Vom Martinszug zur Flüchtlingshilfe

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Beim St.-Martins-Umzug in Steinwiesen reitet der Heilige Martin natürlich voran - dahinter die Kinder mit ihren bunten Laternen. Foto: Susanne Deuerling
Beim St.-Martins-Umzug in Steinwiesen reitet der Heilige Martin natürlich voran - dahinter die Kinder mit ihren bunten Laternen. Foto: Susanne Deuerling
Auch Niklas (li.) und Julia Ebert legen ihre Geschenke für bedürftige Flüchtlingskinder in die Spendenschachtel. Foto: Susanne Deuerling
Auch Niklas (li.) und Julia Ebert legen ihre Geschenke für bedürftige Flüchtlingskinder in die Spendenschachtel.  Foto: Susanne Deuerling
 
Viele lustige bunte Laternen hatten die Kinder zusammen mit ihren Eltern und den Erzieherinnen gebastelt. Foto: Susanne Deuerling
Viele lustige bunte Laternen hatten die Kinder zusammen mit ihren Eltern und den Erzieherinnen gebastelt. Foto: Susanne Deuerling
 
Beim St. Martins Umzug in Steinwiesen reitet der Heilige Martin natürlich voran. Dahinter die Musik und die Kinder mit ihren bunten Laternen. Foto: Susanne Deuerling
Beim St. Martins Umzug in Steinwiesen reitet der Heilige Martin natürlich voran. Dahinter die Musik und die Kinder mit ihren bunten Laternen.  Foto: Susanne Deuerling
 
Erwartungsvoll blicken die Kinder mit ihren bunten Laternen und warten auf den Heiligen St. Martin mit seinem Pferd. Foto: Susanne Deuerling
Erwartungsvoll blicken die Kinder mit ihren bunten Laternen und warten auf den Heiligen St. Martin mit seinem Pferd.  Foto: Susanne Deuerling
 
Auch Lena Beierkuhnlein freut sich mit ihrer Laterne auf den Umzug und legt ein Geschenk für die armen Kinder in die Spendenschachtel. Foto: Susanne Deuerling
Auch Lena Beierkuhnlein freut sich mit ihrer Laterne auf den Umzug und legt ein Geschenk für die armen Kinder in die Spendenschachtel.  Foto: Susanne Deuerling
 

Helfen, teilen und beten: Die Steinwiesener Kindergartenkinder bringen Pakete für bedürftige Flüchtlingskinder in die Kirche.

Der heilige St. Martin hat seinen Mantel geteilt, um dem armen, frierenden Bettler zu helfen. Die selige Mutter Teresa half in den Slums von Kalkutta. Der heilige Franz von Assisi pflegte die Leprakranken. Unzählige solcher Beispiele könnte man anführen. Und dabei wird so vieles im Verborgenen und ganz unauffällig getan. All die kleinen Aufmerksamkeiten, die man anderen Menschen schenkt, all die kleinen Wohltaten, die kranke, alte oder fremde Menschen erfahren, all das ist genauso viel wert wie die Hilfe des heiligen Martin, dessen Gedenktag diese Woche gefeiert wurde.
Auch die Kinder des Kindergartens St. Marien in Steinwiesen feiern "ihren" St. Martin. Mit leuchtenden Laternen, strahlenden Gesichtern und einem "echten" St. Martin auf einem "echten" Pferd. Jenny Engelhardt aus Heinersberg ritt als St. Martin voran und der rote Mantel zeigte schon von weitem, dass der St.-Martins-Umzug kam.
So ziehen sie von der Kirche zum Kindergarten, singen Lieder, die Musik begleitet sie und Gottes Segen liegt über allem. Bei Lagerfeuer, heißem Tee oder Glühwein und bunten Lichtern findet der St. Martinstag auf dem Gelände des Kindergartens seinen Ausklang.


