Wie das Freischießen flügge wurde

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Die Gruppe der "Schwedla" im Jahr 1967 Repro: Gerd Fleischmann
Die Gruppe der "Schwedla" im Jahr 1967  Repro: Gerd Fleischmann
Ausgesprochen attraktiv - die Holländergruppe von 1967 Repro: Gerd Fleischmann
Ausgesprochen attraktiv - die Holländergruppe von 1967  Repro: Gerd Fleischmann
 
Magische Anziehungskraft übten die Autoskooter 1967 nach dem Kinderumzug auf den Nachwuchs aus, allerdings immer in Begleitung. Repro: Gerd Fleischmann
Magische Anziehungskraft übten die Autoskooter 1967 nach dem Kinderumzug auf den Nachwuchs aus, allerdings immer in Begleitung.  Repro: Gerd Fleischmann
 

Das große Fest in Kronach hat eine lange Tradition. 1967 zog ein farbenprächtiger Kinderfestzug durch die Straßen.

Bereits im Jahre 1588 durften erstmals Schützen aus der Nachbarschaft zur Kronacher "Hoff- oder Schießwysn" eingeladen werden, um sich im edlen Wettbewerb zu messen. Seit über einhundert Jahren fasziniert Jung und Alt der Kinderfestzug. Die seinerzeitige Zeitung "Fränkischer Wald/Kronacher Zeitung" kündigte bereits am 17. August 1909 eine solche Attraktion an. Seit dieser Zeit ist für die Kinder von Kronach und Umgebung dieser Tag immer ein Höhepunkt gewesen, an den sie sich zeitlebens gern erinnern.
Und beim Betrachten alter Bilder können es Enkel und Urenkel heute gar nicht glauben, dass Oma und Opa auch einmal so jung gewesen sind. Jäh unterbrochen wurde die Fröhlichkeit mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs 1939. Damals fand das vorläufig letzte Freischießen statt - es wurden 146 000 Bratwürste sowie fast 600 Hektoliter Bier verkonsumiert.
Nach einer langen Zwangspause ging es 1949 wieder rund. Hauptanziehungspunkte waren vor allem Autoskooter, Schlangenbahn und Glückshafen. Das Volksfest des Frankenwaldes zog erneut die Massen in ihren Bann. Mittlerweile ist viel Zeit verstrichen. Kein Vergleich mehr zum heutigen Freischießen-Treiben auf dem Festplatz. Allenfalls einige wehmütige Erinnerungen bei den Älteren werden wach, wenn sie zurückdenken an die ersten Male nach dem Krieg, als es nach einer harten und entbehrungsreichen Zeit wieder hieß: Auf geht's auf die Hofwiese zum Kroniche Freischießen. Der Nachkriegsstart für das Kronacher Freischießen im Jahre 1949 war mehr als erfolgreich. Vor allem die Kinder hatten wieder ihren Spaß beim Kinderfest und Vogelschießen, das in den folgenden Jahren von Georg Küffner, Walter Kromp und Otto Günnel mit großer Einsatzfreude organisiert worden war. Über Jahrzehnte hin waren als Betreuerinnen der Gruppen Johanna Bosch, Resi Friedlein, Georgine Dauer und Margarete Wachter unermüdlich tätig.
Redakteurin Marianne Hasch am 18. August 1949 in der Zeitung: "Bei strahlendem Sonnenschein verlief das Kinderfest im Rahmen des Kronacher Volksfestes am Dienstagnachmittag voll köstlicher Freude für die Kleinen und auch die Erwachsenen, die dichtgedrängt an den Straßen standen, als sich der bunte Festzug der Buben und Mädchen vom Marktplatz aus durch die Stadt bis zum Schützenplatz bewegte. Von 12 Uhr ab formierten sich unter den Klängen der Stadtkapelle, die ein Standkonzert auf der Amtsgerichtsstraße veranstaltete, die kostümierten Kindergestalten zu einem langen Zug. Allen voran - ganz wie bei einem Umzug der Erwachsenen - fuhren Radler, gefolgt vom Schützendiener Peter Schramm, der mit viel Beifall und Begeisterung von den Zuschauern begrüßt wurde. Zu Fuß und im Wagen folgten dann die Kleinen aus Kronach und den umliegenden Gemeinden. Rotkäppchen mit dem Wolf, Schneewittchen und die sieben Zwerge, auch die sieben Schwaben, kleine Wäscherinnen und sogar eine Flößergruppe sowie ein Bäckerwagen waren prächtig eingekleidet. Die Gruppe der Armbrustschützen trat anschließend zum Vogelschießen an. Josef Hartmann wurde Schützenkönig und zum Zeichen seiner Würde mit einer Ehrenkette geschmückt. Seine drei Ritter wurden Bernhard Toesko, Oswald Werner und Karl-Heinz Raab."
Bis heute ist der Kinderfestzug der ganze große "Renner" geblieben. Zum Jubiläum "400 Jahre Kronacher Freischießen" im Jahre 1988 beteiligten sich immerhin 1200 Buben und Mädchen an dieser Attraktion.


Einfallsreichtum der Gruppen

Imponierend ist der Einfallsreichtum der Gruppen. Zu Fuß und auf den Wagen werden alljährlich originelle Themen dargestellt. Und die Kinder winken den Tausenden von Schaulustigen aus nah und fern freundlich zu. Und es ist erstaunlich, dass sich trotz der Schulferien so viele Kinder zu diesem Ereignis einfinden. Wenn dann der Kindertraum in Erfüllung geht, sind die wochenlangen Vorbereitungen, die Opfer an Freizeit bei den Organisatoren vergessen.