Ab vom Schuss: Stadt Kulmbach siedelt Obdachlose um
Autor: Stephan Tiroch
Kulmbach, Donnerstag, 21. Sept. 2017
Weil es zuvor oft Ärger gab, wird eine neue Unterkunft gebaut. Es gibt auch ein neues Betreuungskonzept, doch die Wohncontainer sind nicht ganz billig.
Kurz vor Weihnachten 2015 hat es im Ziegelhüttener Dreibrunnenweg gebrannt: Eine der Baracken, in denen Obdachlose lebten, wurde völlig zerstört. In den Flammen kam ein 61-jähriger Mann um. "Danach mussten wir handeln", erklärte Oberbürgermeister Henry Schramm.
Seither war die Stadt damit beschäftigt, ein neues Konzept für die Unterbringung der Obdachlosen - eine Pflichtaufgabe der Kommunen - zu entwickeln. Denn auch in der zweiten Unterkunft in der Blaicher Hermann-Limmer-Straße gab es immer wieder Ärger: Nachbarn beschwerten sich über Lärm, Streit, Alkoholexzesse oder über ein Lagerfeuer, das im Garten geschürt wurde.
Am Donnerstag wurden die Überlegungen der Verwaltung dem Stadtrat vorgestellt. "Wir wollten die Sache ganzheitlich angehen", sagte OB Schramm und betonte: "Den Leuten eine Wohnung zu geben und sie dann sich selbst zu überlassen, ist nicht zielführend."
20 Wohnplätze
Die Stadt favorisiert den Bau von Wohncontainern als Notunterkunft mit zirka 20 Plätzen. Die Kabinen in ein- oder zweistöckiger Bauweise und die Wirtschaftsräume sollen jeweils von außen - teilweise durch Treppen - zugänglich sein.Das Vorhaben ist nicht ganz billig. Schramm bezifferte die Kosten auf rund 700.000 Euro. "Wir sind auf der Suche nach Fördermöglichkeiten", sagte er und hielt auch ein Mietkauf- oder Leasingmodell für denkbar.
Mit dem ehemaligen Gelände der Stadtwerke in der Schützenstraße/Am Goldenen Feld hat die Stadt auch bereits ein Grundstück gefunden. Ein Vorteil: Es liegt im Gewerbegebiet und ist ab vom Schuss. Also keine Nachbar, die gestört werden könnten.
Weitere Vorteile, so der Oberbürgermeister, sind die Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe und der kurze Weg zum Landratsamt, dem Sozialhilfeträger.
Neu am Konzept der Stadt ist die soziale Betreuung. Um den Betroffenen einen Weg zu zeigen, der Obdachlosigkeit wieder zu entrinnen. "Ohne soziale Begleitung geht es nicht", so Schramm. Nach seinen Worten gibt es bereits Kontakt zum BRK, das über langjährige Erfahrung mit psychosozialen und sozialpsychiatrischen Hilfen verfügt. Die Kosten lägen pro Jahr bei 60.000 Euro, die der Landkreis als Sozialhilfeträger übernehmen müsste. Auch hier hätten schon Vorgespräche stattgefunden. Konkrete Zusagen und Beschlüsse der Kreistagsgremien gebe es noch nicht.