Am morgigen Sonntag wird der Nachfolger von Oswald Marr als Kronacher Landrat gewählt. Der scheidende Amtsinhaber verfolgt das Geschehen mit Spannung.
Landrat Oswald Marr (SPD) blickt gerade aus dem Fenster seines Wagens, als wir ihn telefonisch erreichen. Wir wollen wissen, wie er den Wahlabend am morgigen Sonntag verbringen wird und den Wahlkampf zwischen Norbert Gräbner (SPD) sowie Klaus Löffler (CSU) wahrnimmt - den letzten in seiner Zeit als Landkreisoberhaupt. "Es ist wie jetzt gerade: Man fährt an den Plakaten von anderen vorbei, wo sonst die eigenen hingen. Am Anfang war das etwas schwierig für mich, aber inzwischen habe ich mich daran gewöhnt", gesteht Marr, dass drei Monate vor dem Ruhestand Wehmut mitschwingt.
Am Sonntag werde das nicht anders sein. Denn wenn sein Nachfolger ermittelt ist, werde das der nächste Markstein auf dem Weg zur Wachablösung sein. Doch Marr wischt schnell den Anflug der Wehmut zur Seite. Er verspüre ebenso ein Gefühl der Erleichterung, räumt er ein.
"Letztlich hat man beides im Herzen", erklärt er.
"Es ist eine sehr schöne Zeit als Landrat gewesen, aber ich hoffe jetzt auch, dass mehr Ruhe einkehrt, ich wieder mein eigener Herr bin." Und Langeweile werde bei ihm als Privatmann bestimmt nicht aufkommen, versichert Marr. Allerdings rechnet er nach rund 18 Jahren im Amt schon mit einer Umgewöhnungsphase, wenn die fest verankerten Termine und gewohnten Tagesabläufe plötzlich wegfallen.
Die Wahl will Marr - so wie viele Male zuvor - hautnah miterleben. Zunächst wird er am Sonntag mit seiner Frau selbst ins Wahllokal gehen und seine Stimme abgeben. Am späten Nachmittag wird es ihn ins Landratsamt ziehen. "Ich bin zwar kein Wahlleiter, aber ich schaue schon drauf, dass alles läuft", stellt Marr fest. In seinem Dienstzimmer will er dann verfolgen, wie sich die Wahl entwickelt, in welchen Orten welche Resultate erzielt werden.
Er wird vielleicht sogar seine eigenen Wahlergebnisse aus der Vergangenheit heranziehen, um Wählerbewegungen und Trends ablesen zu können. "Das ist sehr spannend."
Gegen 19 Uhr dürfte seiner Einschätzung nach feststehen, wer sein Nachfolger wird. Zwar kann es bei den Auszählungen und der Datenübermittlung immer mal Nachzügler geben, allerdings rechnet Marr damit, dass sich das Ergebnis zu diesem Zeitpunkt herauskristallisiert haben wird.
Appell an die Bürger
Ein Ergebnis, dass sich Marrs Hoffnung nach auf möglichst viele Wählerstimmen stützen sollte. "Das ist auf jeden Fall wichtig", sagt der Landrat und appelliert an die Bürger, zur Wahl zu gehen. Gerade der Posten des Landrats sei ein entscheidender für die Entwicklung des Landkreises.
Wer diese Aufgabe übernimmt, wird Marr zufolge einerseits mit vielen Stellen vernetzt sein und somit Weichen stellen können. Andererseits leitet derjenige eine Behörde, die sich mit Themen aus allen Alltagsbereichen - von der Müllabfuhr bis zum Straßenbau - befasst. "Es gibt nichts, was bei uns im Landratsamt nicht bearbeitet wird", zeigt Marr die Tragweite der bevorstehenden Wahl auf. "Viele Menschen werden mit dem neuen Landrat zu tun haben", versichert er. "Deshalb sollte man zur Wahl gehen und für den Kandidaten stimmen, den man haben möchte."