Druckartikel: Ködeltalsperre im Frankenwald: Bürgermeister von Nordhalben fordert Entschädigung

Ködeltalsperre im Frankenwald: Bürgermeister von Nordhalben fordert Entschädigung


Autor: Stefan Lutter

Nordhalben, Sonntag, 11. August 2024

In der Ködeltalsperre in Oberfranken wird Trinkwasser für viele fränkische Gemeinden gesammelt. Doch es gibt auch Kritik an dem System. Nordhalbens Bürgermeister fordert Ausgleichszahlungen.
Die Ködeltalsperre ist ein riesiger Wasserspeicher - eingebettet in die idyllische Natur des Frankenwalds. Foto: Andreas Schmitt


Tief im Frankenwald wird in der Talsperre Mauthaus im Landkreis Kronach - auch bekannt als Ködeltalsperre - viel Trinkwasser gesammelt. Das Gewässer in Oberfranken ist eine von nur zwei Trinkwassertalsperren in Bayern. Über die Fernwasserversorgung gelangt das Wasser sogar bis in mittelfränkische Ballungsräume wie Erlangen. Und genau dafür fordert der Bürgermeister von Nordhalben jetzt einen finanziellen Ausgleich. 

Das bayerische Umweltministerium lässt die Talsperre derzeit modernisieren, einige Anlagenteile werden saniert, und 22 Millionen Euro stehen laut einer Sprecherin dafür zur Verfügung. Die Trinkwasserversorgung sei während der Baumaßnahmen sichergestellt.

Talsperre Mauthaus: Bürgermeister von Nordhalben fordert "Entschädigung"

Die Talsperre ist etwa 50 Jahre alt - bis zu 16 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr können an die Fernwasserversorgung abgegeben werden. Die Fernwasserversorgung Oberfranken organisiert diesen Prozess. "Wir bekommen das so genannte Rohwasser vom Freistaat Bayern geliefert, der für die Talsperre verantwortlich ist. In unserem Wasserwerk findet dann der Aufbereitungsprozess statt", erklärt Verbandsdirektor Markus Rauh der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Video:




Rund um die Talsperre ist ein kleines Naherholungsgebiet mit Wanderwegen entstanden, Touristiker sprechen gar vom "Frankenwaldfjord". Trotzdem gibt es aus der Gemeinde Nordhalben im Kreis Kronach Kritik. Bürgermeister Martin Pöhnlein, der Vorsitzende der Interessengemeinschaft wasserliefernder Kommunen in Bayern, sagte, er unterstütze die Talsperre und die Fernwasserversorgung auf dem Gemeindegebiet, fordere jedoch einen Ausgleich für seine Kommune.

Denn durch die Schutzvorschriften rund um die Talsperre sei die Gemeinde in ihrem Wachstum eingeschränkt. Neubaugebiete könnten kaum ausgewiesen werden, und Grundstücke im Schutzbereich seien nahezu wertlos. Im Gegensatz dazu könnten Ballungsgebiete in Bayern nur wachsen, weil sie ihr Trinkwasser aus ländlichen Regionen beziehen. "Dafür wollen wir eine Entschädigung." Dass das Wasser momentan ohne finanziellen Ausgleich für ländliche Gemeinden wie Nordhalben bereitgestellt wird, widerspreche der von der Staatsregierung stets zugesagten Stärkung des ländlichen Raums.

Abfuhr des Umweltministeriums: "Wasser ist ein Allgemeingut"

Die Kommunen der Interessengemeinschaft - dazu gehören auch Gemeinden aus Oberbayern, die Trinkwasser für München bereitstellen - haben sich mit ihrem Anliegen bereits an die Staatsregierung gewandt. Zum Anliegen der Interessengemeinschaft hieß es aus dem Umweltministerium: Wasser sei ein Allgemeingut. Für die Verteilung von Wasser gelte das Solidarprinzip. "Es gibt keine rechtlichen Grundlagen für einen pauschalen Ausgleich oder eine Entschädigung an eine Kommune, in deren Gemeindegebiet ein Wasserschutzgebiet liegt." Neben der Talsperre Mauthaus im Landkreis Kronach gibt es noch im Bayerischen Wald die Talsperre Frauenau zur Trinkwassergewinnung.

Mit der Qualität des Rohwassers aus der Talsperre in Oberfranken zeigt sich Verbandschef Rauh zufrieden. Anders als in anderen Talsperren im Bundesgebiet gebe es keinerlei Probleme: "Wir haben ja den Vergleich zu ähnlichen Konstellationen im ganzen Bundesgebiet. Dort schlägt der Klimawandel schon stärker durch, zum Beispiel durch Algenbildung."

Auch in extrem trockenen Sommern wie 2018 und 2019 habe man stets genügend Wasser gehabt. Ein normales Wintervierteljahr reiche aus, um die Kapazitäten wieder aufzufüllen. "Selbst trockene Doppeljahre machen der Talsperre nichts aus." Eine Talsperre sei in dieser Hinsicht absolut sinnvoll und habe sich bewährt. Um die Anlage zukunftsfähig zu halten, habe man bereits Überlegungen gestartet und berate sich mit Experten aus der Wissenschaft, so Rauh. "Wenn wir jetzt Entscheidungen treffen zum Leitungsbau, zur Anlagentechnik, dann muss das in den kommenden Jahrzehnten funktionieren. Das ist unsere Herausforderung, deshalb müssen alle Maßnahmen gut überlegt sein."

Daten und Fakten zur Ködeltalsperre

Das Bayerische Landesamt für Umweltschutz listet die Trinkwassertalsperre Mauthaus im Landkreis Kronach als eine von vielen Trinkwasserspeichern in Bayern. Die wichtigsten Daten zur "Ködeltalsperre":

  • Regierungsbezirk: Oberfranken
  • Gemeinde: Nordhalben
  • Betreiber: Wasserwirtschaftsamt (WWA) Kronach
  • Inbetriebnahme: 1975
  • Gewässer: Tschirner und Nordhalbener Ködel
  • Einzugsgebiet: 38,8 Quadratkilometer
  • Absperrbauwerk Typ: Steindamm mit Innendichtung
  • Absperrbauwerk Höhe: 57 Meter
  • Absperrbauwerk Länge: 285 Meter
  • Vorsperre: vorhanden
  • Stauraum bei Stauziel: 19,5 Millionen Kubikmeter
  • Seefläche bei Stauziel: 0,9 Quadratkilometer
  • Uferlinie bei Stauziel: 10,7 Kilometer
  • Funktionen: Trinkwasserversorgung, Hochwasserschutz, Niedrigwasser, Energieerzeugung
  • Hochwasserschutzraum: 1,3 Millionen Kubikmeter
  • Betreiber der Wasserkraftanlage: Bayerische Landeskraftwerke
  • Rohwasserabgabe: bis zu 16 Millionen Kubikmeter pro Jahr an die Fernwasserversorgung Oberfranken (FWO)

Der Naturpark Frankenwald im Norden Frankens ist nicht nur bei Wanderern beliebt. Das gut ausgebaute Radwegenetz sorgt auch bei vielen Radlern inmitten der "grünen Krone Bayerns" für Abenteuerfreude. Wir zeigen dir 10 der besten Radwege in Bayerns erster "Qualitätsregion Wanderbares Deutschland" - einer davon führt um die Ködeltalsperre. Mehr Nachrichten aus Kronach findest du in unserem Lokalressort. sl/Kathrin Zeilmann, dpa

Amazon Buchtipp: Wanderführer Frankenwald
Artikel enthält Affiliate Links