Weltrekord mit dem gewissen Etwas

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Fotos: Wechselszene
Fotos: Wechselszene
Der frischgebackene Weltrekordhalter im Zielbereich
Der frischgebackene Weltrekordhalter im Zielbereich
 
Eine Stärkung muss auch im feinen Zwirn sein.
Eine Stärkung muss auch im feinen Zwirn sein.
 

Der Kronacher Lehrer Felix Mayerhöfer bekommt einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde: Beim Hamburg-Marathon lief er Weltrekord in einem Anzug.

Der typische Anzugsträger ist Felix Mayerhöfer nicht. "Ehrlich gesagt war ich froh, als ich am Montagfrüh in der Schule wieder Jeans und T-Shirt tragen konnte", sagt der sportbegeisterte 35-Jährige, der nur wenige Stunden zuvor in Hamburg im feinen Zwirn für einen neuen Weltrekord sorgte. Und zumindest diesen Anzug möchte Mayerhöfer auch nicht mehr missen. "Ich habe ihn gleich in die Reinigung gebracht. Ich hoffe, die können ihn noch retten."

Es ist nicht der Schweiß von arbeitsintensiven Tagen im Büro, der sich im Textil festgesetzt hat, sondern der Schweiß eines komplett absolvierten Marathons. Ein Fakt, der für sich alleine schon bemerkenswert klingt, durch die gelaufene Zeit noch zusätzlich veredelt wird.

In 2:42:59 Stunden (insgesamt Platz 110) legte der Kronacher Realschullehrer die 42,2 Kilometer beim 32. Hamburg-Marathon am Sonntag zurück: Neuer Weltrekord für Marathon-Läufer in einem Business-Anzug! Die bisherige Bestzeit (2:58:03) unterbot der gebürtige Oberpfälzer damit locker. Das Ergebnis mit entsprechenden Nachweisen liegt bereits beim Guinness-Buch der Rekorde, die offizielle Bestätigung des Weltrekords wird in Kürze erwartet.


Zwei Marathons in zwei Wochen

Vor knapp drei Wochen wusste Mayerhöfer von seinem möglichen Glück noch nichts. Er bereitete sich gerade auf den Obermain-Marathon in Bad Staffelstein vor, als er die nicht alltägliche Anfrage einer oberpfälzischen Sporteventagentur erhielt. Diese suchte in Kooperation mit einem mittelfränkischen Herrenausstatter einen geeigneten Läufer für den Weltrekordversuch. Mayerhöfer zögerte mit seiner Entscheidung: "Zwei Marathons in zwei Wochen zu laufen ist nicht ohne." Sein Faible für sportliche Herausforderungen siegte am Ende: Ob Halb-Marathons durch Bürogebäude und Parkhäuser oder das Hinauflaufen der Skisprungschanze in Bischofshofen, der 35-Jährige liebt das Extreme.

Geschont hat sich Mayerhöfer übrigens auch beim Obermain-Marathon nicht und lief als souveräner Sieger neuen Streckenrekord. Fünf Tage vor dem Hamburg-Marathon übergab ihm das Modeunternehmen den Lauf-Zwirn. Ein spezielles Modell, mit dem der Ausstatter die Brücke zwischen Business und Sport schlagen möchte. "Es ist ein sportlicher Anzug mit Funktionsfasern, der atmungsaktiv ist", so Mayerhöfer. Bei seinen zwei Trainingseinheiten im Anzug hat er sich gleich wohlgefühlt. "Ich habe schnell gemerkt, dass es keinen großen Unterschied zu langärmeliger Laufkleidung gibt. Er war überraschend bequem", erzählt der 35-Jährige von seinen ersten praktischen Erfahrungen.

Entsprechend optimistisch reiste er in die Hansestadt. "Dass ich die 2:58:03 Stunden schaffe, war ich mir eigentlich sicher. Mein Ziel war eine Zeit von 2:45 Stunden", sagt der Marathon-Läufer, dessen Bestzeit bei 2:30:39 Stunden liegt.


Reaktionen zu Beginn skeptisch

Wie nicht anders zu erwarten, war Mayerhöfer in seinem "Aufzug" bereits beim Start im Fokus des Interesses von Zuschauern und den anderen Athleten. "Als ich bei den ganz schnellen Läufern stand, wurde ich schon etwas von oben herab angeschaut, unter dem Motto ,Was will der denn da mit seinem Werbegag'", berichtet Mayerhöfer und fügt an: "Als sie dann gesehen haben, dass ich doch etwas drauf habe, hat sich das schnell gelegt. Und die Reaktionen der Zuschauer an der Strecke waren Wahnsinn."

Ein Rad- und ein Motorradfahrer haben Mayerhöfer auf Schritt und Tritt begleitet, um den den Rekord detailliert mit Foto- und Videoaufnahmen zu dokumentieren.


Gewaltiges Medieninteresse

Zu warm wurde es Mayerhöfer während des Laufs bei typischem Hamburger "Schietwetter" jedenfalls nicht. "Nach 500 Metern gab es den ersten starken Hagelschauer, da war der Anzug gar nicht so schlecht", sagt der Langstreckenläufer lächelnd. Nach seinem Weltrekord war das Medienecho gigantisch: BILD-Zeitung, Bayerischer Rundfunk, Antenne Bayern und Sat1 sind nur eine Auswahl der Medien, die bei ihm anfragten. "Ich war völlig überrascht, dass es so ausartet", sagt Mayerhöfer. Aus der Schulsekretärin der Siegmund-Loewe-Schule wurde am Montag für einen Tag kurzerhand die persönliche Assistentin des neuen Weltrekordhalters. Natürlich kannte auch die Begeisterung seiner Schüler am Tag danach keine Grenzen. Auf Autogramm-Wünsche antwortete er zunächst ganz cool: "Jeder von euch hat doch ein Autogramm von mir, nämlich auf jeder einzelnen Schulaufgabe."

Ob der Marathon-Start im Anzug ein einmaliges Erlebnis war oder bald wiederholt wird, lässt Mayerhöfer noch offen. "Der Hersteller hat mich bereits gefragt, ob ich beim München-Marathon starten möchte. Eine schnellere Zeit ist sicher noch möglich."