Als äußerst rabiat beschrieben Polizisten den Messerstecher, der im Juli 2017 in einer Kulmbacher Asylbewerberunterkunft einen Mann verletzt hatte.
                           
          
           
   
          Deshalb muss sich der 18-Jährige nun unter anderem wegen Bedrohung mit versuchtem Totschlag, Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte und Beleidigung vor dem Landgericht Bayreuth verantworten.
Ein Beamter sprach am Montag am zweiten Verhandlungstag von massivem Widerstand durch den Angeklagten. Der junge Mann habe am Polizeiauto nach einem anderen Beamten getreten, das Knie in seine Richtung gerammt, gespuckt, ihn als "Motherfucker" beschimpft, seine Kollegin als "Bitch" bezeichnet. In der Polizeiinspektion 
Kulmbach, wo er in eine Zelle gebracht werden sollte, habe er sich ebenfalls mit aller Kraft gewehrt, so dass ihm neben den Handschellen auch Fußfesseln angelegt werden mussten.
Besonders auffällig sei gewesen, dass der Mann so in Rage war, dass er Schaum vor dem Mund hatte. Das bestätigten weitere Zeugen. Für den Beamten war es offensichtlich, dass Alkohol oder Drogen im Spiel gewesen sein mussten. Als der Angeklagte dann ein paar Stunden später zur Blutentnahme gebracht wurde, sei er ganz ruhig gewesen. "Er war fast schon spaßig, als ob er von einem Trip runter ist", sagte der Polizist.
Ein Kriminalhauptkommissar, der die Ermittlungen übernommen und den Angeklagten vernommen hatte, beschrieb den Beschuldigten als "sehr abgeklärt". Bei seiner Vernehmung habe er frech gegrinst und sei "fast schon cool " herumgesessen.
Laut einer Vertreterin der Jugendgerichtshilfe hatte der junge Mann in seiner Heimat Probleme mit Eltern und seinem Umfeld, weil er sich dem muslimischen Glauben abgewandt hatte und Christ werden wollte. Er habe sich sogar ein Kreuz mit einer Zigarette in die Haut gebrannt. Schon mit 14 Jahren soll er über eine Flucht nach Europa nachgedacht haben. Umgesetzt habe er das dann drei Jahre später.
 Im Alter von 17 Jahren sei er in der Schweiz gelandet, wo er auch Asylantrag gestellt hatte. Aufgrund fehlender schulischer und beruflicher Perspektiven habe er sich dann entschlossen, nach Deutschland zu gehen.
Sein späteres Opfer, das er in Kulmbach mit einem Stich in die linke Schulter verletzt hatte (ein Arzt hatte zum Prozessauftakt von einer Fleischwunde gesprochen), hatte er bereits in der Schweiz kennengelernt. Schon damals seien die beiden nicht miteinander klar gekommen. Das erneute Zusammentreffen in Kulmbach sei dann reiner Zufall gewesen. 
Auch wenn die Flucht zu einer Entwurzelung des jungen Mannes geführt, er eine schwere Kindheit gehabt habe sowie Alkohol und Drogen konsumiere, so sprach die Vertreterin der Jugendgerichtshilfe von einer "hohen kriminellen Energie" und einer gewissen Grundaggressivität. Nachdem der Mann seine Probleme nicht erkenne, sei von ihm keine Veränderungsfähigkeit zu erwarten.
Ebenfalls keine besonders gute Prognose stellte Chefarzt Volkmar Blendl von der Klinik für forensische Psychiatrie in Bayreuth aus: "Offensichtlich handelt es sich um eine leicht entflammbare Persönlichkeit, die eine Vorliebe dafür entwickelt hat, Konflikte offensiv verbal und tätlich zu lösen." Im Englischen spreche man von einem "angry young man", einem wütenden, jungen Mann. Der Angeklagte habe Probleme, Autoritäten anzuerkennen und ein Dominanzstreben offenbart. "Er will immer die erste Geige spielen." 
  
  Experte: Voll verantwortlich
 
Zum Zeitpunkt der Tat habe der Beschuldigte etwa zwei Promille Alkohol im Blut gehabt - aber er sei nicht so betrunken gewesen, dass er nicht mehr wusste, was er tat. Das Fazit des Experten: "Ich halte den Probanden für voll verantwortlich."
Die Verhandlung wird am Mittwoch fortgesetzt. Dann wird das Urteil erwartet.