Wasser aus eigenen Quellen für Nordhalben?

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Die Pflege der Trinkwasserquellen und des umliegenden Areals wurde nach Meinung der Freien Wähler Nordhalben vernachlässigt. Im Bild: Einige Helfer, die den 20-jährigen Baumbestand auf der Zuleitungstrasse beseitigten. Foto: Michael Pöhnlein
Die Pflege der Trinkwasserquellen und des umliegenden Areals wurde nach Meinung der Freien Wähler Nordhalben vernachlässigt. Im Bild: Einige Helfer, die den 20-jährigen Baumbestand auf der Zuleitungstrasse beseitigten. Foto: Michael Pöhnlein

Die Freien Wähler Nordhalben hatten zu einem Infoabend eingeladen. Lohnt sich eine eigene Trinkwasserversorgung? Wie wird am besten, im Hinblick auf die demografische Entwicklung, die Versorgungssicherheit der Bürger mit eigenem Trinkwasser zu bezahlbaren Preisen gewährleistet?

Welche Investitionen sind sinnvoll? In Nordhalben wurde dies diskutiert. In der Gemeinde dreht es sich um die Frage der Wiederinbetriebnahme der seit 2007 stillgelegten Trinkwasserquellen am Schwarzen Teich, um die Abwägung von Investitionen für ein Regenüberlaufbecken oder in eine Kanalsanierung. Die Freien Wähler mit ihrem Bürgermeisterkandidaten, Michael Pöhnlein luden deshalb die Bevölkerung zu einem Informationsabend ein. Das "Haus des Gastes" war vollbesetzt.

Demnach stellt sich die Situation nach den Ausführungen von Michael Pöhnlein und dem Quellenbeauftragten der Gemeinde, Gerhard Schneider (FW) wie folgt dar: Nordhalben bezieht seit der Stilllegung der eigenen Quellen das Wasser zu 100 Prozent von der Fernwasserversorgung Oberfranken. Kritisiert wurde, dass die jetzige Führung im Rathaus nach Auffassung der Organisatoren des Abends versucht, die mangelnde Pflege zu vertuschen.
Es wurden Bilder gezeigt vom Zustand der Trinkwasserquellen, vom Einsatz von Helfern, die unter anderem einen 20-jährigen Baumbestand auf der Zuleitungstrasse beseitigten.

Dass im November ein Teil der Bürger auf Grund von Verschmutzungen ihr Wasser vor dem Verbrauch abkochen mussten, wurde mit der mangelnden Pflege des Hochbehälters begründet.


Wie hoch sind die Kosten?

Nicht nachvollziehen können die Organisatoren, dass die jetzige Führung des Rathauses auf eine Wiederinbetriebnahme der Quellen - nicht zuletzt wegen des von einem Ingenieurbüro ermittelten Kostenvoranschlags in Höhe von 345 000 Euro - verzichten will. Gerhard Schneider wies darauf hin, dass er eine zweite Kostenermittlung habe erstellen lassen. In dieser werden Kosten in Höhe von etwa 80 000 Euro genannt. Er sprach von einer Schüttmenge der beiden Quellen von rund 50 000 Kubikmeter Wasser, die zur eigenen Wasserversorgung der Gemeinde verwendet werden könnten. In Anbetracht dessen, dass der Wasserverbrauch in Nordhalben bei etwa 75 000 Kubikmetern liegt, würde diese Wiederinbetriebnahme der Trinkwasserquellen ein Stück Unabhängigkeit von der Fernwasserversorgung bedeuten. Die Mischbarkeit der beiden Gewässer bezeichnete er auf Grund des Ergebnisses eines Prüfinstituts als gegeben.

Schneider vertrat auch die Auffassung, dass Nordhalben durchaus - entgegen der Meinung der Unteren Naturschutzbehörde - Wasserrecht habe und somit die eigenen Trinkwasserquellen wieder in Betrieb nehmen könnte. Er berief sich diesbezüglich auf einem Grundbucheintrag aus dem Jahr 1913.


Der Finanzentwurf

Bei der Zusammenkunft wurde auch die bevorstehende Entscheidung des Gemeinderats hinsichtlich der Investitionen in ein Regenüberlaufbecken (Rüb) angesprochen.

Michael Pöhnlein stellte den Finanzentwurf vor. Bei geplanten Baukosten von einer Million Euro und einem Zinssatz von drei Prozent müssten die Bürger bei gleichbleibenden Einwohnerzahlen und Wasserverbrauch 943 000 Euro an Zinsen in den nächsten 50 Jahren aufbringen. Bei einem Zinssatz von fünf Prozent wären es 1,7 Millionen Euro. Sinnvoller wäre es, den bestehenden Kanal zu sanieren, beziehungsweise dicht zu machen, damit das Fremdwasser - immerhin handelt es sich hier um die stattliche Summe von über 750 000 Kubikmetern - reduziert werden könnte.


Auf gleicher Wellenlänge

Damit lag er auf der gleichen Wellenlänge mit dem Hauptreferenten, Sebastian Schönauer von der Interessensgemeinschaft Kommunale Trinkwasser-Abwasserentsorgung. "Oberflächenwasser gehört nicht in den Kanal, denn dort vermischt es sich mit Schmutzwasser und muss in der Kläranlage wieder aufbereitet werden", so Schönauer, der seit 1972 auch Zweiter Bürgermeister seiner Heimatgemeinde Rothenbuch/Spessart ist. Die Kosten trage der Bürger. Er riet der Gemeinde, zuerst die Ursachen und nicht die Folgen zu beseitigen. Konkret: Es sollte zuerst undichter Kanal in Angriff genommen werden. Außerdem berief er sich auf ein Schreiben des Bundesverbandes für Wasserwirtschaft, darin wird die Sicherstellung von Infraktstrukturen als eine große Herausforderung für Gemeinden mit einer negativ demografischen Entwicklung bezeichnet. Für die Wasserversorgung sollten eigene Möglichkeiten erst ausgelotet werden. Große Investitionen, in diesem Fall der Bau eines Regenüberlaufbeckens, wurden als verantwortungslos und als ein Weg in die Schuldenfalle bezeichnet.


Bürgerengagement ist billiger

Am Abend gab es auch Wortmeldungen. Thomas Neubauer fragte, ob es denn nicht preisgünstiger sei, das gesamte Wasser weiterhin von der FWO zu beziehen. Otmar Adler zog einen Vergleich: "Wenn ich zuerst ein Regenüberlaufbecken baue und anschließend die Sanierung des Kanals vornehme, ist es so, wie wenn ich am Oberarm verletzt bin und zuerst die Hand verbinde!" Schönauer forderte weiterhin die Gemeinderäte auf, kritisch zu sein, Ergebnisse von Planungsbüros mehr zu hinterfragen. Und er war überzeugt: Bürgerengagement ist manchen Fällen billiger, als wenn Büros beauftragt werden.