Zu Besuch bei Oswald Marr und seinen Tieren

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Oswald Marr fühlt sich wohl auf seinem Bauernhof in Schmölz. Gerne verbringt er Zeit mit seiner Lieblingsziege "Picasso". Foto: Veronika Schadeck
Oswald Marr fühlt sich wohl auf seinem Bauernhof in Schmölz. Gerne verbringt er Zeit mit seiner Lieblingsziege "Picasso".  Foto: Veronika Schadeck
Foto: Veronika Schadeck
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Anlässlich seines 70. Geburtstag hat der FT Oswald Marr Zuhause in Schmölz besucht: Was macht der Mann, der 18 Jahre Landrat war, nun mit seiner Freizeit?

Es sind erst drei Monate vergangen, seitdem Oswald Marr von der politischen Bühne Abschied nahm. Rund vier Jahrzehnte war er in der Kommunalpolitik tätig. 18 Jahre davon als Landrat. Am Mittwoch feierte der ehemalige Küpser Bürgermeister seinen 70. Geburtstag.

Bei einem Besuch auf seinem Anwesen in Schmölz wird deutlich: Oswald Marr schätzt das Leben. Er weiß, das alles seine Zeit hat und man versuchen sollte, das Beste aus jeder Situation zu machen. Er ist einer, der mit sich selbst im Reinen ist und inneren Frieden ausstrahlt.


Arbeitshosen und Gummistiefel statt Anzug und Hemd

Statt Anzüge, Hemden und Krawatte trägt er nun meistens Arbeitshosen und Gummistiefel. Vor nicht allzu langer Zeit war er noch Chef von über 200 Mitarbeitern. Sein Alltag war geprägt von Sitzungen mit Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Vereinen und Verbänden. Jetzt stehen seine Familie, vor allem seine Frau Renate und seine Tiere im Mittelpunkt.

Mit einem gewissen Stolz zeigt Oswald Marr seinen kleinen Bauernhof. Schafe, Hühner, Tauben, Hasen, Ziegen und Katzen sind auf dem weitläufigen Areal zu sehen. Und da gibt es noch Picasso, seine Lieblingsziege, die Oswald Marr auf Schritt und Tritt begleitet. Den Namen Picasso hat er bewusst gewählt, da das Gesicht der Ziege so kunstvoll gezeichnet ist.

Von Tieren kann man lernen, ist Marr überzeugt. In diesem Zusammenhang spricht er unter anderem von einer Rangordnung, von einem ausgeprägten Fürsorgegefühl, das die meisten Tiere haben. Dadurch, dass er nun mehr Zeit habe, lerne er auch seine Tiere besser kennen. "Und diese mich!" Begeistert ist Oswald Marr auch von seinem "Zetor", einem Traktor, den er für seine landwirtschaftlichen Tätigkeiten nutzt. "Er ist hervorragend geeignet für meine Arbeiten." Seine Stimme ist voller Elan, wenn er erzählt, was er in den nächsten Monaten alles machen will: Eine Fläche vor dem Schafstall pflastern, Holzschutzhütten für seine Tiere ausbessern, Heu machen und pressen sowie kleine Sanierungsarbeiten am Haus.


Alles hat seine Zeit

"Langeweile gibt es nicht", sagt er: "Und ich vermisse nichts." Er sei gerne und mit Leidenschaft Bürgermeister und Landrat gewesen. Durch seinen Job habe er viele Menschen kennenlernen dürfen, viele Reisen unternommen und vieles erlebt. Aber: "Es ist nun gut - es hat alles seine Zeit!"

Jetzt genieße er es, früh am Morgen eine Stunde länger zu schlafen, gemütlich mit seiner Frau Renate zu frühstücken, die Zeitungen zu lesen und sich um seine Tiere zu kümmern. "Auch ein Mittagsschläfchen gehört dazu." Weiterhin ist es für Marr ein befreiendes Gefühl, keinen Termindruck mehr zu haben.

Oswald Marr räumt aber ein, dass er sich erst an gewisse Umstellungen habe gewöhnen müssen. In den ersten Tagen habe er beispielsweise immer die Vorlagen in seiner Mappe studieren wollen. Beim Zeitungslesen hatte er den Kugelschreiber in der Hand, um bestimmte Zeilen zu markieren. "Das brauche ich jetzt alles nicht mehr."
Zu Hause hat er sich ein kleines Büro eingerichtet. Mit seinem Computer will er sich nun intensiver auseinandersetzen. Sein Handy trägt er immer mit sich herum. Denn ab und zu rufen die einen oder anderen an und erkundigen sich nach seinem Wohlergeben. Auch bekommt er E-Mails, verrät er. Und darüber freue er sich.
Und was wünscht sich nun ein Mensch, der in seinem Leben ein erfolgreicher Kommunalpolitiker war, eine Gemeinde und sogar einen Landkreis geprägt hat?

Oswald Marr wirkt für einen kurzen Moment nachdenklich. Mit 70 Jahren macht man keine langfristigen Pläne mehr. Er wäre glücklich und dem Schicksal gegenüber dankbar, wenn er die nächsten 15 Jahre so wie aktuell verbringen könnte. In diesem Zusammenhang spricht er von seiner Frau Renate, seinen Tieren und seinem Stammtisch in Schmölz.


Was rät er den Bürgern?

Dass er trotz seiner schweren Krankheit noch leben darf, darüber ist Marr dem Schöpfer gegenüber sehr dankbar. Und was kann ein ehemaliger Landrat, der nicht mehr im Rampenlicht steht, seinen ehemaligen Bürgern raten? Er überlegt einige Sekunden und meint: "Es kann zum persönlichen Glück beitragen, wenn man das Normale zu schätzen weiß, also sich dessen besinnt, was man hat."


Sogar der Innenminister gratulierte

Oswald Marr bat darum, den Bericht erst einen Tag nach seinem Geburtstag zu bringen. "Nicht dass alle meinen, sie müssten mir gratulieren oder ein Geschenk bringen." Gleich darauf lächelt er und sagt: "Wir haben in diesem Jahr drei große Feste." Damit meint er seine goldene Hochzeit und den 70. Geburtstag seiner Frau Renate. Am Tag der goldenen Hochzeit soll keine Feier stattfinden, den verbringt er mit seiner Frau in den Bergen. "Aber nur für zwei Tage, dann geht's zurück zu unseren Tieren."

Zum Geburtstag am Mittwochabend gratulierten unter anderem Bürgermeister Bernd Rebhan (CSU), Landrat Klaus Löffler (CSU) und auch der Bayerische Innenminister schickte Geburtstagsgrüße. Joachim Herrmann sprach von einer respektablen Bilanz, die große Anerkennung verdient. "Seit nahezu vier Jahrzehnten stellen Sie sich in den Dienst der kommunalen Selbstverwaltung und leiteten überzeugende Arbeit für Ihre Heimatregion", gratulierte er. Er hob die hohen Investitionen in der Bildungspolitik, die Einführung eines Regionalamanagements und die Konsolidierung der Kreisfinanzen hervor. Zudem würdigte er das Engagement von Marr für den Tourismus im Frankenwald. Auch die Schmölzer Vereine haben es sich nicht nehmen lassen, ihrem "Landrat" zu gratulieren.