Zwei Gänge in der Kronacher "Unterwelt" geben Rätsel auf

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Viele Geschichten um die Geschehnisse unterhalb der Oberen Stadt und der Festung entspringen dem Reich der Fantasie. Dennoch gibt es zwei unterirdische Wege, die noch immer Rätsel aufgeben. Stefan Wicklein zeigte ihre Geschichte auf. Foto: ck
Viele Geschichten um die Geschehnisse unterhalb der Oberen Stadt und der Festung entspringen dem Reich der Fantasie. Dennoch gibt es zwei unterirdische Wege, die noch immer Rätsel aufgeben. Stefan Wicklein zeigte ihre Geschichte auf. Foto: ck

Viele Gerüchte ranken sich um die Gänge unterhalb der Festung und der Oberen Stadt. Was wirklich dran ist, erklärte Stefan Wicklein.

Es gibt wohl kaum einen Ort in Kronach, um den sich so viele Mythen und angeblich dunkle Geheimnisse ranken, wie um die "Unterwelt" der Oberen Stadt und der Festung. Von verborgenen Gängen, in denen Prostituierte von außen heimlich in die Stadt geschleust worden sein sollen, bis hin zu Kinderskeletten, die man irgendwo dort unten zwischen Kronach und Stockheim gefunden haben soll, ranken sich die Gerüchte. Die Gedanken daran rufen Gänsehaut hervor.

Nicht nur bei den Einheimischen, sondern vor allem auch bei den Touristen ruft das angebliche Wegenetz unter der Erde die Neugierde hervor. Zumal für das "Gruselkabinett" der unterirdischen Gänge die Ideen nicht auszugehen scheinen. Den Gästeführern wird regelmäßig ein Loch in den Bauch gefragt. Diese Gewölbe scheinen die Touristen magisch anzuziehen. Das Interesse daran ist schi er grenzenlos.

Doch es gibt noch viele andere Orte, die zum Nachdenken anregen.
Als Gästeführer passiert man beispielsweise täglich bis zu viermal den kleinen Bastionsgang. Er ist eigentlich harmlos und bis auf die ungefähr 100 Stufen, die man zwangsläufig bei einem Begehen in Kauf nehmen muss, recht freundlich. Doch auch dort kann man in Gedanken versinken. Und nicht nur das, denn wenn man sich auf der Festung Rosenberg umschaut, stößt man alle Nase lang auf Türchen in der Mauer, Tore und Eingänge - da muss man ja hellhörig werden.

Kein Wunder also, dass einem diverse Geschichten nicht mehr aus dem Kopf gehen wollen. Anlass genug, um nachzuhaken und der geheimnisvollen Unterwelt buchstäblich auf den Grund zu gehen. Dazu muss man aber ganz schön "tief" in die Materie eindringen.

Stefan Wicklein von der Stadt Kronach stand als kompetenter Ansprechpartner zur Verfügung. Ohne groß überlegen zu müssen, erklärte er: "Grundsätzlich unterscheidet man zwischen militärischen Anlagen wie den Kasematten, die man bei einer Festungsführung bestaunen kann, und den Felsenkellern in der Oberen Stadt, die ungefähr im 13./14. Jahrhundert entstanden sind und sich unabhängig voneinander entwickelt haben." Unterirdische Gänge, die etwa nach Kulmbach oder Theisenort führen sollen, gebe es nicht, verrät Wicklein weiter. Das hat einen ganz einfachen Hintergrund: "Man konnte die Flüsse wegen der kiesigen Tallagen nicht durchschneiden."

Das klingt zunächst einmal enttäuschend, und die Hoffnung auf ein unterirdisches Geheimnis zerplatzt wir eine schillernde Seifenblase. Doch Moment! Ganz muss man seine Illusionen nicht aufgeben. Denn einen Gang gab es trotzdem, der die Grenzen der Stadt verlassen hat. Wo genau er in der Oberen Stadt anfängt, ist nicht ganz sicher. Der Gang führte in Richtung des "Roten Felsens" bei Knellendorf in der Blumau. An der Stelle, wo der Fluss am nähesten an die Felsen herankommt, entdeckte man den Eingang, der laut Zeitzeugen bis nach dem Zweiten Weltkrieg offen gewesen sein soll.

Mit dem Bagger auf der Suche

"Mit dem Bagger suchten wir dann die Stelle und fanden tatsächlich eine Gewölbekappe, die in Fragmenten noch vorhanden ist. Begehbar ist der Gang aber nicht mehr", stellt Wicklein fest. Der ursprüngliche Nutzen dieses unterirdischen Weges war rein praktischer Natur: Ein Fluchtweg. Das ist zwar weit weniger spektakulär als eine Schleuse für Prostituierte, aber in den Zeiten, als der Gang entstanden ist, war eine Fluchtmöglichkeit im Falle eines Falles ohne Zweifel wichtiger.

Und dann gibt es noch einen Gang: Er führt von der Oberen Stadt hoch zur Festung. Entdeckt wurde er in den 1970er Jahren bei Bauarbeiten am Salzbau, der Justizvollzugsanstalt. In den 1990ern ist man dann alle Keller abgegangen, mit dem Ziel, den Anfang des Ganges zur Festung zu finden. Aber auch hier gibt es eine schlechte Nachricht: Die Bemühungen waren vergebens. Irgendwann jedoch ergaben sich leise Hinweise darauf, dass der berühmt-berüchtigte Eingang eventuell auf Höhe des Martinsplatzes entsprungen ist.