TV-Hersteller Loewe: Aus der Krise in die Krise
Autor: Anna-Lena Deuerling
Kronach, Freitag, 03. Mai 2019
Bereits zum zweiten mal in seiner langen Unternehmensgeschichte hat Loewe Zahlungsschwierigkeiten - wir blicken auf die Entwicklungen der letzten Jahre.
Loewe steht erneut vor einer finanziellen Krise. Durch ein vorläufiges Insolvenzverfahren in Eigenregie will sich das Unternehmen jedoch wieder sanieren.Bereits in den 90er-Jahren nimmt auf dem Markt der Unterhaltungselektronik eine Entwicklung ihren Anfang, die den weiteren Weg von Traditionsunternehmen wie Loewe bis heute bestimmt. Asiatische Konkurrenz strömt auf den Markt und stößt den schleichenden Niedergang einer Branche an, die sich in Angesicht von Billigproduktion und Preiskampf noch schwer behaupten kann. Für das Kronacher Unternehmen bedeutet das in den 00er-Jahren rückläufige Umsätze und immer weiter zunehmende Unsicherheiten, allen voran bei bis dato rund 1000 Mitarbeitern, die in eine ungewisse Zukunft blickten.
2010 - 2012: Rote Zahlen
Zwar kann das Unternehmen unter anderem durch die Beteiligung von Sharp (2004; 29 Prozent) saniert werden, doch der Druck steigt weiter. Als das Unternehmen 2010 rote Zahlen schreibt, ist es nach Jahren der Krise längst kein Geheimnis mehr, dass Loewe mehr als nur "angeschlagen" ist. Während der Umsatz 2011 noch bei 274 Millionen Euro liegt, geht er im Jahr 2012 auf 250 Millionen Euro zurück. Im Geschäftsjahr 2012 liegt der Verlust bei 29 Millionen Euro. Das Unternehmen leidet zunehmend unter dem Preiskampf der Branche, zugespitzt wird die Situation unter anderem dadurch, dass der Trend zu Flachbildschirmen zu spät erkannt wurde.
2013: Weg zu Insolvenz
Auch ins Jahr 2013 startet das Unternehmen schwach. Im Frühjahr schockt die Firma mit der Nachricht, dass die Hälfte des Grundkapitals bald aufgezehrt sei. 180 der rund 1000 Stellen werden gestrichen. Im Juli stellt die Loewe AG für sich und die Tochtergesellschaft Loewe Opta Antrag auf Gläubigerschutz. Ein sogenannte Schutzschirmverfahren (vorinsolvenzliches Verfahren) wird eröffnet. Loewe zunächst einmal vor Vollstreckungen und Zwangsmaßnahmen der Gläubiger geschützt. Der Vorstand kann im Amt bleiben und die Firma behält ihre Handlungsfähigkeit. Drei Monate wirkt dieser Schutzschirm, bis dahin muss das Unternehmen eine Einigung mit den Gläubigern erzielen und einen Sanierungsplan erarbeiten.
Die Kronacher strecken die Fühler vor allem auf dem asiatischen Markt aus: Ergebnis ist eine strategische Partnerschaft mit dem chinesischen Elektronikhersteller Hisense. Im August 2013 folgt eine Kapitalherabsetzung im Verhältnis 4:1 - das Grundkapital der AG wird um 75 Prozent auf 3,25 Millionen Euro verringert. Dies soll es einem Investor ermöglichen, die Mehrheit an Loewe zu übernehmen. Im Herbst kündigt Loewe Restrukturierungsmaßnahmen an, mit denen ein Stellenabbau einhergehen muss. Circa 150 Arbeitsplätze sind betroffen.
Letztendlich folgt im Herbst die Planinsolvenz. Das Insolvenzgericht Coburg stimmt einer Insolvenz in Eigenverwaltung zu. Der Geschäftsbetrieb wird fortgeführt, ein Sanierungsprozess angestoßen und Investorengespräche fortgeführt.