Staatsanwaltschaft klagt Säuglingsvater aus Wallenfels an

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Die Wallenfelser zeigten in der schwierigen Zeit der Ermittlungen und des Medienrummels Zusammenhalt. Foto: Archiv/Corinna Igler
Die Wallenfelser zeigten in der schwierigen Zeit der Ermittlungen und des Medienrummels Zusammenhalt. Foto: Archiv/Corinna Igler

Die Staatsanwaltschaft Coburg hat Anklage wegen Beihilfe zum Mord in vier Fällen gegen den Ehemann der Mutter von acht toten Wallenfelser Kindern erhoben.

Lange Zeit war gegen den gelernten Metzger wegen eines gewissen Tatverdachts ermittelt worden. Doch Spuren wie Fingerabdrücke oder andere stichhaltige Beweise konnten nicht gefunden werden.

Christian Pfab, Sprecher der Coburger Staatsanwaltschaft, erklärt: "Dem Kindesvater wird zur Last gelegt, ihr (der Mutter; Anm. d. Red.) hierbei Hilfe geleistet zu haben, ohne an den Tathandlungen selbst beteiligt gewesen zu sein."


Überlegungen der Ermittler

Doch was genau bedeutet das? Anscheinend sind sich die Ermittler sicher, dass der Mann wohl von den Schwangerschaften seiner Frau (45) wusste. Doch er unterließ es, Fragen zu stellen, warum diese stets abrupt endeten, ohne dass Kinder zur Welt kamen. Zudem soll die Mutter sich durch diese Interessenlosigkeit in ihrem Tun bestärkt gefühlt haben, so dass es zu weiteren Morden an neugeborenen Säuglingen kam.
Rein rechtlich sprechen Fachleute dann von psychischer Beihilfe. Im Falle einer Verurteilung würden dem Vater mindestens drei Jahre Haft drohen. Die Staatsanwaltschaft verweist gegenüber unserer Zeitung nur auf Indizien, die allerdings erst während eines späteren Prozesses präsentiert werden sollen. Da die Staatsanwaltschaft nicht von einer Fluchtgefahr des Vaters ausgeht, bleibt er zunächst auf freiem Fuß.

Es dürfte aber äußerst schwierig sein, ohne konkrete Aussagen oder Beweismittel dem Mann die Tatbeteiligung vor Gericht nachzuweisen. Pfab betont jedoch: "Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass beide Angeschuldigte aus sonstigen niedrigen Beweggründen gehandelt haben, um ihr Leben uneingeschränkt von weiteren Kindern fortführen zu können."

Mitte November vergangenen Jahres waren in einem Anwesen in Wallenfels acht Babyleichen entdeckt worden - in einem Abstellraum, in Plastiktüten und Handtücher eingewickelt. Die toten Körper waren so stark verwest, dass die Obduktion nicht einmal mehr klären konnte, wann die Neugeborenen starben. Untersuchungen ergaben zunächst, dass sechs der Säuglinge von ihrer Entwicklung her lebensfähig gewesen wären.


Mutter weiter in U-Haft

Die Mutter der Säuglinge bleibt weiter in U-Haft. Sie hatte in ersten Vernehmungen eingeräumt, einige Säuglinge lebend geboren und umgebracht zu haben. Am 14. November nahmen sie die Fahnder in Kronach fest - ihr neuer Freund hatte sich an die Polizei gewandt. Die Sonderkommission "Schlossberg" der Polizei hatte annähernd 40 Vernehmungen und umfangreiche Durchsuchungsmaßnahmen sowie die Auswertung der rund 100 gesicherten Spuren durchgeführt. Dabei hat sich der dringende Tatverdacht gegen die Mutter der Babys wegen Mordes erhärtet.

Spätestens, wenn die Verhandlung beginnt, werden sich die Wallenfelser wieder mit diesem Thema konfrontiert sehen - und vermutlich mit einem neuerlichen Medienrummel. Dabei habe sich die Situation in der Stadt inzwischen emotional beruhigt, wie Bürgermeister Jens Korn (CSU) feststellt. "Im November herrschte ein Schockzustand", blickt er zurück. Heute beschäftigten die Vorfälle die Bürger immer noch, doch habe sich zu einem gewissen Grad der Alltag eingestellt. Auch die betroffene Familie lebe wieder in ihrem Haus inmitten der Stadt.
Korn erwartet mit dem Prozessbeginn eine gesteigerte Aufmerksamkeit der Medien für Wallenfels. "Damit müssen wir umgehen. Das haben wir im November ja auch geschafft", sagt er und setzt großes Vertrauen in ein besonnenes Verhalten seiner Mitbürger. Das hätten sie schon während der Ermittlungen gezeigt. Da habe ein großer Gemeinschaftsgeist geherrscht.


Lob für die Wallenfelser Bürger

Der Bürgermeister blickt zurück: "Ich muss den Wallenfelsern ein großes Lob aussprechen, wie sie sich verhalten haben. Sie haben das Spiel einiger Medien, die im Dreck graben wollten, nicht mitgemacht." So habe man der betroffenen Familie und vor allem den Kindern eine schwere Hypothek für die Zukunft erspart.