"Martins-Spiel" nicht aufgeführt

In der Kirche hatte Pfarrer Richard Reis die Kinder herzlich willkommen geheißen. "Der heilige Martin war mit Gott ganz besonders verbunden und so können wir durch ihn zu Jesus kommen. Er lehrt uns, auf Gott zu hören", sagte Pfarrer Reis. Diesmal wurde das traditionelle "Martins-Spiel" nicht aufgeführt. Bereits im Kindergarten hatten die Erzieherinnen mit den Kindern zusammen die Geschichte von St. Martin aufbereitet und auch den Übergang zu den anderen Heiligen und den vielen Menschen geschaffen, die immer da sind und helfen. Die russische Legende von der Witwe Varenka ist so eine Geschichte, die sich um Helfen und Gottvertrauen und Gebet dreht. Mit Bildern auf der Leinwand und einer Erzähl-CD tauchten die Kinder und ihre Eltern in die Welt von Varenka ein.
Die Witwe Varenka lebte in den weiten Wäldern Russlands und ihr kleines Haus war ganz aus Holz gebaut und stand tief in den Bäumen. Sie hatte alles, was sie brauchte. Eines Tages warnten sie die Leute vor dem Krieg und den Soldaten, die immer näher kämen. Sie solle fliehen. Aber Varenka blieb und betete zu Gott, dass er eine Mauer um ihr kleines Häuschen ziehen möge, damit die Soldaten sie nicht finden. Doch anstatt der Mauer fanden sich nach und nach der Ziegenhirt Pjotr, dem nur eine Ziege geblieben war, nachdem die Soldaten sein Haus angezündet hatten, der Maler Stiepan, der nur eine einzige Blume und ein Bild gerettet hatte und das Mädchen Bodula mit ihrer Taube in dem kleinen Häuschen ein. Varenka nahm sie auf und gemeinsam beteten sie, dass Gott eine Mauer errichten möge. Dann schneite es die ganze Nacht hindurch und am Morgen war Varenkas Haus so eingeschneit, dass die Soldaten vorüberzogen und es nicht fanden. "Eine Mauer aus Schnee", die Gott um ihr Haus gebaut hat, rettete sie. Da dankten Varenka und ihre Hausgenossen Gott für seine Hilfe und nachdem der Schnee getaut war, pflanzte der Maler seine Blume vor das Haus, das Mädchen fand seine verlorenen Eltern wieder und auch Ziegenwirt Pjotr konnte sich über ein neues Zicklein freuen. So hat Gott alle gerettet, weil sie ihm vertraut und zu ihm gebetet haben. Varenka war froh, dass sie geblieben ist, denn so hatte sie mit Gottes Hilfe helfen können.
Hilfe, die man anderen schenkt, kommt als gutes Gefühl zurück. Aber nicht nur aus Eigennutz sollte man helfen, sondern wirklich aus Überzeugung. Es gibt so viel Leid in dieser Welt, aber wenn jeder nur einem anderen hilft, ist jedem geholfen. Das lernen schon die Kinder im Kindergarten St. Marien in Steinwiesen. Mit kleinen Paketen und Geschenken, die sie in die Kirche mitbrachten und an einen Sammelplatz legten, zeigen schon die Kleinsten, was es heißt, etwas zu teilen. Ein Spielzeug, etwas zum Anziehen oder etwas Süßes zum Naschen.
Die Pakete werden von der Caritas an bedürftige Flüchtlingskinder verteilt. Helfen und Teilen lernen - das stand im Mittelpunkt dieses Festes St. Martin. Deshalb beteten die Kinder in den Fürbitten auch zu Gott, dass sie genauso wie St. Martin und all die vielen Heiligen handeln und helfen können. Sie baten Gott, dass ihre Hände nicht ruhen, die Füße nicht stillstehen und der Mund nicht verstummen soll, damit sie anderen Trost spenden, Hilfe geben und Unrecht anprangern können. Besonders aber baten sie darum, dass Gott ihr Herz bewege, um anderen Geborgenheit schenken zu können. In Anlehnung an den Laternenumzug wollen die Kinder auch Licht sein für Menschen, die ihr Zuhause verloren haben und auf der Flucht sind, Licht sein, damit sie sich nicht so fremd fühlen.