Wie die Freibäder im Kreis Kronach vom warmen Sommer profitierten

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Mehr als 21.000 Besucher strömten in den vergangenen Monaten ins Unterrodacher Freibad "Rodach Beach". Bei Kindern erfreute sich die Breitrutsche besonderer Beliebtheit, sagt Bademeister Reiner Wich. Foto: Marian Hamacher
Mehr als 21.000 Besucher strömten in den vergangenen Monaten ins Unterrodacher Freibad "Rodach Beach". Bei Kindern erfreute sich die Breitrutsche besonderer Beliebtheit, sagt Bademeister Reiner Wich. Foto: Marian Hamacher

Die hohen Temperaturen der vergangenen Monate haben den Freibädern im Kreis Kronach Besucherzahlen beschert, die die Zahlen des Vorjahres bei Weitem übertreffen - ein Zuschussgeschäft bleiben die Bäder dennoch.

Der Einbrecher hat eine Eintrittskarte. Seelenruhig liegt der Mann im Schatten eines Baumes, um nicht direkt der Sonne ausgesetzt zu sein. Denn die leistet auch jetzt, Mitte September, noch ganze Arbeit. Mit einem warmen Lächeln treibt sie den blauen Strich im Thermometer, das am Kiosk des Unterrodacher Freibads "Rodach Beach" hängt, über die 20-Grad-Marke. Bestes Freibadwetter.

Denkt sich wohl auch der Einbrecher. Warum nicht also rasch am Automaten eine Einzelkarte ziehen und das herrliche Spätsommerwetter auf der angewärmten Wiese genießen? Komisch nur, dass am Drehkreuz ein Schloss angebracht ist. Ein Problem, das mit einer galanten Klettereinlage schnell überwunden ist. "Er ist sogar im Becken geschwommen. Aber weil wir die Wärmepumpe schon abgestellt hatten, war es da drinnen bestimmt so kalt wie in der Ostsee", erzählt Bademeister Reiner Wich, der sich auch einen Monat später ein Lachen nicht verkneifen kann.

Ein Missverständnis

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Schließlich ist das Freibad bereits seit einer Woche geschlossen, als Wich zusammen mit einem seiner drei Kollegen den unfreiwilligen Einbrecher "auf frischer Tat" überrascht - für den das Missverständnis freilich keine Folgen hatte.

Immerhin war er im Besitz einer Eintrittskarte. Es ist die vorerst letzte Anekdote einer Badesaison, die Wich so schnell nicht vergessen wird.

Schon seit einem Vierteljahrhundert steht der 53-Jährige in Unterrodach am Beckenrand und hat so einige Sommer kommen und gehen gesehen. Einer wie in diesem Jahr war noch nicht darunter. Zwar hat der Jahrhundertsommer 2003 sogar noch eine höhere Durchschnittstemperatur vorzuweisen, als die vergangenen Monate - aber andere Besucherzahlen. Deutlich andere! 21 000 Besucher strömten in der jüngst zu Ende gegangenen Badesaison durchs Drehkreuz, als vor diesem noch kein Schloss hing. "2017 waren es noch 13 700", setzt Wich die diesjährige Bilanz in Relation.

Eine Zahl, auf die man in dem Bad, das nur über ein großes Becken verfügt, stolz ist. Alleine im Juli seien mehr als 8000 Badegäste gekommen, ergänzt Wichs Kollege Markus Holzmann. Er hat gerade seine dritte Saison als Bademeister in jenem Freibad hinter sich, in dem er 1974 als Kind einst selbst schwimmen lernte. "8000!", betont er. "2006 waren es in der gesamten Saison gerade einmal 6500!"

Zum steigenden Zuspruch habe aber nicht nur das Wetter beigetragen, sind die beiden Bademeister überzeugt. "Das hängt auch mit unserer neuen Breitrutsche zusammen, die wir jetzt seit zwei Jahren haben", ist Wich überzeugt. Gerade kleinere Kinder seien von der silberglänzenden drei Meter breiten und sieben Meter langen Rutsche angetan. Und wo kleine Kinder sind, ist mindestens ein Elternteil nicht weit. "Die haben hier den Vorteil, dass man das ganze Gelände gut überblicken kann", sagt Holzmann. "Wenn man sich am Kiosk was holt, sieht man jederzeit, wo sein Kind gerade ist. Daher haben wir uns in den letzten Jahren zu einer Art Familienbad entwickelt."

Ein Zuschussgeschäft

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Am meisten los war im "Rodach Beach" am 31. Juli, als sich gleich 750 Besucher auf den Wiesen und im Becken tummelten. Ausgerechnet an einem Tag, an dem es mit 36 Grad fast schon zu heiß war, um sich der Sonne auszusetzen. "Es ist halt so, dass die Leute in den Himmel schauen und lieber zu Hause bleiben, wenn der nur ein bisschen bedeckt ist", lautet eine der vielen Erkenntnisse, die Wich im Laufe seiner Dienstjahre gesammelt hat. "Wenn er allerdings wolkenfrei ist, dann kommen sie."

Die Konsequenz: An einem nur leicht bewölkten Tag, der mit 29 Grad wuchern kann, wagen gerade einmal 150 Badewillige den Weg nach Unterrodach. Von schwarzen Zahlen ist das Unterrodacher Freibad aber trotz des stolzen Zuwachses von über 7000 Gästen weit entfernt. 35 000 bis 36 000 Euro habe der "Rodach Beach" in dieser Saison eingenommen, sagt die Marktrodacher Geschäftsleiterin Katja Wich. 9000 Euro mehr als im Vorjahr. Dem gegenüber stehen Betriebskosten von etwa 120 000 Euro. Allerdings nur für Strom und Personal. Die Sanierungskosten seien da gar nicht eingerechnet. Offenbar kein seltenes Bild. "Ich glaube, dass es in der ganzen Region kaum ein Bad gibt, das rentabel ist", vermutet Holzmann.

Aufgehört, zu zählen

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Auch in der Kreisstadt sieht es nicht viel anders aus - nur sind die Zahlen, mit denen gerechnet wird, deutlich höher. Pro Jahr liegen die betrieblichen Aufwendungen für das Crana Mare bei 1,6 Millionen Euro teilt Jochen Löffer, der Technische Leiter der Kronacher Stadtwerke mit. Ein Betrag, den das Crana Mare nicht selbst refinanzieren kann. Rund eine Million müssen die Stadtwerke jährlich hinzuschießen. Allerdings beziehen sich die Zahlen in diesem Fall sowohl auf das Hallen- als auch auf das Freibad. Eine gesonderte Auflistung gebe es nicht, so Löffler. Anders als bei den Besucherzahlen.

Während 2017 insgesamt 43 159 Badegäste Das Crana-Mare-Freibad besuchten, waren es heuer satte 61 430 Besucher. "Damit sind wir natürlich sehr zufrieden", lautet daher wenig überraschend Löfflers Fazit. Weil das Wetter mitspielte, blieben die Tore sogar eine Woche länger geöffnet.

In Ludwigsstadt waren es insgesamt 85 Tage, an denen das Freibad geöffnet hatte. "Das war deutlich mehr als letztes Jahr. Da waren es gerade einmal an die 50", weiß der dortige Bademeister Nicol Schinner. Und wie viele Badegäste kamen an diesen so zusammen? Schinner muss lachen: "Das tut mir leid. Es waren so viele; ich hab' Mitte August aufgehört, zu zählen."