf den ersten Blick sind die Folgen der Erkrankung nicht mehr zu sehen.
 
Auftritt mit den Buschklopfern 2011
Auftritt mit den Buschklopfern 2011
 
Mit Hündin Leila bei einer Stadtführung der "Buschklopfer".
Mit Hündin Leila bei einer Stadtführung der "Buschklopfer".
 

Der Kulmbacher Fiseurmeister und Laienschauspieler Frank Walther erkrankte mit 39 Jahren am seltenen Guillain-Barré-Syndrom. Sein ganzer Körper war gelähmt. Doch er kämpfte sich zurück in ein normales Leben.

Sein Lachen vermisst er am meisten - ansteckend fröhlich, übers ganze Gesicht. Frank Walther lacht immer noch gern und oft, doch seine Mimik-Muskeln machen heute nur noch teilweise mit - sichtbares Zeichen einer schweren und glücklicherweise inzwischen fast überstandenen Krankheit.

Drei Jahre liegt der Ausbruch des Leidens jetzt zurück. Im April 2010 bekam Frank Walther Schmerzen im linken Arm, "wie bei einem Tennisarm", erinnert er sich. "Dann taten mir die Beine weh, ich musste mich beim Gehen festhalten, weil ich so schwach war, als wäre ich plötzlich 80 Jahre alt."

Der damals 39-Jährige ist fit und sportlich, kann sich den Verfall seiner Kräfte nicht erklären. Hausarzt und verschiedene Fachärzte sind ebenfalls ratlos.
"Im Klinikum wurde ich komplett durchgecheckt, aber es schien alles normal zu sein."

Der selbstständige Friseurmeister schleppt sich weiter täglich in seinen Salon in Melkendorf. Einmal steht er im Aufenthaltsraum, will Wasser trinken, doch alles läuft ihm übers Kinn. "Im Spiegel konnte ich sehen, dass meine rechte Gesichtshälfte schlaff herunterhing, wie nach einem Schlaganfall."

So wird es sein, wenn du alt bist

Wieder ins Klinikum. Einen Schlaganfall können die Ärzte ausschließen, doch am nächsten Tag sackt auch die zweite Gesichtshälfte, das gesamte Gesicht ist gelähmt. "Ich konnte nur noch mühsam gehen und erinnere mich, dass ich gedacht habe: So wird es sein, wenn Du alt bist. Dein Kopf will, aber der Körper macht nicht mehr mit."

Frank Walther wird in die Hohe Warte nach Bayreuth verlegt. "Da konnte ich gar nicht mehr gehen, auch nicht mehr richtig sehen." Eine Ärztin in der Notaufnahme kommt nach verschiedenen Tests zur richtigen Diagnose: Guillain-Barré-Syndrom - eine neurologische Erkrankung, bei der es zu entzündlichen Veränderungen des peripheren Nervensystems kommt. Betroffen sind vor allem die aus dem Rückenmark hervorgehenden Nervenwurzeln. Die Ursache? "Ein Infekt, wahrscheinlich ein gewöhnlicher Schnupfen, den mein Körper nicht auf normalem Weg bekämpft hat. In einer Autoimmun-Reaktion hat er statt dessen die Nerven angeknabbert."

"Ich werde nicht daran sterben"

Die Diagnose, so schlimm sie war, habe er als große Erleichterung empfunden, erzählt Frank Walther. "Die Wochen, in denen es mir täglich schlechter ging und niemand wusste warum, waren schrecklich.



Aber als die Krankheit einen Namen hatte, wusste ich: Das kann behandelt werden, und ich werde nicht daran sterben."
Ein Medikament gibt es gegen das Guillain-Barré-Syndrom nicht. Optimismus und eiserner Wille beim Üben der einst selbstverständlichen alltäglichen Bewegungen sind Frank Walthers Medizin. Und seine Familie und Freunde, die ihn fast täglich besuchen und ihm Mut machen. "Bei meinen ersten Gehversuchen haben mich zwei Therapeuten gestützt, einer links, einer rechts. Nach ein paar Tagen hatte ich kleine Erfolge, und das hat meinen Ehrgeiz richtig angetrieben."

In der Reha-Klinik arbeitet der 39-Jährige intensiv an sich. Gleichgewicht, Koordination, Feinmotorik - alles muss neu erlernt und trainiert werden. Massagen von Gesicht und Körper helfen Frank Walther, seinen Körper wieder zu spüren, stimulieren Nerven und Muskeln.

Die Haarschneide-Therapie

Er will möglichst schnell wieder anfangen zu arbeiten, muss jedoch feststellen, dass er sein Handwerkszeug, Schere und Kamm kaum handhaben kann. "Da bin ich zu den Therapeuten gegangen und habe gesagt: Programmänderung - ich schneid Euch jetzt die Haare." Frank Walther schmunzelt: "Die haben wirklich mitgemacht, und ich habe ihnen auch anständige Frisuren verpasst - aber es hat halt jedes Mal ewig gedauert.
Heute geht es dem 42-Jährigen wieder gut, "obwohl kleine Einschränkungen geblieben sind". Die Mimik hat sich verändert, die körperliche Belastbarkeit verringert, und der leidenschaftliche Schauspieler des "Schauhaufens" und der "Buschklopfer" beschränkt sich jetzt auf kleine Rollen und hat im Regiefach seine neue Berufung entdeckt. "Auf der Bühne fühle ich mich nicht mehr so wohl wie früher. Dafür habe ich in der Regie eine Aufgabe gefunden, die genau so befriedigend ist."

Bilder, die Mut machen sollen

Wieviel er erreicht hat, zeigt ein kleines Video, das ein Freund damals im Krankenhaus aufgenommen hat. Zum dritten Jahrestag bekam Frank Walther das Filmchen geschenkt - und hat es einem spontanen Impuls folgend auf Facebook gepostet. Es ist eine berührende Szene vom Krankenbett, von einem Menschen, der kaum sprechen und die Hand heben kann und trotzdem Zuversicht ausstrahlt. "Was ich erlebt habe, kann jeden treffen, und ich möchte allen Mut machen, dass man es schaffen kann." Auf seiner Facebook- Seite schreibt er "Morgen kann es dich treffen, und dann wünsche ich dir diese Kraft und Zuneigung, die ich erhalten habe."