Warum bei der Schwarzwurzel noch die inneren Werte zählen
Autor: Marian Hamacher
Steinbach am Wald, Montag, 26. November 2018
Schwarzwurzeln landen nur selten auf unseren Tellern - zu Unrecht. Das gesunde Wintergemüse ist gar nicht so schwer zu verarbeiten, hat ein würziges Aroma und steckt voller Vitamine.
Marianne Baier kennt diesen Blick nur zu gut. Erst richten sich die Augenpaare fragend auf dieses Gemüse, das aussieht wie eine etwas zu groß geratene, braune Karotte - und schließlich auf sie. "Vor allem Kunden, die das erste Mal bei uns sind, fragen nach, was das eigentlich ist", erzählt Baier. Antwort: die Schwarzwurzel.
Seitdem es 1990 auf dem heimischen Himmelreichhof in Hirschfeld auch einen Bioladen gibt, steht die 56-jährige Landwirtin hinter den Obst- und Gemüsekisten. Die Schwarzwurzel gehört nun seit fast 15 Jahren fest zum Sortiment. "Damals hatte ich sie gerade erst selbst wieder für mich entdeckt", sagt Baier.
Ein neuer Versuch
;Vor allem die Geschichte hinter dem lange Zeit in Vergessenheit geratenen Wurzelgemüse habe sie interessiert. Schließlich sei es früher im ärmeren Teil der Bevölkerung als Ersatz für Spargel gewählt worden. "Das finde ich gerade jetzt spannend, weil die Spargelzeit ja vorbei ist, man die Schwarzwurzel aber im Herbst ernten kann."
Ungefähr 40 Gemüsesorten hat die Familie Baier im Sortiment ihres Hofladens. Je nach Saison stammt mehr als die Hälfte davon aus dem eigenen Anbau, die Schwarzwurzel kaufen sie allerdings hinzu. "Nachdem ich mich wieder mit ihr beschäftigt hatte, habe ich sie auch gleich ausgesät - was aber leider ein Reinfall war", sagt Marianne Baier.
Dabei hatte sie eigentlich gar nichts falsch gemacht. Ihr einziger Fehler: Sie erntete nicht. "Auf der Packung stand, dass es sich um zweijährige Samen handelt, von daher dachte ich, dass man sie erst im zweiten Jahr ernten kann", erzählt Baier. "Aber da blüht sie erst, ernten kann man sie schon im ersten Jahr." Im kommenden Sommer wolle sie aber noch einmal einen Versuch starten.
Worauf es beim Anbau ankommt, weiß Birgit Distler vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF ), das für Kulmbach und Kronach zuständig ist. "Die langen, bruchempfindlichen Samen sollten Mitte April bis Mai in einer Tiefe von rund zwei Zentimetern gesät werden", rät sie und empfiehlt einen Reihenabstand von etwa 25 bis 30 Zentimetern. Zwischen den Pflanzen sollte der Abstand ungefähr eine Handspanne betragen (circa zehn Zentimeter).
Gegessen habe sie die Wurzel der krautigen Pflanze, die zur Familie der Korbblütler gehört, schon lange nicht mehr. Mit dem Spargel vergleichen wolle sie die Schwarzwurzel allerdings nicht. "Die schmeckt etwas nussiger. Auch die Konsistenz und Haptik sind etwas anders", sagt Distler. Die Schwarzwurzel sei eher mehliger. "Zwar würziger, aber auch zurückhaltend. Nicht wie der Rettich oder die Gelbe Rübe." Einst seien Rote Rüben, Pastinaken, Topinambur oder Schwarzwurzeln beliebte Wintergemüsesorten gewesen. Heutzutage sei das heimische Wurzelgemüse etwas in Vergessenheit geraten und werde oft verkannt. "Raffiniert zubereitet ist es weit mehr, und gesund ist es auch noch!", betont sie.