Überfall auf Unterrodacher Spielothek: Täter ist weiter auf der Flucht
Autor: Marian Hamacher
Unterrodach, Montag, 10. Oktober 2016
Schon eine Stunde nach dem Notruf wurden erste Personen überprüft - ohne Ergebnis. Das Tagesgeschäft im Casino geht indes weiter.
Ein weißer Kastenwagen steht einsam in den Parkbuchten, während der Verkehr der B303 lautstark vorbeirauscht. Zu sehen ist er von der Straße aus ebenso wenig wie die Spielothek in der Jahnstraße hinter ihm. Die Gefahr, an diesem Fleckchen von Unterrodach beobachtet zu werden? Gering. Ein perfektes Szenario für einen Überfall.
Das dürfte sich wohl auch der Unbekannte gedacht haben, der sich am Sonntag gegen 17 Uhr durch den Hintereingang in die Spielstätte schlich.
Schnelle Informationen
Kurz bevor der Täter mit einem dreistelligen Betrag wieder durch die Hintertür verschwand, drehte sich der erschrockene Angestellte nach Angaben der Polizei noch einmal um. "So hat er einen kurzen Blick auf ihn erhaschen können", teilt Höfer mit. Aufgrund dessen sucht die Kriminalpolizei Coburg nun nach einem dunkel gekleideten, etwa 30 Jahre alten Mann, der zirka 1,80 Meter groß ist. Der Täter soll zudem schlank sein, einen Kronacher Dialekt sprechen und dunkle Haare haben, die hinten etwas länger, an den Seiten jedoch kurzrasiert sind. "Eine Fahndung ist immer schwierig, wenn man recht wenig Ansatzpunkte hat. Man ist da immer auf schnelle Informationen angewiesen", sagt Höfer. Je mehr Hinweise zur Verfügung stünden, desto mehr Folgemaßnahmen könnten eingeleitet werden. Doch viel mehr außer der flüchtigen Personenbeschreibung stand der Polizei zunächst nicht zur Verfügung.Noch immer wird nach Hinweisen dazu gesucht, wie der Räuber den Tatort verlassen hat. "Das kann zu Fuß gewesen sein, mit dem Taxi oder mit dem Fahrrad", erklärt Höfer. "Wir haben natürlich Taxianbieter kontaktiert, um zu überprüfen, ob er so weitergefahren ist." Auch an "relevanten Ecken des Straßennetzes" seien Beamte positioniert worden. Doch sowohl ihr Einsatz als auch der, der eingesetzten Streifen- und Zivilpolizisten blieb ohne neue Erkenntnisse.
Fahndung dauert an
Gerade die Stunden nach einem Notruf sind besonders intensiv, so Höfer. Gerade wenige Stunden später habe es einige Hinweise gegeben - zielführend waren sie aber nicht. "Die Polizei hat mir gesagt, dass sie sich schon vorstellen können, wer es war", sagt Maik Fischer. Der Spielothek-Mitarbeiter eilte kurz nach der Tat zu seiner Arbeitsstätte, um dem überfallenen Kollegen zu unterstützen. Die Polizei bestätigt auf Nachfrage, dass bei Fahndung mehrere Personen überprüft wurden. Unter anderem in Steinwiesen, wo die Ordnungskräfte mit zwei Streifen- und einem Mannschaftswagen anrückten. Festgenommen wurde aber niemand. Derzeit gibt es laut der Polizei noch einen Hinweis, dem nachgegangen werden muss. "Jetzt wird an Hinweisen ausgeschöpft, was geht. Das Fachkommissariat hat auf jeden Fall gut zu tun", sagt Höfer.
Während die Fahndung noch andauert, steht hat Fischer im Casino die Türen schon wieder geöffnet: "Es geht ganz normal weiter. Sofern man normal sagen kann." Ob sich sein Kollege in ärztliche Behandlung begeben hat, wisse er nicht. "Ich habe es ihm auf jeden Fall geraten", sagt der Angestellte. "Es ist ja schon eine besondere Situation, wenn einem ein Gegenstand in den Rücken gedrückt wird." Ein komisches Gefühl empfinde er nun allein im Laden aber nicht - auch wenn die Spielstätte schon zwei Wochen nach der Wiedereröffnung das Ziel eines Überfalls wurde.
Vom Polizeieinsatz gleich vor den Toren seiner Firma ist Stefan Holzmann nur wenig überrascht. "In den acht bis zehn Jahren, die es die Spielothek gibt, gab es bestimmt schon zwei oder drei Einbrüche", sagt der Besitzer der nur wenige Meter entfernten Avia-Tankstelle. Lediglich die Art des Verbrechens sei neu. "Meine ganz persönliche Vermutung ist ja, dass es jemand war, der dort Gast war und wusste, dass nicht viel los ist. Vielleicht sah er so eine schnelle Möglichkeit, sein verspieltes Geld wieder zurückzubekommen."
Kein Videomaterial
Zeuge des Überfalls wurde aber weder er noch einer seiner Mitarbeiter. Denn sonntags ist die Tankstelle nach 15 Uhr nicht mehr besetzt. Eine Überwachungskamera und somit Aufnahmen gebe es aber nicht. Hinweise nimmt die Coburger Kriminalpolizei auch weiterhin unter der Telefonnummer 09561/6450 entgegen.