Staatliche Anerkennung nun greifbar

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Die bisherige FOS-Heimat in Ludwigstadt Foto: Archiv
Die bisherige FOS-Heimat in Ludwigstadt Foto: Archiv

Die Prüfungsergebnisse die FOS am Rennsteig liegen vor: Fast alle Schüler haben bestanden. Nun zieht die Schule nach Kronach.

Es ist geschafft, die langersehnte Quote wurde erreicht. Von zehn Schülern der FOS am Rennsteig haben neun bestanden. Das teilte der stellvertretende Schulleiter, Klaus Marr, am Montagnachmittag mit. "Ich bin sehr glücklich", so der Schulleiter Hubert Sendl. Er befindet sich zurzeit im Krankenstand, aber der Münchner macht deutlich: "Ich will zurückkommen und am Projekt weiterarbeiten!". Sein Arbeitsort wird dann Kronach sein.
Auch die Fraktionsvorsitzenden der etablierten Parteien im Kreistag gratulieren zum Ergebnis. Landrat Klaus Löffler (CSU) spricht von "hervorragenden Prüfungsergebnissen." Und: "Der Erfolg der FOS am Rennsteig ist eine tolle Gemeinschaftsleistung.
"Eine wichtige Hürde wurde genommen". kommentiert der SPD-Fraktionsvorsitzende Richard Rauh. Die staatliche Anerkennung sei nun greifbar nahe. Bezüglich der Standortfrage meinte er, dass er gerne die FOS weiterhin in Ludwigsstadt gesehen hätte. "Aber das Leben ist kein Wunschkonzert!" In diesem Zusammenhang wies er darauf hin, dass der Träger Sabel nur in Kronach eine Zukunft für eine Fachoberschule sah.
Über den Erfolg freute sich auch der CSU-Fraktionsvorsitzende Bernd Liebhardt. Es sei ein Signal für die FOS. Er hoffe nun, dass alle verantwortlichen Mandatsträger das Projekt "FOS in Kronach" mit tragen.
Vielleicht hätte man noch etwas Geduld haben müssen, so die Fraktionsvorsitzende der Frauenliste, Petra Zenkel-Schirmer. Für sie heißt es nun, dass mit einer "guten Werbung" gestartet werden müsse, um Schüler für eine FOS in Kronach zu gewinnen.
Die FOS in Kronach bezeichnete der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler, Stefan Wicklein, als ein "super ergänzendes Angebot", zumal die Wirtschaft dabei eine herausragende Rolle spielt.
Die Schule hatte keine andere Wahl als nach Kronach zu gehen, so Hubert Sendl. In diesem Zusammenhang betonte er, dass Sabel vom Rennsteigverein im Frankenwald die Kündigung erhalten habe. Und: "Ohne Baumgärtner gäbe es diese Schule im Landkreis nicht mehr!". Er sei es gewesen, der ein neues Konzept auf die Beine gestellt habe. Sendl geht nun davon aus, dass die Schule im Zuge der staatlichen Anerkennung und aufgrund dessen, dass die Unternehmer im Norden weiterhin mit im Boot seien, auch mehr Schüler bekommt.
Das hofft auch der Steinbacher Unternehmer Nikolaus Wiegand. "Ohne Schüler gibt es keinen Schulbetrieb!" Er war es, der zusammen mit dem Kleintettauer Unternehmer Carl-August Heinz vor über fünf Jahren 400 000 Euro zur Verfügung stellte, und somit den Grundstein für die FOS am Rennsteig legte. Wiegand meint zwar: "Kronach ist nicht meine erste Wahl!". Aber er betont auch: "Wir sollten jetzt den Rückenwind nutzen, der mit diesem Ergebnis erzielt wurde!" Und er hofft auf eine schnelle staatliche Anerkennung. "Hier ist die Politik ist gefordert!"
Durchaus kann sich Nikolaus Wiegand vorstellen, dass er und auch die weitere Partnerunternehmen nicht nur Praktikumsplätze, sondern auch zusätzlich und unter bestimmten Voraussetzungen Stipendien für FOS-Schüler anbieten, um somit die Schule mit Leben zu erfüllen und aber auch um Nachwuchskräfte zu generieren.
"Die FOS braucht dringend die staatliche Anerkennung", äußert sich Carl-August Heinz. Nachdem sich die Hoffnungen, dass Schüler aus Thüringen die FOS in Ludwigsstadt annehmen, nicht erfüllt hättenn, hoffe er nun, dass die FOS in Kronach Akzeptanz finde. Als dringend notwendig erachtet er eine Realschule in Pressig, denn: "Sonst wandern immer mehr Kinder aus der Rennsteig-Region nach Thüringen ab."
Über den Erfolg freut sich MdL Jürgen Baumgärtner (CSU). Es sei eine schwierige Situation im März gewesen, erinnert er. Die finanziellen Ressourcen waren aufgebraucht und es lagen keine Schüleranmeldungen vor. Der Rennsteigverein hatte Sabel gekündigt und die Schule stand vor dem Aus.
Jürgen Baumgärtner ist zuversichtlich, das mit dem neuen Konzept mittelfristig auch wieder eine FOS im Norden etabliert werden könnte. Dabei denkt er an einem technischen und wirtschaftlichen Zweig. Und damit ist er der gleichen Meinung wie Landrat Klaus Löffler und der CSU-Fraktionsvorsitzende Bernd Liebhardt. Aber, so Baumgärtner: "Zuerst müssen wir aber die FOS in Kronach gesund machen!". Sein Dank und auch der des Landrats geht an die Unternehmer, die erklärt haben, weiterhin Partner der FOS in Kronach zu bleiben und gar Stipendien anbieten wollen. "Damit haben wir ein Alleinstellungsmerkmal!". Und auch Löffler betont, dass es wichtig sei, dass sich die Firmen aus dem Norden weiterhin mit ihrem Know how und Praktika in das FOS-Projekt einbringen.
Baumgärtner macht aber auch deutlich, dass man "40 Jahre verfehlte Schulpolitik nicht in drei Jahren wieder gutmachen kann." Und für ihn habe der Landkreis nur eine Chance, wenn alle Probleme ergebnisoffen diskutiert werden und man die Zukunft selbst in die Hand nimmt!"
Und was sagt nun die Projektgruppe unter der Federführung des Ludwigsstädter Bürgermeisters Timo Ehrhardt: Das Ergebnis erfülle sie mit Freude und Stolz, so war zu hören. Das Engagement zeige, dass auch eine kleine Schule wie die FOS in Ludwigssstadt zum Erfolg geführt werden könne. Der Verein bedankt sich weiter für die gute Zusammenarbeit. Für den Standort Kronach wird die notwendige Akzeptanz gewünscht, damit diese Schule nachhaltig erfolgreich wird.
Übrigens: Der aktuelle Stand was die Anmeldung von Schülerzahlen für das kommende Schuljahr 2017/18 betrifft, da wollte sich keiner äußern. Man will erst die nächsten Wochen abwarten, hieß es.


