Auch Gemüse haben beste Freunde

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In der Mischkultur kann enger gepflanzt werden als es sonst üblich, denn die Nährstoffkonkurrenz ist gering.
In der Mischkultur kann enger gepflanzt werden als es sonst üblich, denn die Nährstoffkonkurrenz ist gering.
Dagmar Besand

Wer im Sommer und Herbst eine reiche Ernte einfahren möchte, sät und pflanzt jetzt fleißig. Aber darf eigentlich jeder mit jedem ins Beet? Wir verraten, wer gut zusammen passt und wem etwas Abstand zum Nachbarn gut tut.

Wer möchte seine Ernte schon an Mehltau oder Kohlfliegen verlieren? Die Arbeit, die wir in unsere Selbstversorger-Beete investieren, ist schnell zunichte, wenn sich Krankheiten und Schädlinge ausbreiten. Chemische Pflanzenschutzmittel sollten zur Bekämpfung tabu sein, denn die haben weder in unserem Garten noch in unserem Essen etwas verloren. Es gibt jedoch eine ganz natürliche und obendrein Geld und Arbeit sparende Möglichkeit, wie wir dafür sorgen können, dass sich die Pflanzen selbst beschützen. Das Zauberwort heißt: Mischkultur.

Wenn jetzt nach den Eisheiligen wärmeliebende Gemüse wie Tomaten, Chilis, Gurken, Kürbisse, Melonen und Zucchini ins Freie gepflanzt werden, füllen sich die Beete im Nu. Auch für die Aussaaten von Erbsen, Möhren, Bohnen, Rote Bete und Pastinaken sowie Salaten und Kräutern ist jetzt noch eine gute Zeit. Also ab nach draußen und alles rein in die Erde!

Die Natur ist nicht ordentlich

Stopp! Ist es denn egal, wohin ich mein Gemüse pflanze und wer sich mit wem das Beet teilt? "Nein", sagt Anna Julia Weber vom Naturerlebnishof Kulmbach. Die 34-jährige Pädagogin ist leidenschaftliche Selbstversorgerin. Sie kennt sich bestens mit Permakultur und Pflanzengemeinschaften aus. Mischkulturen sind für sie die selbstverständlichste Art zu gärtnern: Ich möchte das Grundprinzip der Natur nachahmen. Da gibt es keine Monokultur in ordentlichen Reihen."

Anna Weber mag das Durcheinander von Gemüsen, Kräutern und Blüten in ihren Beeten. "Der bunte Mix bringt große Vorteile für Gesundheit und Ertrag der Pflanzen: Mit den richtigen Partnern wachsen alle Arten besser, da die Nährstoff-Konkurrenz geringer ist. Auch Schädlinge und Pflanzenkrankheiten können sich nicht so leicht ausbreiten."

Und wer geht nun mit wem am liebsten auf Wurzelfühlung? Eine typische Mischkultur sind Möhren und Zwiebeln. Sie halten sich gegenseitig ihre ärgsten Feinde fern - die Zwiebel- und die Möhrenfliege, die den Duft der jeweils anderen Pflanze nicht ausstehen können.

Anna Weber hat noch ein paar andere Kombinationen ausprobiert, die sich in ihrem Garten bestens bewährt haben. Ihr Favorit: Kohl und Koriander. Kohlpflanzen werden oft vom Kohlweißling heimgesucht, der seine Eier auf den Blattunterseiten ablegt. Die gefräßigen Raupen schädigen die Pflanzen massiv. "Deshalb säe ich auf Beete, auf denen ich Kohl anbauen möchte, schon früh im Jahr bunte Blühmischungen oder eben Koriander. Die Blüten lenken den Kohlweißling erfolgreich vom Kohl ab."

Weitere erprobte Kombinationen der Gemüsegärtnerin sind Tomaten mit Kohlrabi und Kräutern. Salat beschützt Rettich und Radieschen vor Erdflöhen. Wenn man Probleme mit Knollensellerie hat, der einfach nicht wachsen will: Auf einem kleinen Erdwall oder Hügelbeet zusammen mit Kohl gedeiht er besser.

Mischkultur klappt auch in Reihen

Wer sich mit wildem Durcheinander schwer tut, und es im Gemüsegarten lieber ordentlich haben will, kann trotzdem mit Mischkulturen arbeiten: einfach die zusammen passenden Gemüse in Einzelreihen nebeneinander pflanzen.

Wichtig beim Gemüsegärtnern ist für Anna Weber: "Ich ernähre mit allem, was ich tue, nicht die Pflanze, sondern den Boden! Je ausgewogener das Bodenleben ist, desto gesünder sind die Pflanzen, die darauf wachsen. Auch das spricht für die Mischkultur, denn sie begünstigt ein gesundes und vielfältiges Bodenleben.

Neueinsteiger müssen aus dem Konzept keine Wissenschaft machen, sondern sollten einfach bewährte Kombinationen ausprobieren und ein wenig experimentieren! Das ist auch Anna-Lena Neubigs Plan. Die Kreisfachberaterin für Gartenkultur kennt sich in fast allen Themen rund um die Gestaltung von Gärten und die Pflege der Pflanzen aus. "Beim Gemüseanbau ist mein Wissen aber bisher nur theoretisch", sagt die 26-Jährige.

Doch das lässt sich ändern. Sie hat gerade ihr erstes eigenes Gemüsebeet angelegt. Wichtig für sie: nur anbauen, was man selbst auch gerne isst. So pflanzte sie Kartoffeln, säte Salate, Rukola, Radieschen, Mangold und Spinat. "Und jetzt freue ich mich darauf, zu beobachten, wie sich das alles entwickelt, und natürlich auch auf die erste eigene Ernte."

Beispiel-Kombinationen

Gute Nachbarn

Möhren und Zwiebeln

Brokkoli, Rote Bete und Kartoffeln

Gurken, Dill, Bohnen und Zwiebeln

Kartoffeln, Bohnen und Mais

Erdbeeren und Knoblauch

Tomaten, Kohl und Bohnen

Kürbis und Bohnen

Schlechte Nachbarn

Bohnen und Erbsen mögen sich nicht und beide keine Zwiebeln.

Erdbeeren wollen keine Kohlgewächse in ihrer Nähe.

Salat verträgt sich mit jedem außer Petersilie, Sellerie und Kartoffeln.

Tomaten haben gerne Distanz zu Gurken und Kartoffeln.