"Wettlauf gegen die Zeit": Borkenkäfer-Taskforce will Frankenwald schützen
Autor: Agentur dpa
Steinwiesen, Dienstag, 25. Juni 2024
Der Frankenwald ist akut bedroht. Der Feind ist klein, bringt aber große Zerstörung. Was hilft gegen den Borkenkäfer?
Wenn sich der Borkenkäfer weiter im Frankenwald ausbreitet, bleibt wohl nicht mehr viel übrig von der Charakteristik des Landstrichs mit seinen bewaldeten Steilhängen und seinem archaischen Charme.
"Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit", sagt Fabian Tegge, Servicestellenleiter der Bayerischen Staatsforsten im Bereich Coburg-Rothenkirchen. Im Vorjahr mussten allein in diesem Gebiet mehr als 500.000 Festmeter Käferholz geschlagen werden, das ist mehr als dreimal so viel wie der übliche Einschlag. Die Trockenheit hat das Käferproblem noch verstärkt.
Taskforce will gegen Borkenkäfer im Frankenwald vorgehen
Um effektiv gegen den Borkenkäfer vorgehen zu können, haben die Bayerischen Staatsforsten eine Art Taskforce gegründet: Seit April ist ein Team mit Spezialistinnen und Spezialisten aus ganz Bayern im Einsatz, um besonders schnell reagieren zu können, wenn der Käfer einfällt oder es Sturmschäden gibt. Die Einsatzleiter seien dabei länger vor Ort, sagt Jochen Köppl. Er ist einer der Einsatzleiter, die derzeit im Frankenwald stationiert sind. Normalerweise arbeitet er im Oberpfälzer Wald.
Los geht die Jagd auf den Borkenkäfer mit der Suche nach dem Tier: Feinste Spuren von Bohrmehl sind ein Indiz, dass ein noch gesund aussehender Baum befallen ist. Dann geht es erst einmal digital weiter: Die Suchtrupps tragen die GPS-Position der Bäume in einer App ein. So könnten die Einsätze des Harvesters geplant werden, sagt Georg Häfner, ein weiterer Einsatzleiter der Taskforce. Viel Zeit bleibt nicht, befallene Bäume zu identifizieren, zu fällen, das Holz zu erfassen und aus dem Wald zu schaffen: Hat sich ein Borkenkäfer-Weibchen eingenistet, so dauert es sechs bis acht Wochen, bis zahlreiche Jungtiere den Baum verlassen - und anderswo Schäden anrichten. "Das Zeitfenster ist sehr eng", sagt Tegge. Köppl ergänzt: "Wir versuchen immer, das schnellstmögliche Tempo zu gehen." Oft bremse die Witterung aus. Bei starkem Regen beispielsweise könne man nur schwer im Steilhang arbeiten.
Borkenkäfer fressen unter der Rinde ein Gangsystem für ihre Brut. Dadurch werde der Saftstrom im Bast unterbrochen und es gelange kein Zucker mehr von der Krone zu den Wurzeln, heißt es bei der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF). Die Folge: Der Baum stirbt ab. Beschleunigt wird dies vor allem bei starker Trockenheit. "Das spielt dem Borkenkäfer voll in die Karten", sagt Köppl.
Wenig Hoffnung, "dass es auf null zurückgeht"
Und im Frankenwald waren die vergangenen Sommer extrem trocken. Langfristig soll ein kompletter Umbau den Wald resistenter gegen den Borkenkäferbefall machen. Vier verschiedene Baumarten werden nachgepflanzt, damit stabile Mischwälder entstehen. Denn derzeit klaffen die wegen Käferbefalls abgeholzten Flächen wie offene Wunden in der Landschaft. Die Borkenkäfer-Population im Frankenwald sei inzwischen so groß, dass man wenig Hoffnung habe, "dass es auf null zurückgeht", sagt Köppl.
Der Harvester ist gerade an der Ködeltalsperre im Landkreis Kronach im Einsatz. Oben am Steilhang werden die Bäume gefällt und mit einer Seilwinde nach unten geschafft. Dort entastet sie der Harvester und schneidet sie zu. Das Gebiet ist besonders sensibel, denn die Talsperre ist mit riesigen Mengen Trinkwasser befüllt, das im Bedarfsfall bis nach Bamberg geleitet wird. Fehlen am Steilhang die Bäume, kann Boden ins Wasser geschwemmt werden - und die Wasserqualität könnte leiden. "Der Wald muss den Boden schützen", erklärt Tegge.