Das kommt aus dem Kultusministerium

Antrag Der Leiter der Pressestelle des Kultusministeriums, Ludwig Unger, wies darauf hin, dass der vom Schulträger Sabel gestellte Antrag auf staatliche Anerkennung der FOS derzeit beim Ministerialbeauftragten für die Berufliche Oberschule in Nordbayern zur Prüfung vorliegt. Das Ergebnis werde dem Ministerium voraussichtlich Mitte Juli mitgeteilt. Eine staatliche Anerkennung zum neuen Schuljahr 2017/2018, so Unger, sei damit grundsätzlich möglich.
Unterricht Angesprochen auf eventuell weitere Anerkennungsvoraussetzungen meinte Unger, dass geprüft werde, ob von allen an der Schule tätigen Lehrkräfte die erforderlichen Unterrichtungsgenehmigungen vorliegen, ob sich der Unterricht nach den vom Bayerischen Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst erlassenen Stundentafeln und Lehrplänen richtet.
Auch wenn nun die FOS nun die staatliche Anerkennung hat, werden die Lehrkräfte weiterhin vom Schulträger entlohnt. Sabel würde dann einen Zuschuss erhalten, der sich am durchschnittlichen Gehalt eines Lehrers orientiert.

Schulgeld Und das Schulgeld? Hier sprach Unger davon, dass es für beitragsmäßige Vorgaben für das Schulgeld keine Rechtsnormen gibt. Falls Schulgeld bezahlt werden müsste, würden alle Schüler, das Schulgeld bis zu einer Grenze von 71,75 Euro vom Staat ersetzt bekommen. vs




Historie

Die private FOS am Rennsteig startete im September 2012. Wenige Tage zuvor erhielt diese ihre staatliche Genehmigung. Die finanzielle Grundlage für diese Bildungseinrichtung kam von den Unternehmern Carl-August Heinz und Nikolaus Wiegand, die zusammen für die ersten drei Jahre 400 000 Euro zur Verfügung stellten. Der Landkreis gab 300 000 Euro. Im Juni 2013 gab es für die FOS am Rennsteig Leader-Fördermittel in Höhe von 150.000 Euro.
Die Förderung kam sehr gelegen, da man für die Schule über den dreijährigen Projektzeitraum rund 950 000 Euro ausgeben musste. Auch die Carl-August Heinz-Stiftung gab eine weitere Spende. Unter anderem wurde an der Schule in Ludwigsstadt ein vollkommen neuer Physik- und Chemieraum errichtet (330 000 Euro). Nachdem für Sabel schließlich im Frühjahr 2017 nur ein Standortwechsel nach Kronach kam, bewilligte der Kreistag eine Unterstützung in Höhe von 800 000 Euro für die nächsten fünf Jahre. Diese Summe dürfte sich mit der staatlichen Anerkennung reduzieren.
2014 erreichten 5 von 16 Schülern das Fachabitur, ein Jahr später 13 von 20 und im vergangenen Jahr konnten 12 von 14 Schülern das Fachabitur mit Erfolg abschließen. Somit wurde zum ersten Mal die Zweidrittel-Quote erreicht. Wie bereits berichtet, müssen - um die staatliche Anerkennung zu erreichen - zwei Drittel der Schüler an zwei aufeinanderfolgenden Jahren das Fachabitur mit Erfolg bestehen. vs