Der Landkreis hat auf dem Görauer Anger rund zehn Hektar Grund gekauft. Dort sollen die ökologisch wertvollen Kalkmagerrasen erhalten werden.
Wer den ganz besonderen Zauber des Görauer Angers erspüren will, muss dorthin gehen, wenn es grau draußen ist und regnerisch. Dann schieben sich keine Menschenmassen samt Kind und Hund über die Wege, dann gibt es kein ständiges An- und Abfahren auf dem Parkplatz bei Zultenberg, dann ist es still, wunderbar still.
Obwohl: Ganz so still nun auch wieder nicht. Vielstimmiges Blöken kündigt eine Schafherde an, lange, bevor sie zu sehen ist. Und was für eine Herde! Gut 1100 Tiere sind es, dazu noch etwa 70 Ziegen, mit denen in diesen Tagen Felix Steinhagen aus dem mittelfränkischen Uehlfeld auf dem Anger (und später rund um Kasendorf) unterwegs ist. Jedes Jahr zieht er, von Weismain kommend, dort durch. Sein Auftrag und der seiner Tiere: die Flächen so zu beweiden, dass sie nicht verbuschen. Damit sollen die ökologisch wertvollen Kalkmagerrasen, die typisch sind für die nördliche Frankenalb, erhalten werden.
Traditionelle Nutzung
Warum vierbeinige Landschaftspfleger? Es war die Beweidung mit Schafen und Ziegen, die als traditionelle Nutzungsform in den vergangenen Jahrhunderten die Landschaft formte und offen hielt. Über die Jahrhunderte hat sich eine an die Bedingungen auf den Weiden angepasste Tier- und Pflanzenwelt eingestellt.
Seit den 1950er Jahren ging es aus vielerlei Gründen steil bergab mit der Schafhaltung. Das hatte weitreichende Folgen für den Charakter der Landschaft. Viele Weiden wuchsen einfach zu oder wurden mit Kiefern aufgeforstet. Stellenweise hat sich am Görauer Anger noch die Trockenrasenflur erhalten. Diese soll geschützt, weitere Flächen sollen wieder "ausgemagert" werden.
Details dazu erläutern Karin Meißner und Kristina Schröder von der Unteren Naturschutzbehörde im Kulmbacher Landratsamt. Es gibt, so sagen sie, für das FFH-Gebiet "Albtraufhänge zwischen Görau und Thurnau" seit gut einem Jahr einen Managementplan. Aber der Görauer Anger ist nicht nur Fauna-Flora-Habitat, sondern auch Teil des Naturparks "Fränkische Schweiz/Veldensteiner Forst", zudem "geschützter Landschaftsbestandteil" und Biotop nach §30 des Bundesnaturschutzgesetzes. Verwirrend viele Fachbegriffe, verwirrend viele Vorschriften (zur Erläuterung siehe Infobox rechts auf dieser Seite).
Die aber haben letztlich alle ein Ziel: eine wertvolle, über Jahrhunderte gewachsene Kulturlandschaft zu erhalten - und damit den Lebensraum selten gewordener und bedrohter Tier- und Pflanzenarten.
Dazu gehören neben den erwähnten Magerrasen, die auf kalkreichem, nährstoffarmen Boden gedeihen, auch magere Mähwiesen, kiefernreiche Waldinseln, Hecken, Gehölzstreifen und die für den Görauer Anger so typischen Felsen mit ihrem breitgefächerten Artenspektrum.