Warum für Schneckenlohes Bürgermeister Knut Morgenroth sein Amt die beste Therapie ist
Autor: Veronika Schadeck
Schneckenlohe, Donnerstag, 07. März 2019
Knut Morgenroth ist seit dem Sommer 2016 in seinen Bewegungen eingeschränkt. Dennoch strebt er eine dritte Amtsperiode an. Denn er ist überzeugt, dass sich das Bürgermeisteramt positiv auf seine Genesung auswirkt.
Knut Morgenroth führt seit dem 1. Mai 2008 als ehrenamtlicher Bürgermeister die Gemeinde Schneckenlohe. Bei den Kommunalwahlen im März 2020 hofft der Sozialdemokrat auf seine Wiederwahl. Denn für ihn ist dieses Amt nicht nur eine Dienstleistung für seine Bürger, sondern auch eine Therapie. Knut Morgenroth ist nämlich seit dem Juli 2016 körperlich behindert.
Bei einem Gespräch erinnert der 53-Jährige an den Tag, der sein gesamtes Leben verändert hat. Es sei im Juli 2016 gewesen, als er beim Partnerschaftsfest, das die Schneckenloher zusammen mit ihrer Partnergemeinde Borghetto (Italien) feierten, gegen Mitternacht nach Hause gegangen ist. Er kann sich noch erinnern, dass er eigentlich schlafen gehen wollte - er aber auf dem Boden lag und sich nicht mehr bewegen konnte. Von seinem Sturz habe er nichts mitbekommen. Er habe um Hilfe gerufen. Seine Tochter habe einen Notruf abgesetzt.
Bandscheibe war der Auslöser
Über die Drehleiter der Feuerwehr wurde Morgenroth schließlich in den Rettungswagen gebracht und ins Lichtenfelser Krankenhaus eingeliefert. Von dort aus ging es mit dem Rettungshubschrauber weiter ins Klinikum nach Bayreuth.
Nach der Operation sei er auf der Intensivstation aufgewacht. Sechs Wochen lang, so berichtet der zweifache Familienvater, habe er nur seinen Kopf bewegen können. Diese Phase wünscht er keinem Menschen. Morgenroth spricht von Fieber, Alpträumen, von einer teilweisen geistigen Verwirrtheit: "Ich war teilweise nicht mehr auf dieser Welt."
Die Ursache für seinen Zustand: eine Bandscheibe. Diese war nämlich zwischen dem dritten und vierten Halswirbel ausgetreten und hatte Nervenbahnen abgeklemmt. "Inkomplette Querschnittslähmung" lautete die Diagnose der Ärzte - die mit ihren Meinungen später allerdings auseinandergingen. Mal hieß es, der Zustand könne stabil bleiben, dann, er könne sich sogar verbessern. Andere Mediziner waren überzeugt, der Zustand werde sich wieder verschlechtern.
Morgenroth orientierte sich lieber an den positiven Prognosen. Und es wurde besser. Allerdings langsam. Sehr langsam. Es dauerte Wochen, ehe er wieder seine Füße und Finger bewegen konnte. In der anschließenden Reha verbesserte sich sein Zustand weiter. Minimale Bewegungen, die bisher selbstverständlich waren, kehrten mithilfe verschiedener Therapien im Schneckentempo zurück.