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Zurück zu den Wurzeln


Autor: Heike Schülein

Kronach, Mittwoch, 07. Juni 2017

Laura Wetzler gibt ein Konzert in der Synagoge. Die US-Sängerin hat Kronacher Wurzeln. Ihr Urgroßvater war 40 Jahre lang Kantor der jüdischen Gemeinde.
Am Samstag gibt die bekannte US-amerikanische Musikerin Laura Wetzler ein Konzert in der Kronacher Synagoge.  Foto: Caroline Kroon


Es war 2014, als Laura Wetzler erstmals in der ehemaligen jüdischen Gebetsstätte - zu Ehren ihrer Vorfahren und in Erinnerung an die jüdische Kronacher Gemeinde - unter anderem jüdische Lieder aus Europa, Afrika und Asien erklingen ließ. Nun tritt die Sängerin, Songwriterin und ethnische Folkloristin erneut in dem Gebäude auf, in der einst ihr Urgroßvater sang.
38 Jahre lang war der Kantor und Gymnasiallehrer Moses Wetzler religiöser Leiter der von 1883 bis 1936 in Kronach bestehenden jüdischen Gemeinde. Auf jenen Moses war Dr. Katja Zaich bei ihren Recherchen für das Buch "Gern gesehen und wohlgelitten. Die Geschichte der Kronacher Juden und ihrer Synagoge" gestoßen. Als religiöser Leiter war er zwar kein Rabbiner gewesen, aber für nahezu alles verantwortlich - so unter anderem als Lehrer, Schochet (Schächter) und eben auch als Vorsänger.
1883 zog Moses, der mit seiner Ehefrau Jeanette Heidelberger Wetzler zwölf Kinder hatte, mit seiner Familie nach Kronach. Bis zu seiner Pensionierung am 1. Mai 1921 war er Lehrer für "israelitische Religion" an der Schule. Noch im gleichen Jahr zogen die Eheleute, die eine geräumige Wohnung am Kronacher Marienplatz (Haus Nr. 1) bewohnten, zu ihrem Sohn Max nach Frankfurt. Hier starb Moses zwei Jahre später.


Recherche im Internet

Auf ihre Kronacher Wurzeln stieß Laura Wetzler bei der Suche nach ihren Vorfahren über die Internetseite www.Alemannia-Judaica.de - eine Website, die die Geschichte der jüdischen Gemeinden in Süddeutschland dokumentiert. Hier fand sie einen Artikel über die jüdische Gemeinde in Kronach der Mitautorin Dr. Katja Zaich. Diese kontaktierte sie per Freundschaftsanfrage über Facebook. Es stellte sich heraus, dass die Musikerin aus New York eine Urenkelin von Moses ist. Lauras Großvater, Max Wetzler, war als junger Mann nach Frankfurt gezogen. Er seine Frau Elsa Oppenheimer Wetzler, Tochter Margot und Sohn Rudi Wetzler - Lauras Vater - flüchteten 1935 in die deutsch-jüdische Flüchtlingsgemeinschaft in New York. Viele andere Mitglieder der Großfamilie überlebten jedoch die Schreckensherrschaft der Nazis nicht.
Laura Wetzler bezeichnet sich selbst als "American Singer Songwriter Guitarist" - also als Sängerin und Liedermacherin, die sich selbst an der Gitarre begleitet. Am Donnerstagabend wird es für sie einen kleinen Empfang in der Synagoge geben. Ihr Konzert am Samstag steht unter dem Titel "Two Doves: Songs of Resistance, Hope & Love". Die New Yorkerin will damit Durchhaltevermögen und Standhaftigkeit, Hoffnung, Zuversicht und Liebe verbreiten sowie Mut machen, unsere unruhigen Zeiten zu überstehen. "Nach Kronach zu kommen, empfinde ich als heimkommen. Es erinnert mich an meine Urgroßeltern Moses und Jeanette Wetzler", sagt die Sängerin, die mit 15 Jahren zu singen begann, mit bekannten Künstlern aus den USA auftrat und auch eigene CDs veröffentlichte.
Alljährlich ist sie international bei über 100 Konzerten wie auch Vorträgen unterwegs; engagiert sie sich doch auch für humanitäre Projekte in Afrika. Ihr Repertoire enthält neue und traditionelle Musik. Sie singt Lieder aus dem "Großen amerikanischen Liederbuch", aber auch jüdische Lieder aus aller Welt.


Gedenken an jüdisches Schicksal

Mit dem Konzert würdigt sie zugleich den unermüdlichen Einsatz, mit dem die Mitglieder des Aktionskreises Kronacher Synagoge die Geschichte sowie die Erinnerung an jüdische Familien in Kronach und deren Schicksale aufrecht erhalten.
Das Konzert beginnt um 19.30 Uhr. Der Eintritt ist frei; Spenden werden erbeten.